Konzertbericht: Lik w/ Mass Worship

22.04.2023 München, Backstage (Halle)

Klein, aber oho – so ließe sich das Tourpackage beschreiben, das Anfang April im schwedischen Stockholm zur „Tombs Of Misanthropy Tour 2023“ aufgebrochen ist: Mit MASS WORSHIP als einzigem Support beehren LIK nach der pandemiebedingten Verschiebung endlich Europas Clubs.

Zwei Bands, 20€ Eintritt, 20:00 Uhr Beginn – das klingt nach einem fairen Deal. Trotzdem bekommt man im Backstage München zunächst nicht den Eindruck, die Fans hätten angebissen. Als die Türen der Backstage Halle um 19:00 Uhr öffnen, stehen nur einige Metal-Fans über das Gelände verstreut, und selbst um 20:00 Uhr stehen die Reihen noch ziemlich licht. Der erste sommerliche Tag des Jahres scheint den Münchner Metalheads nicht eben Lust auf stickige Hallen-Luft gemacht zu haben.

Davon lassen sich MASS WORSHIP allerdings nicht im Ansatz beeindrucken – im Gegenteil: Gut gelaunt und spielfreudig startet das erst 2018 gegründete Quartett um 20:10 Uhr in sein Set. Insbesondere Fronter Claes Nordin holt das Publikum mit seiner sympathischen Art schnell auf seine Seite – den Rest erledigt die Musik der Band: Geboten wird ein fetter Mix aus rohem HM2-Death-Metal (benannt nach dem stilprägenden Zerr-Effekt „HM2“ von Boss) und fettem Hardcore mit Sludge-Einschlag. Dass das mit nur einer Gitarre in der Besetzung so wuchtig klingt, überrascht – und doch fehlt es bei MASS WORSHIP an nichts.

So können die Schweden das Publikum über 40 Minuten hinweg aufs Beste unterhalten: Die meisten der Songs entstammen dabei dem aktuellen Album „Portal Tombs“ (2022) – mit „Spiritual Destitution“ gibt es aber auch einen Song vom selbstbetitelten Debüt (2019) und mit „NDA“ sogar ein brandneues Stück zu hören. Allen Bemühungen der Band zum Trotz bleiben die Reaktionen verhalten: Gemütliches Headbangen ist hier das höchste der Gefühle – wenngleich sich die Musik durchaus auch trefflich um Moshen eignen würde.

  1. Revel In Fear
  2. Dunes Of Bone
  3. Portal Tombs
  4. NDA
  5. Spiritual Destitution
  6. Orcus Mouth
  7. Scorched Earth
  8. Empyrean Halls

Warum die Umbaupause eine halbe Stunde lang dauert, obschon quasi nichts umgebaut werden muss, ist nicht wirklich nachvollziehbar – auch, weil der Umbau hinter geschlossenem Vorhang vonstatten geht.

Als sich dieser allerdings um 21:20 Uhr öffnet und LIK die Bühne betreten, ist aller Ärger vergessen: Die Allstar-Band, bestehend aus Sänger und Gitarrist Tomas Åkvik (Bloodbath), Gitarrist Niklas „Nille“ Sandin (Katatonia), Schlagzeuger Chris Barkensjö (Witchery) und Bassist Joakim „Myre“ Antman, macht erst einmal mit zwei Songs vom 2020er-Albm „Misanthropic Breed“ Boden gut – danach gibt es auch Material von „Carnage“ (2018) und „Mass Funeral Evocation“ (2015) zu hören. Während das mittlerweile zahlennäßig doch noch etwas angewachsene Publikum erneut wohlwollend Headbangt und laut jubelt, aber keine Anstalten macht, sich zu bewegen, kommen immerhin die Musiker auf der Bühne mit der Zeit in Stimmung.

Der quirlige Nille wirbelt auf der Bühne herum, Basser Myre post wie wildgeworden und Tomas verzieht zur Halbzeit immerhin mal das Gesicht zu einem Grinsen und erklärt auf Deutsch: „Wir sind eine satanische Sludge-Metal-Band!“ Mit dem euphorischem Applaus zwischen den Songs scheint das Münchner Publikum die Lethargie während der Songs jedenfalls wieder wett zu machen: LIK wirken ehrlich angetan von der Resonanz, Tomas lässt keine Pause mehr ungenutzt und scherzt munter mit dem Publikum, und nach gut 65 Minuten und einer herzlichen Verabschiedung vom Publikum hängen LIK mit „Rid You Of Your Flesh“ sogar noch eine echte, nicht obligatorische Zugabe an.

  1. The Weird
  2. Decay
  3. Celebration Of The Twisted
  4. Dr Duschanka
  5. Ghoul
  6. The Deranged
  7. Wolves
  8. Morbid Fascination
  9. Necromancer
  10. Skin Necrosis
  11. Serum 141
  12. Le Morte Homme
  13. Funeral Anthem
  14. Becoming
  15. Rid You Of Your Flesh

Ein paar mehr Fans hätten bei der kleinen Death-Metal-Party im Münchner Backstage ruhig noch auftauchen dürfen – die Anwesenden sorgen jedoch auch so für tolle Stimmung und damit zwei gutgelaunte Bands, die ihrerseits mehr als ordentlich abliefern. Dass LIK die große Hoffnung des schwedischen Oldschool-Death-Metal sind, ist längst kein Geheimnis mehr – wenn aber MASS WORSHIP so weitermachen, sind auch sie schon bald auch kein Insider-Tipp mehr.

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