Konzertbericht: The Black Queen w/ Tennis System, Kanga

23.10.2018 München, Backstage Halle

THE BLACK QUEEN zeigen, dass das Ende ein Anfang sein kann, auch wenn ihre Geschichte schon vor den Enden begonnen hat. Sänger Greg Puciato trug seine Hauptband The Dillinger Escape Plan 2017 zu Grabe, Keyboarder und Produzent Joshua Eustis war 2013 als Livemusiker bei Nine Inch Nails aktiv und spielt in Telefon Tel Aviv. Gemeinsam mit Gitarrist Steven Alexander veröffentlichten sie ihr erstes Album bereits 2016. Mit dem neuen Album „Infinite Games“ geht das Electro-Pop-/Synth-Wave-Trio aus Los Angeles im Herbst 2018 auf Europatour.

Ob es daran liegt, dass Anti-Flag im deutlich größeren Backstage Werk spielen oder parallel das Champions League der Bayern im Club gezeigt wird, ist nicht ganz klar. Pünktlich zum Beginn sammeln sich allerdings nur einige verstreute ZuschauerInnen in der deutlich überdimensionierten Backstage Halle.

Entsprechend beginnt KANGA ihr Set in einer fast leeren Location. Die Sängerin/Produzentin präsentiert ihre Mischung aus kalten Industrial-Techno-Klängen und eingängigen Pop-Hooks alleine mit ihrem Synthesizer und zusätzlichem Playback. Musikalisch ist ihr Auftritt überzeugend, die harten Beats und die zierliche Stimme ergeben eine spannende Symbiose. Die Show, die KANGA dazu abzieht, wirkt allerdings zu gezwungen exzentrisch: Immer wieder biegt sie ihren Oberkörper nach hinten, räkelt sich in aufreizenden Posen, hüpft unkoordiniert herum und wirkt dabei permanent abwesend. Daher ist auch nicht ganz ersichtlich, ob der Sprung von der Bühne am Schluss geplant oder aus Versehen stattfindet. Ein musikalisch überzeugender und stimmiger, konzerttechnisch allerdings eher abweisender Einstieg.

Im Anschluss wird die Bühne deutlich voller, als die vier Musiker von TENNIS SYSTEM mit ihren Punkgaze (wie die Band es selbst nennt) loslegen. Mit starker Verzerrung, permanentem Tremolo und groovigen, tanzbaren Nummern brechen sie mit der Kühle der anderen Bands des heutigen Abends. Dennoch dominiert auch hier ein unbestreitbarer 80er-Einfluss. Der Gesang ist bewusst tief im Sound vergraben, was der Musik gut steht. Allerdings gibt es wohl das gesamte Konzert über einige Probleme mit der Technik, was zu diversen skurrilen Szenen führt. So rennt Gitarrist und Sänger Matty Taylor auf einmal von der Bühne, schraubt an seiner Gitarre herum und lässt dabei permanent Feedback pfeifen. Lediglich von einer kurzen, vernuschelten Ansage zum Schluss des 40minütigen Set unterbrochen, sorgen TENNIS SYSTEM für einige Bewegung und lauten Jubel im zahlenmäßig auf knapp über 100 Gäste angewachsenen Publikum.

Für THE BLACK QUEEN wird die Bühne nun radikal leergeräumt. Bis auf ein Snythesizer- und Keyboard-Pult, einen Mikrofonständer und eine Gitarre ist nun lediglich eine große Leinwand zu sehen. Vor nun mehr ungefähr 150 Gästen kommen die drei Musiker auf die Bühne und schaffen es, durch ihre schiere Präsenz den Eindruck zu erwecken, in einer vollen Halle zu stehen. Leider ist der Sound dabei viel zu leise und Steven Alexanders Gitarre die ersten zehn Minuten des Auftritts quasi gar nicht zu hören. Das hält die Anwesenden allerdings nicht davon ab von der ersten Sekunde an zu den wavigen Beats und dem träumerischen Gesang von Greg Puciato zu tanzen. Dieser hat zwar etwas an Muskelmasse abgenommen, wirkt allerdings mit seiner leidenschaftlichen Stimme so einnehmend wie eh und je.

Die minimalistischen Visuals im Hintergrund ergänzen die Show zwar gelegentlich, allerdings gibt es keine wirkliche Lichtshow oder dergleichen. Gemeinsam mit der minimalistischen Show wirken THE BLACK QUEEN so vor allem zwischen den Nummern öfter mal verloren. Hier wäre ein besseres Konzept möglich, auch wenn dies dem DIY-Anspruch der Band entgegenstehen würde. Nach einer knappen Stunde, die vom Publikum durchgehend laut bejubelt wird, greift Greg schließlich selbst zur Gitarre, sodass die drei Musiker ihr Konzert mit einem Noise-Gewitter zu Ende bringen. Eine Zugabe wäre hier fehl am Platz, sodass der laute Jubel vor einem flimmernden Logo von THE BLACK QUEEN den Abschluss des Abends bildet.

  1. Thrown Into the Dark
  2. No Accusations
  3. Ice to Never
  4. Maybe We Should/Non-Consent
  5. Distanced
  6. Your Move
  7. Taman Shud
  8. That Death Cannot Touch
  9. Secret Scream
  10. The End Where We Start
  11. Now, When I’m This
  12. Apocalypse Morning

Die 80er-Jahre erleben gerade ein musikalisches Revival, dessen Facetten sich an diesem Abend zeigen. Auch wenn die überzeugende Musik vom Auftritt von Kanga etwas übertönt wurde und Tennis System mit technischen Problemen zu kämpfen hatten, ergibt das Paket mit The Black Queen absolut Sinn. Diese konnten überzeugen, obwohl wiederum technische Probleme und der (bewusst gewählte) Minimalismus den positiven Eindruck etwas trübten. Hoffentlich findet das nächste Konzert der Band in München in einem intimeren Rahmen statt – dieser würde dem Sound von The Black Queen deutlich besser stehen.

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