Review An Autumn For Crippled Children – Eternal

(Black Metal / Post-Rock) AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN sind wahrlich ein Phänomen. Während andere Bands Jahre nach ihrer Gründung immer noch kein einziges Full-Length vorzuweisen haben, hauen die drei niederländischen Blackgazer, die bis heute ihre Identitäten verschleiern, mit „Eternal“ mal einfach so ihr sechstes Album raus, obwohl es die Band erst seit 2008 gibt. Kaum ein Jahr vergeht, ohne dass das geheimnisumwitterte Trio sein Wirken in einer beeindruckenden Langrille verewigt. Den Flachländern gehen also offenbar weder die Zeit noch die Ideen aus, vor allem letzteres stellen sie mit „Eternal“ einmal mehr unter Beweis.

Eine stilistische 180-Grad-Drehung haben AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN wohl noch nie vollzogen, das tun sie auch auf „Eternal“ nicht. Vergleicht man ihre neue Platte jedoch beispielsweise mit ihrem Debüt „Lost“, ist eine musikalische Entwicklung unmöglich zu übersehen. Die anfänglich vergleichsweise klare Trennung von Post-Rock- und Black-Metal-Elementen ist inzwischen längst einem – passend zum trostlosen Cover – grauen Mischmasch der beiden Stilrichtungen gewichen, das in dieser Form durchaus Eigenständigkeit besitzt. Diese Verbindung ist im Fall von AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN so innig, dass man sie in keine Sparte so richtig einzuordnen vermag. Schwarzmetallisch sind hier lediglich die kratzigen, eher tief im Mix versteckten, an Deafheaven erinnernden Screams und einige Tremolo-Riffs, für reinen Post-Rock ist „Eternal“ dennoch etwas zu rau.
Dieser Mix mag anfangs seltsam erscheinen, kontrastieren die geradezu transzendentalen Clean-Gitarren und Synthesizer-Flächen im Opener „Eternal Youth“ doch stark mit den stetig rauschenden Gitarrenwellen im Hintergrund, die das ganze Album über gegen die anderen Instrumente branden. Innerhalb kürzester Zeit erkennt man in dem Album jedoch einen unglaublichen Reichtum an Emotionen, sei es nun durch die sphärischen Synthesizer in „I Will Never Let You Die“, die gefühlvollen (nicht kitschigen!) Pianos in „On Fire“, die düster-melancholischen Keyboards in „Days Of Sleep“ oder die stimmungsvollen Streicher im eher ruhigen „Cloud Mood“.
Neben den allzeit präsenten Keyboards drücken aber auch die Gitarren verschiedenste Gefühlslagen in beeindruckender Weise aus. Besonders erwähnenswert sind diesbezüglich das herzergreifende, tiefe Tremolo in „On Fire“ und vor allem die hoffnungsvollen Leads in „You Have Been In The Shadows For So Long“. Brutale Blast-Beat-Exzesse wären hierbei völlig unangebracht, AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN verleihen ihren treibenderen Tracks auch ohne sie mit abwechslungsreichen Drum-Beats und temporeichen Basslines viel Energie.

„Eternal“ ist also ein weiteres Zeugnis dafür, dass AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN eine der interessantesten Bands im Post-Black-Metal-Bereich ist. Ihre Songs sind auch diesmal packend, melancholisch und doch hoffnungsvoll, aber auch ungewöhnlich eingängig und prägnant. Wer verzweifelte Ausbrüche im Stil von Deafheaven sucht, wird hier eher nicht fündig, Fans träumerischer Genre-Vertreter wie Alcest könnten hingegen von der kratzigen Produktion irritiert sein. Dennoch sollten Fans dieser und ähnlicher Bands „Eternal“ unbedingt eine Chance geben, denn in puncto Emotionalität steht das Album denen ihrer Kollegen in nichts nach.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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