Review An Autumn For Crippled Children – Lost

  • Label: ATMF
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

Zwar längst nicht immer, aber doch zumindest von Zeit zu Zeit steckt schon im Bandnamen ein erster Hinweis, was für Musik man erwarten darf. AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN ist so einer – ist wohl jedem schon, wenn er den Namen hört, klar, dass er es hier nicht unbedingt mit leichter Kost zu tun hat… ansonsten tut das Artwork mit seinem leicht morbide wirkende Szenario aus vereinsamten Rollstühlen in einer heruntergekommenen Location sein übriges, diese Intention zu verbildlichen.

Und in der Tat – einfach machen es AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN dem Hörer nicht gerade, ist ihr Debüt „Lost“ doch mit seinen guten 50 Minuten nicht nur ziemlich lang, sondern dabei zudem relativ schwer zugänglich.
Musikalisch im weiten Feld des Depressive Black Metal angesiedelt, kommen mir beim Hören sogleich diverse Vergleichsbands in den Sinn – die deutschen Impavida seien hier genauso genannt wie Ruins Of Beverast, die Australier Austere und nicht zuletzt Lifelover. Und doch: so richtig trifft man den Nagel damit nicht auf den Kopf – ist das, was AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN hier abliefern, allen genannten Bands zwar zumindest in einzelnen Aspekten durchaus ähnlich, aber alles in allem doch irgendwie individuell und eigensinnig. So kommt „Lost“ doomiger daher als meinetwegen Austere, auch wenn hier die Athmosphäre über weite Strecken recht gut vergleichbar ist, weniger poppig als Lifelover mit ihren Ohrwurmmelodien, jedoch eingängiger und (ob der kürzeren Songs) vor allem übersichtlicher als Ruins Of Beverast. Verpackt in ein stimmungsvoll schmutziges Soundgewand räudiger Distortion-Gitarren erkennt man erst bei näherem Hinhören, dass diese oft eher als Rahmen, der melancholische Cleanparts, Gitarren- und Keyboard-Melodien zusammenfasst, fungieren – und leider, wie man sagen muss, bisweilen auch einen Schachpunkt von „Lost“ ausmachen… wirken die verarbeiteten Riffs (zumindest auf mich) gelegentlich einfach einen Tick zu vorhersehbar, zu austauschbar, zu öde.
Doch in gewisser Weise ist genau das der springende Punkt – wird man „Lost“ mit einem derartigen Urteil nämlich insofern nicht gerecht, als dass die dadurch heraufbeschworene triste Gesamtstimmung wohl weit eher der Intention der Künstler entspricht, als Eingängigkeit oder Abwechslungsreichtum.

Mit „Lost“ haben AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN ein in sich geschlossenes – um nicht zu sagen verschlossenes – Album kreiert, welches, wie so mancher Genrekollege, nur mit unzähligen Hördurchläufen geknackt werden kann. Groovende Riffs wie bei Austere oder Ohrwurmmelodien wie bei Lifelover sucht man hier vergebens – statt dessen findet man auf „Lost“ eine knapp einstündige Tristesse, die aus vielen gewöhnlicher Kompositionen ein aussergewöhnliches Ganzes werden lässt.
Alles in allem ein gelungenes Debüt, das auf alle Fälle – Achtung, Kalauer – Lost auf mehr macht und jedem, der sich für das Genre begeistern kann und die Zeit und Geduld mitbringt, die dieses Album mit all seinen verborgenen Details einfordert, durchaus empfohlen werden kann.

Wertung: 8.5 / 10

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