Review Ancestors Blood – Hyperborea

  • Label: Naturmacht
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Esoteric Heathen Metal nennen ANCESTORS BLOOD aus Laitila in Finnland ihren Stil. Mit „Hyperborea“ legen sie bereits ihr drittes Studioalbum vor. Die Band wurde 2002 gegründet, um nach eigenen Angaben ihrer Würdigung für heidnische Glaubensvorstellungen Ausdruck zu verleihen und die Erinnerung an das Altertum mit Zauberei und Ritualen zu bewahren. Muss man also bei aller Esoterik die Klangschalen und Räucherstäbchen bereitlegen?

Ein unheilvolles und düsteres Intro erhebt sich zu Beginn der acht Songs, das klirrendkalte Winde durch die Boxen schickt und sich damit ganz eng an die Atmosphäre des Artworks anschmiegt. Gelegentlich blitzen Keyboard-Schnipsel durch die verschneit-karge Landschaft, die sich vor dem inneren Auge aufbaut. Die ambient-haften Klangstrukturen werden gegen Ende des einleitenden Stückes immer präsenter und verdrängen schließlich das bedrohliche Naturschauspiel zugunsten von plätschernden Wasserklängen. Schnee und Eis scheinen geschmolzen. Doch die wahre eisige Brise erwartet den Hörer erst ab Song Nummer zwei. Kühler nordischer Black Metal paart sich mit orchestralen Elementen zu einem metallischen Produkt, das einen von Beginn an mit seinen unbarmherzigen Klauen erfasst. Keyboard und Gitarren bilden eine gekonnte Einheit, wobei die Saitenfraktion neben Riffwänden auch einschneidende Soli erschafft, die ob ihrer Verspieltheit entfernt an Power Metal erinnern. Obwohl die Songkonstrukte größtenteils im Midtempo angesiedelt sind, wummert im Hintergrund doch verdächtig oft eine Double-Bass. Teilweise möchte man meinen es ist sogar etwas zuviel des Guten. Der Gesang von Frontmann A.T.H. ist des Black Metal würdig, seine Abmischung ist es jedoch nur minimal. Die Screams agieren weit im Hintergrund der Instrumente. Das ist insofern schade, da es nicht am mangelnden Können liegt und die Finnen mit ihrer mystischen Ausrichtung sicher interessante Geschichten zu erzählen haben. Die Langstücke des Quartetts bieten aber ohnehin viel Platz der musikalischen Entfaltung, sodass dieser Mangel nicht ausreicht um das komplette Release in den Abgrund zu reißen. Ansonsten ist die Produktion aber doch sehr klar, aber nicht steril und bringt die gewisse skandinavische Räudigkeitswürze mit. Trotz allem hat man sich irgendwie wohlgefühlt in diesen 42 Minuten. Vor allem dann, wenn einen das Outro „Ascension“ wieder in die todbringende Eiswüste ausspuckt.

ANCESTORS BLOOD haben auf „Hyperborea“ einige interessante, wenn auch nicht bahnbrechende, Ideen und Ansätze mitgebracht. Leider muss man aufgrund der mangelnden Differenzierung in Sachen Gesangsmix einige Abstriche machen, die vor allem zulasten der behandelten heidnischen Thematiken gehen. Der esoterische Ansatz ist durch einige Ambient-Spielereien deutlich vorhanden, wird aber nicht überstrapaziert. Dieses Werk ist ein solides Metal-Album mit einigen Ecken und Kanten, aber auch kleineren Schönheitsfehlern. Wenn diese in Zukunft ausgebügelt werden, kann man sehr gute Veröffentlichungen im Stile von Dimmu Borgir erwarten.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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