Das Cover von "Aftermath" von Angelus Apatrida

Review Angelus Apatrida – Aftermath

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Thrash Metal

Man mag versucht sein, die spanischen Thrasher ANGELUS APATRIDA als noch immer als „Newcomer“ anzusehen, allerdings würde ihnen das nicht gerecht. Die Truppe aus Albacete hat inzwischen über 20 Dienstjahre auf dem Buckel und es in dieser Zeit auf stolze acht Alben gebracht. Nachdem sie zuletzt mitten in der Coronapandemie mit einer schlicht selbst betitelten Platte eine Art Band-Manifest veröffentlicht haben, hört das zwei Jahre später erschienene Album nun auf den Titel „Aftermath“. Für selbige Veröffentlichung haben ANGELUS APATRIDA etliche namhafte Gäste ins Studio geladen, darunter Gitarrist Pablo Garcia von den Power Metallern Warcry und Queensryche-Sänger Todd La Torre.

„Aftermath“ lässt sich mit Begriffen wie „Nachwirkung“ oder „Folgezeit“ übersetzen. Was wäre das schön, wenn sich die aktuelle Weltlage so zusammenfassen ließe, legt es doch nahe, dass irgendetwas überstanden wäre. Die Realität sieht jedoch leider anders aus. Eine Krise folgt auf die nächste und die Handhabe derselben lässt allerorten zu wünschen übrig. Kurz: Es gibt so manches, worüber man zur Zeit wütend sein kann – entsprechend ist „Aftermath“ auch eine ziemlich zornige Platte geworden, auf der die Spanier ihrem Ärger lautstarken Ausdruck verleihen. In kompromisslosen Nummern wie „Scavenger“, „Fire Eyes“ oder „I Am Hatred“ zeigen sich ANGELUS APATRIDA von einer erwartbaren, aber auch ziemlich rabiaten Seite, denn hier wird mit dem gewohnt präzisen, aggressiven Thrash der Truppe gnadenlos alles platt gemacht.

Die Einflüsse sind dabei nach wie vor die gleichen und kommen immer wieder durch, wobei etwa in „Cold“ die Teutonen-Thrasher Destruction und in „Fire Eyes“ oder „Rats“ allen voran neuere Testament als Vorbilder auszumachen sind. Entsprechend klingt Frontmann Guillermo Izquierdo oftmals wie Chuck Billy, wobei er auf „Aftermath“ etwas kehliger singt als in der Vergangenheit – das passt allerdings hervorragend zu den überwiegend härteren Songs. Insgesamt sind die Kernmerkmale des Sounds von ANGELUS APATRIDA auch auf dem achten Album gleich geblieben: Die Spanier punkten mit edelsten Thrash-Riffs zwischen modern und traditionell, garnieren das mit phänomenaler Leadgitarrenarbeit und performen ihre Songs mit fast unmenschlicher Präzision.

Trotzdem treten ANGELUS APATRIDA nicht auf der Stelle – ganz im Gegenteil, auf „Aftermath“ entwickelt die Band ihren Sound sogar enorm weiter: Mit „Snob“, in dem passenderweise Hatebreed-Frontmann Jamey Jasta als Gastsänger auftaucht, flirtet die Truppe ganz offen mit dem Hardcore und klingt teils nach Municipal Waste. Im Kontrast dazu versuchen sich die Thrasher auf ihrem neuesten Album zudem vermehrt an eingängigen Refrains, was an sich zwar gut umgesetzt wird, ausgerechnet im thrashigen „Cold“ oder auch „To Whom It May Concern“ aber zuckrige Metalcore-Vibes versprüht und somit ein wenig befremdlich wirkt. Dass ANGELUS APATRIDA grundsätzlich auch melodischere Songs schreiben können, zeigt das exzellente „Vultures And Butterflies“.

„Aftermath“ macht in jeder Hinsicht deutlich, dass ANGELUS APATRIDA sehr genau wissen, wer sie sind und dass sie sich mit ihrem Sound inzwischen absolut sicher fühlen. So sicher, dass sie meist mühelos neue Einflüsse an Bord nehmen können, ohne ihre Fans dabei vor den Kopf zu stoßen – selbst die Rap-Einlage von ihrem Landsmann Sho-Hai stößt nicht weiter auf, sondern ist sogar einer der besten Momente dieser Platte. Die neue Experimentierfreude der Spanier sorgt dafür, dass ihr Sound frisch bleibt, ohne die stilbildenden Elemente der letzten Scheiben zu verdrängen. Somit ist „Aftermath“ höchstwahrscheinlich das bisher überraschendste Album von ANGELUS APATRIDA, gleichzeitig aber auch eines ihrer besten.

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Wertung: 8.5 / 10

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