Review Auðn – Auðn (Re-Release)

  • Label: Symbol Of Domination
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Island ist mittlerweile bekannt für seine hochkarätigen Rock- und Metal-Bands wie Sigur Rós, Sólstafir oder Skálmöld. Wo diesen Gruppen immer eine ganz besondere Atmosphäre innewohnt, die nur das nordeuropäische Land auf diese Art hervorbringen kann, sind die Genres von Post-Rock bis hin zu Viking Metal vielfältig. In diesem etablierten Reigen namhafter Acts gründete sich 2010 die Atmospheric-Black-Metal-Band AUÐN, die sich auf die melodischen Momente des Schwarzmetalls fokussiert. Wie sehr kann das Quintett aber mit dem selbstbetitelten Debüt punkten? Und vor allem: Wie viel Sinn ergibt dieses Re-Release?

Ganz so melodisch, wie es das zugehörige Promoschreiben vermuten ließ, klingen AUÐN nur bedingt. Die Gitarren agieren zwar in gewisser Weise mit einiger Melodie, die aber weitestgehend in ein harsches Black-Metal-Gewitter eingebettet ist. Eher in schnelleren Gefilden angesiedelt, bildet diese Herangehensweise ein perfektes Konstrukt für ausgelassene Headbang-Orgien. Zwischen diese wild-ausgelassenen Momentaufnahmen schieben sich aber häufiger zurückhaltende Klanggebilde, die der zerbrechlich-instrumentalen Seite des Longplayers Platz bieten und sich weit in das Feld des Post-Rock begeben. Der räudige Gesang von Frontmann Hjalit Sveinsson wird dem gebotenen Genre mehr als gerecht und hat den nötigen Dreck anzubieten. Wenn die Musik es erfordert, hält er sich aber auch stellenweise komplett zurück, wodurch die Intensität nochmals erhöht wird. Besonders gelungen wird diese Herangehensweise im Titel „Feigð“ präsentiert, der bis dahin auch die interessanteste Komposition darstellt.

Der Start der zweiten Albumhälfte erinnert stark an frühe Imperium Dekadenz oder das litauische Ein-Mann-Projekt Fuck Off And Die! („Landvættur“). Letztere vor allem deshalb, weil hier auch eindeutige Crust-Referenzen eingeworfen werden. „Þjáning Heillar Þjóðar“ besticht mit einem Wechselspiel aus ruhigen und energisch-hasserfüllten Momenten. Diese Arbeitsweise steht dem isländischen Fünfer besonders gut zu Gesicht, versteckt aber auch Querverweise zu Alcest, die vor allem in den fast schüchternen Parts durchscheinen, nicht. Den Abschluss bildet der selbstbenannte Titelsong, der mit fast neun Minuten als längstes Stück den Weg aus diesem Release einläutet. Während die bisher gehörten Songs eher kurz gehalten waren, entfalten diese langgezogenen Strukturen einen besonderen Reiz. Das mag vor allem daran liegen, dass diese im Verlauf des Albums nicht überstrapaziert werden. Als Bonus-Material gibt es schlussendlich noch eine Live-Version von „Sífreri“ zu hören, die während des isländischen Eistnaflug Festivals 2015 aufgenommen wurde. Wirklich zwingend ist dieser Zusatz aber nicht, der den einzigen Unterschied zur Erstpressung aus dem Jahr 2014 darstellt.

AUÐN sind eine weitere interessante Band aus dem Land aus Eis und Feuer, die ihre musikalische Darbietung über die metalbegeisterten Musikanhänger hereinbrechen lassen. Das Debütalbum hat dabei mit einigen kleineren Schönheitsfehlern zu kämpfen, die vor allem durch eine zeitweise unpräzise umgesetzte Produktion entstehen. So geht beim Einsatz aller instrumentalen Teilelemente zwar nie der nötige Drive verloren, aber die Songs wirken teilweise extrem verwaschen. Auch in Sachen Schlagzeugarbeit sind einige Takte leicht neben der Spur. An den herausstechenden Merkmalen und am Wiedererkennungswert der großen Landsleute scheitern AUÐN (noch) weitgehend, liefern aber ein spannendes Erstwerk ab, das Lust auf die weitere Entwicklung des Fünfergespannes macht.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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