Review Axel Rudi Pell – Kings And Queens

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Hard Rock

Stellt euch einmal vor, ihr besucht eine Party auf der ihr niemanden kennt. Als schon fest von euch erwartete „Überraschung“ gibt’s als Begrüßungstrunk, wie bei jeder Party, erstmal ein Instrumentalintro, um alle Anwesenden in die richtige Stimmung zu versetzten. Nachdem ihr die ersten oberflächlichen (wie immer eine Übermacht an Fantasy-Lyrics) Gespräche – mal lauter, mal emotionaler – mit den Gastgebern geführt habt, werden auch mal brisantere Themen (Forever Angels – Hymne an die „Hells Angels“) angeschnitten. Bei manch einem der Anwesenden, könnt ihr schon beim Vorstellen erkennen, was so in ihm steckt. (Der Refrain von „Strong As A Rock“ würde von jeder anderen Hard Rock Band ganz sicher absolut identisch umgesetzt). Mit zunehmender Zeit fühlt ihr euch wie unter alten Freunden und beschließt, hier öfters mal vorbei zuschauen. Nach der zigsten gemeinsam durchzechten Nacht allerdings, wenn einem langsam der Gesprächsstoff ausgeht und man die „spontanen“ Spielereien schon vorhersagen kann, werdet ihr beschließen, dass es mal wieder Zeit ist, die Location zu wechseln. Spätestens jetzt bekommt ihr aber eine Einladung von Wattenscheids heißester Blondine zu etwas vermeintlich völlig Neuem…

Mit diesen wenigen Worten ist eigentlich schon alles gesagt, auch wenn auf Einzelheiten des Album nicht näher eingegangen wurde.
Wie immer bekommt man vorzüglichen Hard Rock serviert.
Wie immer sind die meisten Stücke, vom schnellen „Flyin High“ mal abgesehen, im Midtempo angesiedelt.
Wie immer gibt es kaum was auszusetzen – produktionstechnisch sind die Drums für meinen Geschmack etwas zu drucklos dafür ist das Keyboard größtenteils dezent im Hintergrund und fällt dann an entsprechenden Stellen deutlich positiver auf, als das schon bei vorangegangen Alben der Fall war.
Wie immer wurde das Cover von Marc Klinnert gestaltet (zum Glück aber mal wieder etwas anders als die vergangenen sechs Studioalben, die farblich fast geklont wirken).
Wie immer klingt alles sehr ähnlich – sehr nach AXEL RUDI PELL eben.

Es ist schwer; das objektiv zu beurteilen. Genialität am Fließband und was fehlt; ist der Kick. Nicht, dass die Lieder nicht unter die Haut gehen würden oder sich im Ohr festbeißen. Es ist der Blick auf den Kontext, der diesem Werk etwas den Glanz nimmt, weil alles sehr vorhersehbar wird, sobald man mehrer Scheiben besitzt. Man könnte fast sagen, die Langzeitwirkung neuer Platten wird mit zunehmender Begeisterung für die Band (und damit einhergehendem vermehrten Kauf von Alben) immer geringer. Auch stellt sich für mich die Frage, ob entsprechend verklärende Songs für die „Hells Angels“, die ja durchaus auch für negativE Schlagzeilen sorgen, sein müssen oder ob damit nicht einfach versucht wird, sich gegen ein Softie-Image zu wehren. Schon beim „Masquerade Ball“-Album schaut er ungewohnt grimmig vom Posing Photo „Axel At The Hangaround Chapter MC Essen“, ganz im Gegensatz zu diesem betont emotionalen Album. Soft Metal für die Frauen, hartes Biker Image für die Männer? Die Hochzeitsphotos auf der Website reihen sich in dieses ambivalente Imagegewirr nahtlos ein und man darf gespannt sein was noch kommt…

Nichts desto trotz ist „Kings and Queens“ für sich gesehen ein wirklich gelungenes Album. Man merkt vom ersten Ton an, dass es große Musiker sind, die hier zusammen in der Hard Rock Oberliga spielen (kürzlich gab’s Platin für 700.000 verkaufte CDs). Und auch wenn die nächsten 15(!) Alben wieder ähnlich klingen werden, werden sie auch weiterhin dort mitmischen. Ob ich mir die allerdings alle kaufen werde, wag ich zu bezweifeln. Sie werden andere aber mit Sicherheit begeistern…

Wertung: 8 / 10

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