In der Tradition schwedischer Hardrock-Bands, darf man die Formation mit dem eigentümlichen Namen BAI BANG nicht vergessen. Im Gegensatz zu Bands der „zweiten Generation“ wie Hardcore Superstar oder Chrashdiet, wurde der Vierer schon in den 80ern gegründet und hat noch die ausgehenden Hochzeiten des Glam Rock miterlebt. Wann genau die Truppe entstand, kann ich leider nicht sagen, da von der bandeigenen Website nur auf die Myspace-Seite weitergeleitet wird. Ein wenig Biography der Band hätte mich weitaus mehr interessiert.
BAI BANG ließen sich aber auch von den Schwierigkeiten der Spielart in den 90ern nicht irritieren, sondern veröffentlichten fleißig und in aller Regelmäßigkeit – wenn auch mal mit fünf Jahren Abstand – ihre Alben. Das letzte Lebenszeichen stammt aus dem Jahre 2006 und war eine Best-of-Compilation. Nun hat sich Metal Heaven der Glam-Rocker angenommen und released am 24. April das neue Studioalbum „Are You Ready“.
In letzter Zeit kristallisiert sich bei Metal Heaven so etwas wie eine Dominanz des sleazigen Hardrock heraus. Die beiden März-Veröffentlichungen von Chris Laney und Nasty Idols waren großteils auch diesem Genre zuzuordnen. So ein kompositorischer Rohrkrepierer wie „Boys Town“ von den Nasty Idols ist „Are You Ready“ aber nicht. Dafür zielt das Material des neuen Werkes mehr in die Melodic Hardrock-Schublade. Wenn man Vergleiche ziehen will, so würde ich BAI BANG anno 2009 in einen Sack mit Poison, Guns’n’Roses, Cinderella oder Warrant stecken. Mit anderen Worten, die Einflüsse der späten Achtziger sind ziemlich präsent.
Die Mixtur aus sleaziger Dynamik mit teilweise sehr melodischen Hooklines zündet ganz gut. So präsentiert sich die Rhythmusgruppe schön groovy, während die Gitarre für die melodischen Leads verantwortlich zeichnet. Diddi Kastenholt (soll dat denn auch ein Schwede sein? Who knows!) mit seinem recht warmen Stimmklang unterstützt die harmonischen Hooks und haucht vor allen Dingen den Refrains noch mehr Melodik ein. Auch die Background-Choräle passen sich diesem Eindruck an.
Von den Stücken favorisiere ich das schwungvolle und groovige „I Love The Things You Hate“ (wenngleich die Notenfolge im Refrain sehr „inspiriert“ klingt. Hört es euch an, ihr werdet verstehen, was ich meine), die wuchtigste Nummer „Born To Rock“, den flotten Party-Song mit dem absolut passenden Namen „Party Queen“, das eingängige „Bad Boys“ und das Boogie-rockige „Bigtime Party“. Auch die Ballade „Only The Best Die Young“, bei der wohl Bon Jovi Pate gestanden hat, kann mit der Melodie und der gefühlvollen Ausrichtung ganz gut punkten. Bei den zehn Songs schwächeln eigentlich nur „We Come Alive“ sowie ausgerechnet der ziemlich akzentlose Titeltrack.
Die Anhänger des durchweg toughen Sleaze-Rock werden von der teilweise melodischen Ausrichtung vielleicht enttäuscht sein, aber soweit ich mich zurückerinnere bewegten sich BAI BANG ohnehin schon immer an einer Grenze zwischen Glam-Rock-Rotzigkeit und Massenkompatibilität. Damit werden sicherlich Die-Hard-Sleazer ihre Schwierigkeiten haben.
An der Leistung der Musiker kann man nichts meckern. Die Instrumente erfüllen genau den Zweck, den ich bereits weiter oben bereits beschrieben habe. Technisch sind natürlich keine Wunder zu erwarten, doch die sind in dieser Art des Hardrock auch nicht vorgesehen. Diddi Kastenholt hat – verglichen mit anderen Sängern der Sparte – eher wenig Rauheit und Rotz in der Stimme. Für die melodische Seite der Kompositionen ist sie durch ihr Timbre dafür gut geeignet. Hin und wieder wünsche ich mir, dass er Töne noch länger hält.
Ein ordentlicher Kritikpunkt ist die Spieldauer der Scheibe. 33:54 Minuten erwartet man heutzutage – mit Recht! – bereits von EPs. Sicherlich sind die Songs nicht für ausufernde Laufzeiten konzipiert, aber dann muss man eben mehr davon auf ein Album packen. BAI BANG hatten da seit dem letzten Studioalbum vor fast acht Jahren eigentlich auch genug Zeit für.
„Are You Ready“ erhebt keinerlei Ansprüche ein außergewöhnliches oder innovatives Album zu sein. BAI BANG machen Party-Hardrock-Mucke, und dafür ist die Mischung der zehn Tracks auch sehr gut geeignet. Wer sich für Musik an der Schnittstelle zwischen Sleaze Rock und Melodic Hardrock begeistern kann, sollte in „Are Your Ready“ reinhören.
Wertung: 7 / 10