Review Beardfish – Sleeping In Traffic: Part Two

Letztes Jahr machten die Schwedischen Retroprogger BEARDFISH mit ihrem dritten Album „Sleeping In Traffic: Part One“ von sich reden. Als neues Signing bei den Prog-Spezialisten InsideOut wurden sie von vielen Szenekennern als neue Retroprog-Hoffnung gefeiert (gibt es nicht schon genug?). Quasi neben den Flower Kings und The Tangent. Keine Frage: Freunde es reinrassigen Prog der Siebziger hatten sicherlich eine gute Zeit mit dem Album, allerdings fehlte es der Platte etwas an Power, Ohrwürmern und kohärentem Songwriting. Sie war eher ein Topf voller ungeordneter Ideen und wirkte insgesamt etwas farblos und fade.

Nun aber genug der Worte über den Vorgänger, denn der zweite und letzte Teil des „Sleeping In Traffic“-Konzept ist nun zu haben: Die Story des Doppel-Konzeptwerks: 24 Stunden im Leben eines Menschen werden nachempfunden, der erste Teil widmete sich vor einem Jahr dem Tag, auf Part Two wird nun die Nacht vertont.

Zu hören gibt es wiedereinmal röhrenden, sehr Seventies-lastigen Retroprog, der dieses Mal gefühlt etwas schlüssiger rüberkommt und gelegentlich mit tollen Hammondorgel-Attacken und sogar mitreißenden Melodien aufwarten kann. So ist „The Hunter“ durchaus unterhaltsam und „Into The Night“ geht als nette Prog-Nummer durch. Andererseits gibt es aber Nummern, die vermutlich spaßig und unkonventionell erscheinen sollen, wie zum Beispiel „South Of The Border“ mit beinahe Hörspiel-ähnlichen Einwürfen oder aber das völlig überflüssige einminütige Intro „As The Suns Sets“. Solche „Songs“ treffen zumindest meinen Nerv überhaupt nicht. Das Instrumental „Cashflow“ erinnert an einen Mix aus Jahrmarktmusik, SNES-Videogame-Soundtracks und ein bisschen Spock`s Beard-Spaß. Nicht wirklich hörenswert. Bei „The Downward Spiral / Chimney“ kommt erstmals sowas wie Atmosphäre auf. Hier gefällt vorallem der folkloristische Mittelteil und das sich anschließende Finale.

Der mehr als langatmige Titeltrack (36 Minuten!) weißt einen prototypischen Progaufbau auf, hat einige nette Parts, wirkt aber insgesamt viel zu kalkuliert, wirr und einfach nicht rund. Hier hätte man gut und gern ein bisschen straffen können, damit es manche Hörer auch noch bis zum tatsächlich gelungenen Finale des Songs schaffen und die tatsächlich unterhaltsamen „Staying Alive“-Bezüge mitbekommen. Und ob die überwiegende Mehrheit der Progger nun kurze Polka-Ausflüge und ausführlichen Akkordeoneinsatz als fortschrittlich oder nevtötend empfindet, liegt vermutlich wirklich im Auge des Betrachters bzw. Hörers.

Da „Sleeping In Traffic: Part Two“ zahlreiche gelungene Kritiken einfährt, stellt sich mir die Frage, ob im Großen und Ganzen etwas mit meinen Ohren nicht stimmt: Ich empfinde die Musik als eher unspannend, altbacken (und eben nicht erfrischend retro!) und langwierig. Sie reißt nur selten mit, es bleibt schlichtweg zu wenig hängen und der Humor der vier Schweden erreicht mich vermutlich auch nicht. Ich brauche keine Musical- und Zirkusmusikparts. Da greife ich lieber zu The Tangent oder den ebenfalls dieser Tage erscheinenden Simon Says. Da das Material von BEARDFISH handwerklich und auch produktionstechnisch aber voll in Ordnung geht, gibt es noch durchschnittliche sechs Punkte!

Wertung: 6 / 10

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