Review Beardfish – The Void

„The Void“ ist bereits das siebte Album der schwedischen Retroprogger BEARDFISH. Die stilistisch überaus vielseitige, aber irgendwie auch immer ein wenig blasse und unaufdringliche Musik der Band wurde von Chef Rikard Sjöblom und seinen Mannen über die letzten neun Jahre Stück für Stück verfeinert. Sie ist wie ein guter Wein gereift. Leider haben BEARDFISH bei dieser schrittweisen Evolution ein wenig an Spielfreude und -witz eingebüßt.

Doch wenn nach dem kurzen Spoken-Word Intro von Andy Tillison (The Tangent) plötzlich schroff riffende Gitarren und polterne Rhythmen über den Hörer herfallen, möchte man dem Quartett zunächst attestieren, dass die Überraschung geglückt ist. So kantig, so vital, so düster hat man sich die vier Herren Anno 2012 einfach nicht vorgestellt. Und auch das Hauptriff des folgenden „Turn To Gravel“ groovt mit einer solchen Seelenruhe, dass man gar das Wort „Doom“ in den Mund nehmen möchte. Langsam fragt man sich, ob Rikard Sjöblom dieses Mal einfach keinen Bock auf verträumte Prog-Longtracks, experimentell-schräge Ausflüge und die geliebten Keyboards hatte.

Solche Sorgen sind allerdings unbegründet: Diese ersten beiden Songs von „The Void“ sind mit Abstand das Revolutionärste, was die Scheibe zu bieten hat. Schon Track Nr. 3, „They Whisper“, klingt wieder nach den typisch lyrisch-klassischen BEARDFISH, wenn auch vielleicht etwas rockiger als bisher. Und spätestens, wenn das jazzig-verspielte „Seventeen Again“ und das romantische „Ludvig & Sverker“ durch die heimischen Boxen schallt, sollte jeder Anhänger der Band Freudensprünge machen.

Auf diesem bekannten Terrain spielt der Vierer sein ganzes Potenzial aus, besticht vor allem mit betörenden Melodien, die alles andere als alltäglich sind und deshalb eine umso höhere Halbwertszeit haben. „Ludvig & Sverker“ beispielsweise erinnert in Melodieführung und Atmosphäre stellenweise überdeutlich an die frühen King Crimson – ein Name, der immer wieder gerne in Zusammenhang mit Rikard Sjöblom & Co. fällt und auch fallen sollte. Auch das längste Stück der Platte, das beinahe 16-minütige „Note“, weiß zu begeistern – BEARDFISHs Gespür für echten Retrosound ist einfach beeindruckend und ansteckend. Auch wenn es vielleicht ein paar Durchgänge braucht, das zu realisieren.

Letzten Endes ist „The Void“ nichts anderes als die logische Weiterentwicklung seiner zwei Vorgänger. Die beiden rockigen Eröffnungstracks sind dabei keineswegs so revolutionär für die Band, wie man zunächst denken mag. Schon auf dem letzten Album „Mammoth“ gab es klare Tendenzen in diese Richtung. „The Void“ tönt lediglich etwas konsequenter und entschlossener. Eine gute Platte, die lange Spaß bereitet und das in den letzten Jahren von der Band etablierte Niveau mühelos hält.

Wertung: 8.5 / 10

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