BILLY IDOL bedarf keiner langen Vorstellung – mit Generation X prägte er Ende der 70er zunächst die britische Punk-Szene maßgeblich mit und schuf nur wenig später unter eigenem Namen Hits und Alben für die Ewigkeit. Sein Platz im musikalischen Olymp ist dem Mann damit schon lange sicher, allerdings reicht das offenbar nicht, denn Mr. Idol ist bis heute aktiv. Nachdem er sich zuletzt mit „The Roadside“ und „The Cage“ auf EPs beschränkte, steht mit „Dream Into It“ elf Jahre nach „Kings & Queens Of The Underground“ endlich wieder ein volles BILLY-IDOL-ALbum in den Regalen.
Mit seinem Titeltrack findet „Dream Into It“ einen sehr seichten Einstieg, der sich als überaus passend erweist, denn man hat es hier mit einem insgesamt sehr seichten Album zu tun. Das ist aber keineswegs mit „trivial“ gleichzusetzen, denn die Musik von BILLY IDOL hat nach wie vor Substanz – allerdings unterscheidet sie sich 2025 durchaus von dem, was Fans seiner stilbildenden Platten erwarten könnten. Statt markig-bissigem Dancefloor-Punk gibt es im erwähnten Opener dezente Beats, zu denen der anschmiegsame Gesang und die idyllischen Synthie-Klanglandschaften unaufgeregte A-ha-Vibes erzeugen. Wenngleich weit entfernt von „Rebel Yell“, sind diese atmosphärischen Nummern – als Beispiele eignen sich auch „I’m Your Hero“ oder „John Wayne“ – ziemlich gelungen und liefern den richtigen Soundtrack für übernächtigte Cabriofahrten im Morgengrauen.
Natürlich gibt es auf „Dream Into It“ auch eher typisches BILLY-IDOL-Material: Schon „77“ spielt nicht nur textlich, sondern auch mit ansatzweise breiten Gitarren auf die Hochphase des britischen Punk an und auch „Gimme The Weight“ geht in eine ähnliche Richtung. Es scheint aber, als hätte sich Mr. Idol für derartige Songs weit mehr anstrengen müssen als für die ruhigeren Titel auf „Dream Into It“. Ihnen allen fehlt der düstere, beinahe erotische Charme, der BILLY IDOL einst zu einem der Idole der Gothic-Szene machte – man weiß auch auf diesem Album, was gemeint ist, aber es wirkt ein wenig aufgesetzt.
Dass er es noch immer drauf hat, beweist BILLY IDOL mit dem abschließenden „Still Dancing“. Die Nummer, deren Titel ziemlich sicher eine Anspielung auf seine 1981er Hit-Single „Dancing With Myself“ ist, bietet alles, was sich Fans wünschen könnten und hält tatsächlich locker mit den großen Hits des Briten mit. Da ist es fast ein bisschen schade, dass diese Glanztat ganz ans Ende der Platte gestellt wurde. Angesichts des vorwiegend zahmen Liedguts auf dem Album liegt aber auch der Gedanke nahe, dass BILLY IDOL zumindest während der Arbeiten an „Dream Into It“ eigentlich ganz andere Musik machen wollte …
„Dream Into It“ ist nicht das Album, das sich Fans seiner Hochphase von BILLY IDOL wünschen dürften, aber es verdient auch von ihnen eine Chance. Die dezent rockenden Stücke der Platte sind solide und in seinen gefühlvollen, atmosphärischen Momenten ist „Dream Into It“ richtig gut. Die mittlerweile hörbar gealterte Stimme des Rockers vermittelt eine Emotionalität, die früher kaum denkbar gewesen wäre und Gitarrist Steve Stevens veredelt auch die filigransten Momente mit seinem geschmackvollen Spiel. Im gleichnamigen Song heißt es „I still got a wild side.“ Das mag durchaus sein, doch steht sie auf „Dream Into It“ nicht im Vordergrund. Wer sich darauf einlässt, lernt den mittlerweile 70-jährigen BILLY IDOL nochmal von einer neuen Seite kennen.
Wertung: 6.5 / 10
Die Platte hat super Momente und vieles erinnert an seine geile Phase von 81 bis ca 93. Die Cyperpunk war später eine Platte die ich sehr mochte. Die Eps im den letzten Jahren hatten einige gute Songs, aber auch einige Songs, die zu seicht waren.
Auf der neuen Scheibe gefallen mit Still Dancing, Too much fun, Wildlife mit J. Jetzt. 77 ist grausig. Insgesamt eine gute Scheibe. War ein langer Weg vom Punk mit Generation X zum Powerpoint. Aber er lebt noch, damit war in den 90er in 00er Jahre nicht mit zu rechnen. Läuft auch auf OpenRadio https://laut.fm/openradio
Endlich mal ein Kritiker, der einfühlsam schreibt. Man merkt, dass wirklich alles gehört wurde. Gutes Urteilsvermögen. Ich liebe Billy Idol nämlich seit 42 Jahren, und habe das Gleiche darüber gesagt. Billy hat in einem Video erzählt, dass die Gliederung der Songs mit seinem Verlauf zusammen hängt 😉✌️