Review Black Tusk – Pillars Of Ash

Wie geht man als Band mit dem Tod eines Mitmusikers um? Aus Respekt vor dem Toten aufhören oder weitermachen, weil er es so gewollt hätte? BLACK TUSK standen im November 2014 vor dieser bitteren Entscheidung, als Sänger und Bassist Jonathan Athon im Alter von 32 Jahren an den Folgen eines Motorradunfalls verstarb. Und machten aus Respekt vor dem Toten weiter.

Wer Athon auch nur einmal mit BLACK TUSK live gesehen hat, weiß, dass das die einzig richtige Entscheidung sein kann: Die Begeisterung, die er in die Show, die Hingabe, die er in die Musik, der Enthusiasmus, den er in die Band gesteckt hat – all diese Erinnerungen an Jonathan Athon schreien förmlich danach, auf den Bühnen dieser Welt auch über seinen Tod hinaus am Leben gehalten zu werden. Live hat mittlerweile sein Freund Corey Barhorst seine Position eingenommen – auf dem nun erscheinenden Album „Pillars Of Ash“ hingegen ist sowohl am Bass als auch in Gesangsbeiträgen noch Athon selbst zu hören.

Trotzdem ist „Pillars Of Ash“ als letztes musikalisches Vermächtnis von Jonathan Athon weit mehr als nur ein Abschiedsalbum – es ist zugleich auch eine Kampfansage: Jonathan ist tot – und lebt in BLACK TUSK weiter. Und wie: Schon der Opener, „God’s On Vacation“ bricht mit seinem waschechten Death-Metal-Riff wie ein Panzer aus dem Gehölz – und auch im Folgenden strotzt „Pillars Of Ash“ nur so vor Kraft: Rotzige Riffs, markiges Geschrei und kerniges Drumming sind wie eh und je die drei Säulen, auf denen BLACK TUSK basieren. Dabei grooven sich BLACK TUSK mit „Pillars Of Ash“ einmal mehr locker-lässig irgendwo zwischen Death, Punk und Sludge ein. Dass sich mit „Punk Out“ der Punk-Band Tank 18 aus Georgia sogar ein „echter“ Punk-Song unter das Material gemischt hat, fällt in diesem Kontext (fast) nicht mehr auf.

Stilistisch hat sich damit bei BLACK TUSK nicht all zu viel geändert – was diesmal jedoch merklich anders ist als noch auf „Tend No Wounds“, ist das Feeling: War es BLACK TUSK bislang nie gelungen, die Energie, die sie live zu entfesseln vermochten, auch auf CD festzuhalten, sieht man das Trio beim Genuss von „Pillars Of Ash“ vor dem inneren Auge schwitzen und headbangen: Der griffige, natürliche und rohe Sound, das Tempo, die Dynamik – diesmal stimmt einfach alles.

Pillars Of Ash“ macht wehmütig, keine Frage: Die Musik ist untrennbar mit den Umständen, unter denen sie veröffentlicht wird, verwoben. Und das ist auch gut so: Ein schöneres Denkmal als dieses brachiale Album hätten BLACK TUSK ihrem verschiedenen Bruder nicht setzen können. Und so schlägt Jonathan Athons Herz nicht nur, wie von ihm gewünscht, als Organspende weiter – sondern auch in „Pillars Of Ash“ und allen Shows und Alben, die man von BLACK TUSK noch zu hören bekommen wird.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert