Das Cover des Blackrain-Albums "Dying Breed"

Review Blackrain – Dying Breed

  • Label: Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Hard Rock

Mit BLACKRAIN hat es der Hörer mit einer Sleaze-Rock- bzw. Glam-Metal-Band aus einem Teil der Welt zu tun, der sich bisher weniger in diesem Genre profilieren konnte: Frankreich. Eher für extremere Metal-Spielarten bekannt ist die Haarspray- und Spandexhosen-Fraktion westlich des Rheins sträflich unterrepräsentiert. Genau diese Nische füllt das Quartett aus Paris nun schon seit 13 Jahren aus, um auch die Grande Nation näher an den Sunset Strip zu rücken. In dieser Zeit haben die Herren einen durchaus beachtlichen Arbeitsethos bewiesen, brachte es die Truppe doch bereits auf stolze sechs Alben. Der neueste Output aus dem Hause BLACKRAIN hört auf den Namen „Dying Breed“, wobei es durchaus wahrscheinlich ist, dass die Band im Titel mit ihrem erwähnten Einzelkämpfer-Status kokettiert.

Wie jede Glam-Metal-Band, die etwas auf sich hält, eifern BLACKRAIN optisch wie inhaltlich den jungen Mötley Crüe oder W.A.S.P. nach. Damit begibt sich die Formation ins gleiche Fahrwasser wie ihre skandinavischen Kollegen Crazy Lixx, Toxicrose oder Crashdïet, um nur wenige zu nennen. Tatsächlich unterscheidet sich das Schaffen der Franzosen minimal bis überhaupt nicht von der Musik der zuvor Genannten, wobei anzunehmen ist, dass es auch gar nicht ihr Anspruch ist, das Genre zu revolutionieren. Vielmehr setzen BLACKRAIN auf traditionellen Sleaze- bzw. Glam Rock mit nicht zu überhörender Metal-Schlagseite. Das klingt in der Theorie schon ziemlich gut und klappt in der Praxis mal mehr und mal weniger.

Auf der Haben-Seite finden sich auf „Dying Breed“ druckvolle Glam-Metal-Songs wie etwa der schiebende Titeltrack oder auch „We Are The Mayhem“, das hymnische „Public Enemy“ oder das Mötley-Crüe-Zitat „Hellfire“. Hier fahren BLACKRAIN alles auf, was ihr Genre groß macht und begeistern mit kraftvollen, headbang-tauglichen Riffs, gelungenen Leads und großen Refrains. Mag sein, dass sich die Truppe mit diesen Nummern zu keiner Zeit von anderen Vertretern ihrer Sparte abhebt, Spaß machen diese Songs aber allemal – nicht zuletzt, weil Leadgitarrist Max 2 ein Whiskey-getränktes Gänsehaut-Solo nach dem anderen vom Stapel lässt, was jeden der enthaltenen Songs enorm aufwertet.

In schwächeren Momenten gewinnt der Hörer leider den Eindruck, BLACKRAIN arbeiteten lediglich die Eckdaten typischer Glam-Metal-Songs ab, ohne wirklich ins Songwriting investiert zu haben. Nummern wie etwa das abschließende „A Call From The Inside“ oder das an sich schmissige „Rock Radio“, welches obendrein eine recht spaßige Anspielung auf die Ramones beinhaltet, plätschern etwas belanglos aus den Boxen, ohne wirklich mitreißen zu können. Teils mag das daran liegen, dass die Pariser trotz druckvollen Auftretens ab und an arg poppig daherkommen, teils ist für die mangelnde Durchschlagskraft und Authentizität von „Dying Breed“ aber auch der glatte Sound der Platte verantwortlich.

Sound ist auf „Dying Breed“ generell ein zweischneidiges Schwert: Einerseits punktet die Platte mit fetten, ausgewogenem Klang und starkem Gitarrensound. Andererseits wurden im Studio die meisten Ecken und Kanten soweit glattgebügelt, dass es mit der Rock-n-Roll-Attitüde trotz oft gelungener Songs nicht mehr weit her ist. Das ist schade, denn würden BLACKRAIN etwas rotziger klingen, als es hier der Fall ist, ihr neuestes Album wäre deutlich glaubwürdiger. Zudem haben sich die Franzosen für den Mix ihrer Platte zwar mit Profi-Produzent Chris Laney zusammengetan, unerklärlicherweise jedoch drei der Songs auf „Dying Breed“ an anderer Stelle abmischen lassen. Das ist leider deutlich hörbar, weshalb sich „Nobody Can Change“, „Like Me“ und „All Angels Have Gone“ klanglich deutlich vom übrigen Material abheben. Das verhindert, dass „Dying Breed“ wie aus einem Guss klingt und sollte bei einem professionell produzierten Album einer etablierten Band nicht passieren.

Mit „Dying Breed“ machen es BLACKRAIN ihrer Hörerschaft nicht leicht: In ihren stärksten Momenten sind die Franzosen richtig gut und liefern starken Glam Metal aus dem Bilderbuch ab. Auch das ist dann nicht innovativ, aber es reißt mit und macht Spaß. Dem gegenüber stehen relativ belanglose Genre-Versatzstücke, an denen nichts grundlegend verkehrt ist, die es aber anderswo schon weitaus spannender gab. Somit haben BLACKRAIN hier ein solides wenn auch nicht weltbewegendes sechstes Album gemacht, dem trotz einiger großer Momente die Seele fehlt. Ihren Platz im Mittelfeld hat sich die Truppe definitiv verdient, Genre-Spitzenreiter wie Crashdïet bleiben jedoch weiterhin unerreicht.

 

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Wertung: 6 / 10

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