Review Blind Guardian – Nightfall In Middle-Earth

Das siebte Blind Guardian-Album ist ohne Zweifel das umstrittenste und spaltet die Fans in zwei Lager. Die einen meinen, es sei ein Flop, wegen der zwischengesprochenen Teile, die nicht dazupassen würden – die anderen lieben es gerade deswegen. Auf der CD wird in fortlaufenden Akten „The Silmarillion“ von J.R.R. Tolkien erzählt. Im der zweiten Hälfte des Booklets wird übrigens ein Teil davon kurz angeschnitten und da sogar in Deutsch. Zum Musikalischen…

Nach dem spannungsaufbauenden Intro wird mit „Into The Storm“ gleich volle Breitseite losgelegt… und man merkt schon gleich deutlich, dass sich die Vierer-Combo vom Stil her gegenüber den Vorgängern doch nicht unwesentlich verändert haben. So dominieren hier gleich zu Beginn starke Chöre und – eigentlich untypisch – mehrere Effekte. „Nightfall“ beginnt langsam und steigert sich dann langsam zu einem exzellenten Midtempo-Rocker. Hansi Kürschs Stimme ist hier in Hochform zu hören. Vor allem der Refrain geht hier sofort ins Ohr. Bei „The Curse Of Feanor“ geht es dann schon wieder spürbar schneller zu Werke, und dieser Song darf als eines der Highlights dieses Konzeptalbums genannt werden.

Wieder weniger Tempo, dafür wunderschöne Glöckchen-Effekte und ein wunderbares Drum-Spiel bei „Blood Tears“ verwöhnen des Hörers Ohren, das teilweise schon recht traurig klingt. Mit „Mirror Mirror“ folgt dann der Mittelpunkt dieser Scheibe – schon vorab als Single ausgekoppelt spaltet auch dieser Song die Fans… Einerseits genial, anderseits nichts Besonderes und überbewertet. Geniales Gitarrenspiel und der ohrwurmtauglichste Refrain auf NIME mit dem hier am besten gelungenem Zusammenspiel zwischen Chören, Melodie und Rhythmus machen „Mirror Mirror“ ohne Zweifel zu einem der wichtigsten Songs Blind Guardians.

Die Halbballade „Noldor“ und der Highspeedkracher „Time Stands Still“ führen das Album gut weiter und glänzen wieder mit großartigen Chören. „Thorn“ als weitere Halbballade und „The Eldar“ als wohl traurigstes Lied in Blind Guardians Schaffen nehmen die Geschwindigkeit raus und werfen so manchen Hörer in tiefes Grübeln, was aber alles andere als negativ ist. „The Eldar“ deckt zudem noch kaum entdeckte und für möglich gehaltene Seite an Hansis Stimme zu Tage.

Doch bevor es dem Hörer gelingt, in Depressionen zu versinken, holen die Krefelder mit „When Sorrow Sang“ einen brachialen Reißer der Extraklasse hervor. Highspeed, Rhythmus und Melodie, sowie Gesang und Mitsingdrang sind einfach genial. Den finalen Schlussakt bildet „A Dark Passage“, und lässt das Album mit agressiv-aufgeregten Gitarren und Drums gut ausklingen.

Manche Fans dürften sich beim ersten Reinhören wohl gedacht haben: „Mein Gott, was ist das denn?“ Es ist definitiv kein Album, mit dem man sich als Blind Guardian-Neuling in die Band hineinfinden kann, und auch den Fans nicht gleich in die Gehörgänge geht. Es ist sogar recht schwer zugänglich. Nach einigen Durchläufen jedoch kann man sich sehr gut damit anfreunden… oder eben aucht nicht. Teilweise wirkt das alles jedoch etwas überproduziert, mit den ganzen Effekten und Chören – andererseits ist N.I.M-E. auch viel komplexer als die vorhergehenden BG-Werke, so kann man bei jedem Hören noch etwas Neues entdecken und die Scheibe wird garantiert nicht langweilig. Zwar nicht das beste, aber ein sehr gutes und stilistisch wichtiges Album für die Krefelder Metaller… In den deutschen LP-Charts kletterte es sogar bis auf einen sensationellen 5. Platz.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 31. März 2013 von Metal1.info

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