Review Carnifex – Slow Death

Während sich der Deathcore trotz Kritik aus beiden Lagern als Mischform aus Death Metal und Metalcore schon längst etabliert hat, ist der Black Metal bisher bestenfalls untergründig im Core-Bereich angekommen. Nachdem sich Abigail Williams bereits auf ihrem Debüt-Full-Length vom Blackened Metalcore ihrer 2006er EP „Legend“ angewandt haben, sind es nun offenbar CARNIFEX, die dieses Genre einer größeren Hörerschaft zugänglich machen wollen. 2014 haben sie mit „Die Without Hope“ bereits den Anfang gemacht, nun wird das Konzept des angeschwärzten Deathcore mit „Slow Death“ einen Schritt weitergeführt.

Obwohl der Kurswechsel auf „Die Without Hope“ eine lobenswerte Weiterentwicklung darstellte und von vielen wohlwollend aufgenommen wurde, gab es daran vehemente Unstimmigkeiten: Die düster-symphonischen Piano- und Streicher-Einlagen und das Artwork erzeugten zwar durchaus Stimmung, doch die vereinzelten Tremolo-Riffs waren völlig belanglos und im Grunde handelte es sich immer noch um ein stupides Breakdown-Gelage mit abgründig schlechten Texten. Auf „Slow Death“ warten CARNIFEX zwar mit einem weniger aufsehenerregenden Cover auf, das Album ist jedoch bezüglich der Musik ein wenig ausgefeilter. So bleiben die Riffs in „Drown Me In Blood“ diesmal sogar im Gedächtnis und nie klangen CARNIFEX schwarzmetallischer als im Intro von „Countess Of The Crescent Moon“.
Die verschieden hohen Screams und Growls scheinen oftmals rauer produziert zu sein als noch auf dem Vorgänger, auch das spricht dafür, dass das amerikanische Quintett gewillt ist, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Dennoch scheitern CARNIFEX auf ihrem sechsten Album abermals an denselben entscheidenden Punkten. Die Vocals sind zwar im Vergleich zu einigen Genre-Kollegen immer noch recht abwechslungsreich, aber auch nichts Außergewöhnliches und bezüglich der Gitarren sind immer noch die Soli das Interessanteste, da ansonsten unmelodische Groove-Riffs und abgehackte Breakdowns überwiegen, sodass Songs wie „Six Feet Closer To Hell“ einfach nur enttäuschend durchschnittlich klingen.
Abgesehen von einzelnen Verfeinerungen ähnelt „Slow Death“ seinem Vorgänger in vielerlei Aspekten. Beide Alben sind kürzer als 40 Minuten und beide haben ein instrumentales Interlude, wobei das stimmig düstere „Reflections Of The Forgotten“ von „Die Without Hope“ im Gegensatz zu seinem melancholischen Nachfolger „Life Fades To A Funeral“ noch wesentlich besser zum Rest des Albums gepasst hat. Lyrisch haben sich CARNIFEX leider überhaupt nicht neu erfunden, egal ob sie ihren Fans huldigen („Servants To The Horde“) oder ihren eigenen Tod besingen („Slow Death“).

„Slow Death“ ist erneut ein netter Versuch, dem festgefahrenen Deathcore neues Leben einzuhauchen, doch anstatt die oftmals kritisierten Punkte aufzugreifen und daran zu arbeiten, haben CARNIFEX einfach nur neue Stilelemente hinzugefügt. Das ist natürlich mehr als die meisten ihrer Kollegen von sich behaupten können, für sich allein wird das jedoch nicht reichen, um das Genre weiterzubringen. Wer ihr letztes Album mochte, wird definitiv auch ihr neues mögen, aber Skeptiker werden CARNIFEX auch hiermit nicht für sich gewinnen können. Schade, da wäre mehr drin gewesen.

Wertung: 6 / 10

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