Review Chainreaction – A Game Between Good And Evil

  • Label: Pure Underground
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Heavy Metal

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Metal-Szene ein Gender-Problem hat; anders lässt sich die Tatsache nicht erklären, dass es so wenige Musikerinnen im schwermetallischen Klangraum gibt. Und die, die es gibt (und die man kennt), werden immer reflexartig erwähnt, sollte das Gespräch sich mal doch auf dieses teils schwer verminte Gebiet wagen. Schon diese Feststellung ist Teil des Problems. Und trotzdem kommt man kaum herum, jede einzelne Musikerin gesondert hervorzuheben, einfach nur um klarzumachen: Es gibt sie. Dass man sie unter der Perspektive der Kritik nicht mit Samthandschuhen anfassen darf, versteht sich von selbst, will man nicht in die kaum weniger sexistische Pose falscher Galanterie verfallen. Und jetzt zur Musik.

Die deutsche Heavy-Metal-Band CHAINREACTION, die ihre Karriere bis ins Jahr 1996 zurückdatieren kann, veröffentlicht dieser Tage mit „A Game Between Good And Evil“ ihre erste vollständige CD, nachdem man in den vergangenen Jahren mit insgesamt drei EPs auf dem Markt vertreten war. Wir sprechen also letztlich vom Debüt der Band; da lässt man ja noch einiges durchgehen, zum Beispiel das mit völlig plumpen Bildelementen operierende CD-Cover. Weißes Pferd unter weißem Baum versus qualmenden Schornstein und Gasmaskenalien – nun ja, da weiß man zumindest gleich, für wen man Partei ergreifen sollte. Vereinzelt finden sich Aspekte dieses thematischen Konzepts, dem ins kosmologische gesteigerten Kampf von Gut und Böse, auch textlich in den einzelnen Songs wieder, wie beispielsweise bei dem gelungenen „Angels Never Die“. Leider sind manche der Texte in einem dermaßen schlichten Englisch gehalten, dass sie hin und wieder geradezu witzig wirken; was bei einem Song wie „Warrior“ wohl unter die Kategorie ungewollte Komik fällt.

Musikalisch setzt die Band auf grooviges Riffing, das immer wieder von ein- oder mehrstimmigen Melodiebögen aufgelockert wird. Das alles strotzt nicht vor Einfallsreichtum, besitzt aber genügend Charme und Authentizität, um über weite Strecken der CD zu gefallen. Gerade die ersten drei Stücke „Have No Fear“, „Angels Never Die“ sowie „Stolen Fire“ können überzeugen und auch das im Refrain sehr getragene und eingängige „Anthem For Humanity“ gefällt mir ziemlich gut. Sängerin Conny Bethke versteht es hier bestens, ihre warme, tiefe, im Umfang aber doch recht begrenzte Stimme einzusetzen. Das folgende „Warrior“ fällt demgegenüber ziemlich ab, der Song ist schlicht zu stumpf und kompositorisch eintönig; auch das flotte „Where Is God“ will nicht so recht zünden und die Ballade „Dreaming“ ist für knapp 6 Minuten Spielzeit einfach zu einfallslos.

Gegen Ende zieht die CD qualitativ noch einmal an, gerade das knackige „Be Honest“ gefällt mir ganz gut, auch wenn der Refrain ein bisschen zu moralisierend ausgefallen ist. Alles in allem kann man „A Game Between Good And Evil“ als gutes Debüt durchgehen lassen, das aber gleichzeitig klar macht, dass CHAINREACTION noch eine gute Schippe drauflegen müssen, um sich aus der Flut an Veröffentlichungen abheben zu können. Bis dato unterscheiden sich die Songs noch zu wenig voneinander, ähnelt sich die Melodiearbeit zu häufig und finden sich noch keine richtigen Brecher; ich hege allerdings wenig Zweifel, dass all dies auf künftigen CDs möglich ist. Bis dato dürfen Freunde des melodischen Heavy Metals auch hier gerne reinhören.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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