Review Crystal Lake – Helix

CRYSTAL LAKE heißt die neueste Dampfwalze im Hause Sharptone und kommt aus Fernost. Zwar existiert die japanische Metalcore-Truppe bereits seit 2002, doch blieben sie in europäischen Gefilden bislang vollkommen unbekannt. Erst mit ihrem 2016er-Album „True North“ registrierte man, dass neben Crossfaith wohl auch eine zweite moderne Metaltruppe aus dem Land der aufgehenden Sonne ihre Existenz anmeldet. Während den Touren als Support für Adept und Bury Tomorrow konnte man sich bereits live von der Stimmgewalt des Fronters Ryo Kinoshita überzeugen. Nun steht ihr ersten Werk unter neuem Label in den Läden und wurde auf den Namen „Helix“ getauft.

Die Musik der Kapelle aus Tokio ist eigentlich recht schnell beschrieben: moderner Metalcore mit fetten Breakdowns, elektronischen Spielereien, dem ein oder anderen gesungenen Refrain und sogar ein paar Rapparts. Wem es bei einer solchen Beschreibung schon kalt den Rücken hinabläuft braucht gar nicht weiterlesen, geschweige denn reinhören. Wer Metalcore mit Experimenten gegenüber aufgeschlossen ist, wird an den zehn Songs (Intro und Interlude außen vor gelassen) großen Gefallen finden. Denn CRYSTAL LAKE schaffen es, ihr Mischmasch aus unterschiedlichsten Einflüssen so in Szene zu setzen, dass es nur in seltenen Fällen überladen klingt.

Dazu kommt, dass die Japaner auch ein äußerst gutes Gespür dafür haben, wann sie mit brachialer Gewalt über den Hörer herfallen oder es ruhiger angehen lassen. „Aeon“ wälzt von der ersten Sekunde an mit seinen tiefer gestimmten Gitarren über einen hinweg, bevor der elektronisch eingeleitete Breakdown ein Schlachtfeld hinterlässt. Im folgenden „Agony“ zeigt Gitarrist Yudai Miyamoto mit melodischem Tapping, dass „Helix“ nicht nur ein reines Breakdowngewitter ist, sondern sich äußerst vielseitig präsentiert. So erschaffen die Japaner neben Partysongs und Pitgranaten („+81“, „Hail To The Fire“) auch eine gewisse emotionale Tiefe („Outgrow“). Die allzeit gegenwärtigen Synths übernehmen dabei nie eine zu dominante Rolle, sondern unterstützen die djentigen Riffs mit ihrer Präsenz und verleihen CRYSTAL LAKE damit eine gewisse Eigenständigkeit. Dies wird vor allem in den Singles „Devilcry“ und „Apollo“ deutlich, in denen sich alle Trademarks der Band vereinen.

Glücklicherweise verzichten die Japaner auch auf eine pseudo-coole Attitüde und überzeugen mit ihrem vielschichtigen Sound, was sie davor bewahrt in einen Topf mit den Amerikanern Attila geworfen zu werden. Einzig „Just Confusing“ macht seinem Namen alle Ehre und muss als Totalausfall gewertet werden. Die restlichen Stücke auf „Helix“ sind allesamt auf gutem bis sehr gutem Niveau und machen Bock darauf, mit CRYSTAL LAKE eine Abrissparty zu starten, wenn sie im Sommer erstmals auf deutschen Festivals auftreten.

„Helix“ dürfte vor allem in der Metalcore-Szene für Begeisterung sorgen. Zwischen Enter Shikari und Breakdown Of Sanity fühlen sich die fünf Herren sichtlich wohl und stehen ihren Landsmännern Crossfaith dabei in Nichts nach. Wer gerne einen Blick über den Tellerrand riskiert, wird mit CRYSTAL LAKE seine Musikbibliothek bereichern. Wem das alles zu modern ist, der lässt lieber die Finger davon. Letztendlich ist „Helix“ aber ein überwiegend abwechslungsreiches modernes Metalalbum geworden, das saftig durch die Boxen ballert und sich bei den energetischen Live-Shows der Japaner erst richtig wohl fühlen wird.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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