Review Cumulo Nimbus – Schattenjäger

Auf der Jagd nach den Schatten – unter diesem Motto bewegt sich das siebte Album der Landsberger Renaissance-Metaller CUMULO NIMBUS. Mit ihrem „Schattenjäger“ wird ein vollkommen neues Kapitel in der Geschichte der Ende 2000 gegründeten Band aufgeschlagen. Nach der neuen Rollen- bzw. Instrumentenverteilung sowie dem damit verbundenen Wechsel des Leadsängers versucht sich die Gruppe aufs Neue zu beweisen.

Bereits beim ersten Song (lässt man das angenehme Intro außer Acht) schlägt das berühmte Wechselbad der Gefühle zu. Hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Zweifel wird dem Hörer sehr schnell klar, dass irgendetwas nicht passt. Geht man nun die einzelnen Punkte durch, wird einem bewusst, was hier falsch läuft: Dass die Instrumente von Cumulo Nimbus auf sehr hohem Niveau beherrscht werden, ist keine Frage. Dass das Arrangement der ruhigen und dann wieder lebhaften, ja gar aufkratzenden Parts wieder einmal gelingt, ist ebenfalls offensichtlich. Ebenso sind die Texte sowie der Abwechslungsreichtum innerhalb der Platte wunderbar und auch an Ohrwürmern wie „Traumjäger“ mangelt es nicht. Wäre da nicht dieser Gesang…
Während Mathis den vorangegangenen Alben eine ausdrucksstarke Stimme verliehen hat, gibt jetzt Binia, das neueste Bandmitglied, ihr Bestes. Zunächst werden Fans vom Wechsel von einem gewohnt kraftvollen Männerorgan zu einer wesentlich höheren Damenstimme irritiert sein. Dies ist nicht zwangsläufig ein K.O.-Kriterium. Allerdings wirkt die Stimme im Vergleich zum voluminösen und vollen Sound der einzelnen Songs sehr dünn und in den hohen Tonlagen einfach nicht mehr angenehm. Gerade wenn es sich wie beim „Schattenkind“ um ein schwereres Stück handelt, kringeln sich die Ohrenhaare. Jedoch im Duett bzw. mit mehreren Background-Sängern kann der Gesang tatsächlich genossen werden, da mehr Kraft dahinter steckt und die unangenehmen Tonlagen nach unten ausgeglichen werden.
Doch kommen wir zunächst zu den Songs an sich. Der bereits angesprochene „Traumjäger“ macht einen absolut gelungenen Anfang, in dem er sich als bleibender Eindruck des Albums erweist und man nicht umhin kommt, den Refrain immer und immer und immer wieder selbst zu singen. Und auch „Tor im Eis“ nebst beachtlichem Gitarrensolo, „Letzter Akt“ und „Sternzeichen“ überzeugen aufgrund ihres hohen melodiösen Niveaus. Nicht zu bestreiten ist die eher düstere Grundstimmung der CD, passend zum Titel. Auch „Figura Obscura“ ist nun nicht gerade das, was man zum Träumen und Entspannen hören würde. Allerdings muss das runde Gesamtbild erwähnt werden. Hier passt die neue Stimme wunderbar zum Song, da sie sich nicht in allzu hohen Tonlagen bewegt. Leider hält dieser Zustand nicht lange an. Das ebenfalls oben erwähnte „Schattenkind“ ist der Tiefpunkt dieser Platte, da hier einfach alle Toleranzgrenzen überschritten werden. Auch hier ist es bedauerlicherweise der Fall, dass die Melodie in der Tat sehr schön, der Gesang allerdings einfach in den hohen Passagen kaum auszuhalten ist. Ein neues Element wird dann beim „Leiermann“ eingebaut. Rockig und stellenweise im LP-Sound wirkt der Song sehr erfrischend. „Gemma“ trägt ebenso zum Abwechslungsreichtum des Schattenjäger-Albums bei, welches mit „Pastyme“ schließlich einen würdigen Abschluss und seinen tatsächlichen Höhepunkt findet. Beinahe lustig und beschwingt wirkt das englische Lied, dargeboten im männlich/weiblichen Duett, und hinterlässt am Ende einen zum Positiven tendierenden Gesamteindruck.

Ein Fazit zu finden stellt sich auch nach mehrmaligem Hören als nicht ganz einfache Aufgabe heraus: Entweder passen die Lieder nicht zu Binias Stimme oder aber die Stimme passt ganz und gar nicht zu den Tonlagen der einzelnen Songs. Dass sich solche Schwierigkeiten bei einem sehr kurzfristigen Sängerwechsel einstellen, steht außer Frage. Nur sollte die Band bei kommenden Veröffentlichungen diese Stolpersteine aus dem Weg räumen und entweder mehr Gewicht auf Duettgesänge legen oder auf passendere Stücke für die Sängerin achten. Der Rest darf gerne in dieser Form und Qualität wiederholt werden.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Uschi Joas

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