Review Dante – When We Were Beautiful

Als wir schön waren… ja, wie war das eigentlich? Eventuell wird sich mancher von uns diese Frage in Zukunft stellen. Wenn das Artwork auch ein Frauenkörper ziert, hat man es in diesem Fall mit vier gestandenen Kerlen aus Augsburg und München zu tun, deren neuer Gitarrist Julian Kellner (u.a. The Phane) sein Debüt auf diesem Longplayer gibt. Kann das Quartett aber den hochkarätigen Weg des Vorgängers „November Red“ mit diesem Output unbeirrt weitergehen?

„Rearrangement Of The Gods“ geleitet einen ohne Umschweife in eine verproggte Welt voller schwerer Gitarren und vertrackten Drums. Nach knapp zwei Minuten setzen weibliche Sprachpassagen ein, bevor Alexander Göhs sein Organ erhebt. Dieses zeigt sich in einer ungewohnt düsteren Tonlage, webt jedoch auch bekannte Merkmale ein und pendelt leichtfüßig zwischen diesen Herangehensweisen. Vor allem die Keyboards von Markus Maichel verleihen diesem ersten Longtrack eine wiederkehrend psychedelische Note, die mal im Vordergrund und mal unterschwellig präsentiert wird. Der Einstieg kann, nicht zuletzt durch seine ausgedehnten Instrumentalpassagen, positiv gewertet werden. Aber die Band ruht sich nicht auf ihrem bewährten Stil aus, sondern bindet auch weiterhin neue Elemente in ihren Sound ein. So kann man bei „Ambitious“ einige Riffs entdecken, die sehr an klassischen Heavy Metal erinnern, während im Mittelteil ein sehr untypisch-klingendes Solo geboten wird und die anschließenden Elektro-Spielereien ein gewisses Noise-Potential nicht verbergen können oder möchten. Nicht zuletzt lebt dieses Album auch von diversen hochkarätigen Gastmusikern, die in Bands wie Spock’s Beard, Sieges Even, Subsignal, Copia oder Aeneas aktiv waren bzw. sind.

Dabei sind es gerade die Bassisten, dessen Rolle DANTE bekanntermaßen seit dem frühen Tod von Gründungsmitglied Markus Berger nicht mehr besetzt haben, die dem Album eine druckvolle Attitüde verleihen. Während der Titelsong „Beautiful Again“ fast schon als geradliniges Rockstück inklusive Klaviersolo seine Wirkung entfaltet, holt „Until The Last Light Breaks In“ wieder weitläufig aus und veranstaltet in knapp elf Minuten ein wahres progressives Schaulaufen. Mit ruhigem Beginn, der den Fokus auf den Gesang legt, setzen relativ zügig die weiteren Instrumente ein und gerade die Keyboards wecken ein stellenweise symphonisches Gefühl. „Sad Today“ bildet die obligatorische Ballade und auch die kürzeste Komposition, wie man es bereits von den Vorgängeralben kennt. Dabei setzt man ausschließlich auf Gesang und Keyboard-Untermalung, was auch ein bereits bekanntes Rezept ist und daher bereits als Tradition angesehen werden kann. Im abschließenden und passenderweise „Finally“ betitelten Song bündeln sich alle eingesetzten Elemente zu einem furiosen Finale, das auch dreifach-männlichen Chorgesang und diverse Soli und Gitarrenlinien der Gastmusiker einfließen lässt.

Ihren progressiven Standards werden DANTE auch auf „When We Were Beautiful“ deutlich gerecht, wenn man die komplexen Spielereien und Einschübe diverser Genres betrachtet. Das treffsichere Gefühl für emotionale Melodien wurde auf diesem Album deutlich zurückgefahren, vielmehr ist es ihr bisher härtestes Album, das klar die Gitarrenarbeit und progressive Auswüchse ins Rampenlicht stellt. Die Qualität muss man zwar zu keiner Sekunde in Frage stellen, dennoch sind DANTE komplexer, rifflastiger und vertrackter geworden. Die intensive Note des Vorgängers erreicht dieses vierte Studioalbum daher leider nicht durchgängig. Für Prog-Freunde dennoch ausdrücklich zu empfehlen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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