Interview mit Christian Eichlinger von Dante

Mit „When We Were Beautiful“ hat die Progressive-Metal-Band DANTE kürzlich ihr viertes Studioalbum veröffentlicht. Zu den namhaften Gastmusikern und die Entstehung der Zusammenarbeit, dem letzten Goodbye an das verstorbene Gründungsmitglied Markus Berger und aus welchen Gründen man auch kleine Bands unterstützen sollte, hat uns Schlagzeuger Christian Eichlinger einige Fragen beantwortet.

Dante LogoSeit dem 18. März ist euer neues Album „When We Were Beautiful“ erhältlich. Wie waren die ersten Reaktionen der Fans und Kritiker?
Die ersten Reaktionen waren sehr gut. So wie es aussieht, musste nach einer Woche schon eine Nachpressung gemacht werden, da die erste Auflage zur Neige ging. Einige alte Fans waren durch das neue Artwork etwas verunsichert, da es sich doch deutlich von unserem bisherigem collagenhaft-geprägten Stil unterscheidet. Da wir unserer Ansicht nach auf dem neuen Album auch moderner und zeitgemässer klingen, wollten wir das auch auf visueller Ebene zum Ausdruck bringen.

Dante - November RedWie lange habt ihr denn insgesamt an den neuen Stücken gearbeitet? Es ist vermutlich ein zeitaufwendiges Vorhaben, so viele Gastmusiker zu beteiligen.
Die Arbeit an den Stücken wie auch das Recording fanden über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren statt. Die Einbindung der Gastmusiker war nicht so aufwendig. Es handelt sich hier ja ausschließlich um sehr fähige Musiker und das Songwriting war zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend abgeschlossen. Somit ging es hier dann eher ums Veredeln der Songs. Was einen sehr viel größeren Aufwand darstellte, war die Koordination. Es musste Sorge getragen werden, dass jeder Interpret alles hat, was er zum Arbeiten benötigt. Zu guter Letzt natürlich noch die Deadlines.

Meiner Auffassung nach ist es mit Abstand euer härtestes und auch komplexestes Werk. Würdest du diesen Eindruck so unterschreiben? War diese Herangehensweise gewollt?
Den Eindruck kann ich komplett unterschreiben. Das war jedoch keine bewusste Herangehensweise. Es hat sich einfach im Laufe des Songwritings in diese Richtung entwickelt. Aus Sicht des Drummers kann ich sagen, dass ich mich tatsächlich während dieser Zeit intensiver mit Bands wie Sikth, Bring Me The Horizon oder auch Deftones beschäftigt habe. Von daher ist es möglich, dass das vielleicht auch ein wenig Einfluss genommen hat.

Mit Ben Eifert von Aeneas verbindet DANTE ja eine gemeinsame Vergangenheit. War es daher ein logischer Schritt ihn auf diesem Album zu haben?
Klar gibt es eine gemeinsame Vergangenheit, jedoch war das nicht der ausschlaggebende Punkt. Er konnte unsere Vorstellungen für die Songs einfach super umsetzen.

Auch namhafte überregionale Gäste habt ihr auf eurem aktuellen Studioalbum versammelt. Darunter u.a. Dave Meros (Spock’s Beard) oder Markus Steffen (Subsignal). Wie kamen die Kontakte und die schlussendliche Umsetzung zustande?
Der Kontakt zu Dave Meros lief über Martin Schnella, der ja auch im Finally-Chor vertreten ist. Die Stelle für den Basspart von „Finally“ war noch unbesetzt. Ich wusste, dass Martin für seine Band Flaming Row auch mit vielen Gastmusikern zusammenarbeitet. Daher fragte ich ihn einfach mal. In seiner Aufzählung tauchte auch Dave Meros auf. Da dieser neben Chris Squire der Lieblingsbassist von Markus Berger war, tat sich da eine wunderbare Gelegenheit auf. Wir haben dann mit Dave ein paar Mal hin und her geschrieben. Die Chemie hat gepasst und er hat es dann einfach gemacht. Den Kontakt zu Markus Steffen stellte Markus Maichel her. Er ist ja seit letztem Jahr, neben Dirk Brand, fester Sessionmusiker bei Subsignal.
DanteKommen wir nochmal auf euren neuen Gitarristen Julian Kellner zu sprechen, der nach dem Ausscheiden von Markus A. Bader als festes Mitglied präsentiert wurde. Wie habt ihr ihn gefunden? Gab es ein typisches Casting?
Zu einem typischen Casting sollte es erst überhaupt nicht kommen. Nachdem Julian seine Parts fürs Album aufgenommen hatte, bot er uns von sich aus an bei Not am Mann gerne zur Verfügung zu stehen. Darauf sind wir dann zurückgekommen! Wir haben ein paar Songs gezockt und es hat dann einfach musikalisch, aber vor allem menschlich gepasst.

„When We Were Beautiful“ ist bereits euer viertes Studioalbum. Während euer Debüt noch in Eigenregie erschien habt ihr seither bei jedem Release das Label gewechselt. Geht ihr diesen Weg, um euch immer wieder neu zu erfinden?
Man streckt halt bei einem neuen Album noch einmal die Fühler aus und testet auch das Interesse. Bei Gentle Art Of Music trafen wir uns im Vorfeld zu einem lockeren Gespräch, um sich einfach mal zu beschnuppern und die gegenseitigen Erwartungen vorzubringen. Wir hatten ein gutes Gefühl und bis jetzt hat sich das Gefühl auch bestätigt. Gentle Art Of Music betreiben wirklich ausgezeichnete Pressearbeit und das in einer Form, die uns bisher so noch nicht offeriert wurde.

Der Vorgänger „November Red“ war geprägt vom Tod eures Gründungsmitglieds Markus Berger. Inwiefern hatte sein Ableben Einfluss auf die sieben neuen Songs? Es ist ja der erste Longplayer, der komplett ohne seinen Input auskommen musste.
Nun ja, an der Arbeitsweise hat sich nicht so viel geändert. DANTE-typisch hat Markus einen Song skizziert und uns diesen vorgestellt. Da jetzt Markus Berger aber nicht mehr da ist, wurden Alex und ich deutlich früher eingebunden. So kommen dieses Mal ein Großteil der Gesangslinien von Alex und mir. Konkreten Einfluss auf die Songs hatte Markus‘ Tod natürlich bei „Finally“, das quasi unser letztes Goodbye an Markus Berger darstellt. Dem voran geht die von mir geschriebene Klavierballade „Sad Today“, die für mich persönlich die Stimmung des Tages erfasst, als ich von Markus‘ Tod erfuhr.

Dante - When We Were BeautifulDas aktuelle Artwork ziert einen fast komplett unverhüllten Frauenkörper. Habt ihr zuerst den Titel oder die Coveridee gehabt?
Das ging eigentlich Hand in Hand. Wir haben auf der Suche nach Inspiration unter anderem auch die Sedcard von unserer Haus- und Hof-Fotografin Christina Bulka durchgesehen, die nebenher außerdem noch als Model aktiv ist. Darin befand sich ein Bild mit dieser Pose. Daraufhin hat Alex ein wenig gebastelt und schließlich das Bild in Kontext mit dem Albumtitel gesetzt. Für uns hat das dann einfach gepasst. Daraufhin wurde dann noch ein richtiges Cover- Shooting anberaumt, welches mit Anna Hefele als Fotografin umgesetzt wurde. Während dieses Shootings sind auch die anderen Bilder im Booklet entstanden.

Laut meinen Informationen ist das Model auf dem Cover deine Lebensgefährtin. Wie ist es für dich, dass so viele Leute jetzt diesen doch sehr privaten Einblick präsentiert bekommen?
Ich kenne Christina ja nun schon sehr lange und dass sie neben der Fotografie auch vor der Kamera steht, ist für mich jetzt nichts Neues. Mich erfüllt es eher mit Stolz.

Okay, dann kommen wir doch mal zu ein paar persönlichen Fragen. Welcher DANTE-Song ist dein Favorit und warum?
Sprechen wir jetzt generell oder bezüglich des neuen Albums? Vom neuen Album ist das tatsächlich sehr schwierig. Aktuell wäre das wohl „Finally“ mit dem choralen Ending. Ich weiß nicht, wie oft ich mir das ab dem fantastischen Gitarrensolo von Markus Steffen schon gegeben habe und ich finde es immer noch richtig gut!

Welche Bands, Musiker oder Genres hörst du privat am liebsten?
Ich bin nicht so der Genre-Hörer. Entweder gefällt es mir oder eben nicht. Da sollte das Genre dann keine Limitierung bilden. Ich bin ein großer Fan von Craig Armstrong. Er hat schon viele Soundtracks wie Knochenjäger, Romeo & Julia, World Trade Center und viele mehr gemacht. Zu meiner großen Freude veröffentlichte er außerdem letztes Jahr endlich sein drittes Solowerk. Darüber hinaus höre ich gerne Bring Me The Horizon, Deftones, Eivor, Ludovico Einaudi, Placebo, 30 Seconds To Mars, Muse oder Peter Heppner.

Gibt es eventuell auch Idole, die dich als Schlagzeuger beeinflusst haben oder dich eventuell zu diesem Instrument gebracht haben?
Zum Schlagzeug kam ich über Pete Yorks Super Drumming. Eine Serie, die in den 80ern über die Mattscheibe flimmerte. Anfänglich begeisterten mich Phil Collins oder Roger Taylor von Queen sehr. Mittlerweile nachhaltig und auch bis heute würde ich folgende Herren nennen: Virgil Donati, Marco Minnemann, Thomas Lang und natürlich Simon Phillips. Zu Simon Phillips verbindet mich sehr viel. Er brachte mich damals durch seine CD „Another Lifetime“ wieder zurück hinters Drumset. 1998 hatte ich nach einigen demotivierenden Schlagzeuglehrern tatsächlich keine Lust mehr auf das Instrument und das hielt auch fast ein Jahr an. Durch Simon Phillips konnte ich mich neu motivieren und ging fortan meinen Weg ohne Lehrer weiter.
Christian Eichlinger DanteDein Drumset hat ja eine beachtliche Größe. Welches Equipment nutzt du? Gibt es einen Unterschied beim Material zwischen Studioaufnahmen und Live-Auftritten?
Einen Unterschied zwischen Studio oder live gibt es bei mir nicht. Aktuell spiele ich ein Pearl Drumset (Master Collection) in Kombination mit Tama Hi-Hat Stand, Iron Speed Cobra, Snare Stand und Drum Throne. Beckentechnisch bin ich seit eineinhalb Jahren von Sabian komplett auf Meinl umgestiegen. Bei Meinl habe ich das gefunden, was ich bisher vergeblich gesucht hatte. Mir haben es besonders die Extra Dry, Vintage, Dark und Brilliant angetan. Eher eine untypische Beckenauswahl für einen Schlagzeuger in diesem Bereich, aber mir taugt das voll.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Geht auf Konzerte und unterstützt nicht nur die Großen, sondern auch die Kleinen. Vergesst nicht: die Großen waren auch einmal klein. Ohne Leidenschaft ist Technik nutzlos.

Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Plärrer: Muss ich mal wieder vorbeischauen.
Beatrix von Storch: Bekommt leider schon jetzt zu viel Zuspruch.
Mastodon: Höre ich nicht.
Brüssel: Erschreckend
Wacken: Geiles Festival, wäre ich gerne mal mit DANTE dabei.
DANTE in zehn Jahren: 20-jähriges Bandjubiläum, Album Nummer 10 und zu Gast bei zahlreichen nationalen und internationalen Festivals.

Bilder von Late Night Tales – Christina Bulka Photography.

Publiziert am von Christian Denner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert