Review Dante – The Inner Circle

Ein etwas bizarrer Gedanke schoss mir durch den Kopf, als ich das Debütalbum „The Inner Circle“ der deutschen Progmetaller DANTE aus dem Luftpolsterumschlag holte: „Prog für Linuxfreunde!“ – die sechs Pinguine, die sich auf dem Cover der Platte in einer Reihe formiert haben, sind Grund zu leichtem Amüsement.

Der Rest des Booklets ist es allerdings nicht: Dafür, dass wir es hier mit einer Eigenproduktion zu tun haben, ist das alles verdammt geschmackvoll und ordentlich gemacht: Ein durchgehend gelungenes Artwork ziert das Booklet, das Papier gleicht eher einer Pappe und ist extra dick. Soweit alles im grünen Bereich! Und wie siehts mit der Musik aus?

Die vier Jungs bieten auf ihrem ersten offiziellen Release sieben Songs zwischen 3 bis 19 Minuten an. Für Longtrackfetischisten hat die Platte einiges zu bieten, denn lediglich zwei der sieben Nummern bewegen sich unterhalb von 8 Minuten. Schon der Opener „Faded“ macht dann die musikalische Marschrichtung mehr als klar: Melodischer, kraftvoller Progmetal wird hier zelebriert, gelegentliche gelungene symphonisch-klassische Ausflüge gibt es natürlich ebenfalls. Dafür vermeiden DANTE geschickt allzu powermetallische Klänge – ein wirkliches Plus. Der Einstieg ist mit den etwas abgegriffenen Keyboards vielleicht ein wenig flach, aber schon der erste Gesangseinsatz von Alexander Göhs weiß den Song auf eine ganz andere Qualitätsstufe zu heben. Seine Stimme passt hervorragend zur orchestralen, vielschichtigen Soundlandschaft und wäre sicherlich mit einer noch kraftvolleren Produktion nochmal eine ganze Klasse besser. Apropos Produktion: Die über 60-minütige Scheibe klingt hervorragend, im Rahmen einer Eigenproduktion haben die Jungs hier wirklich gute Arbeit geleistet. Gelegentlich könnte der Sound etwas druckvoller und fülliger sein und die Gitarren etwas mächtiger daherkommen, aber diese Kleinigkeiten sollten hier nicht sonderlich negativ ins Gewicht fallen.

Der gesunde Mix aus facettenreichen Instrumentalparts und mitreißendem Gesängen, die zwar nicht sofort zünden, aber durchaus Ohrwurm-Qualitäten haben, bildet die Grundlage aller Tracks von „The Inner Circle“. Gleich der zweite Song „Ghost From The Past“ ist ein Paradebeispiel für das reife Songwriting der Band. Hier erwartet den Hörer ein genialer Refrain, der mir tagelang im Kopf rumschwirrte. Doch obwohl ihr Stil als Progressive Metal bezeichnet werden kann, findet man bei der Band auch zahlreiche ruhige Momente. Diese stehen ihr ebenso gut zu Gesicht. „For I Am“ ist ein solcher: eine nur vom Piano begleitete Ballade, die auch eine weniger aufgewühlte Pain Of Salvation-Nummer sein könnte. Gott sei Dank hat Sänger Alexander Göhs sein Organ aber gut unter Kontrolle und neigt nicht zu solchen Seusel- und Kreischattacken wie Daniel Gildenlöw. „Not Like Myself“ ist ein Progmetal-Song, wie er im Buche steht: Geniale Riffs zwischen Dream Theater, Threshold und Saga und eine Melodieführung, die mich geringfügig an die Kollegen von Poverty`s No Crime erinnert. Hier gibt es im späteren Verlauf auch einige sehr gelungene Soloabfahrten, insbesondere von Gitarrist Markus Berger (der übrigens auch den Bass eingespielt hat) zu hören. Der zweigeteilte Longtrack „The Giving / The Taking“ gehört ebenfalls zu den Highlights auf der Platte: Der erste Teil ist wieder eine Pianoballade, während „The Taking“ quasi den Sound der Band perfekt vereint und alles enthält, was DANTE ausmacht.

„The Inner Circle“ ist eine gelungene Eigenproduktion auf einem sehr stark umkämpften Markt. Unzählige Bands spielen heute diesen modernen, hauptsächlich von Dream Theater inspirierten Progmetal. DANTE sind insofern eine Ausnahme, als dass sie ihre Instrumentalparts geschickt in die Songs einbinden und nicht irgendwo hineinkleben. Auch Frickeln sie stets songdienlich und nicht um des Frickelns wegen. Ob das jedoch reicht, um aus der Masse an interessanten Veröffentlichungen herauszustechen, wage ich zu bezweifeln. Schade wäre es allemal, denn von den ungesignten Künstlern dieses Genres gehören sie klar zu den besseren. Sie vergessen nicht, dass Musik auch emotional ansprechen muss.

Wertung: 7 / 10

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