Review Dark Sanctuary – De Lumière Et D´Obscurité (Re-Release)

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Entmetallisiert, Neoklassik

DARK SANCTUARY ist ein Name, der in letzter Zeit des Öfteren die Runde in der Metalszene und auch in der deutschen Boulevardpresse macht, werfen die Franzosen dem Rapper Bushido doch vor Teile von einem ihrer Songs gestohlen zu haben. Dabei ist es schon verwunderlich, dass gerade die Metalszene da so sehr mit in Berührung kommt, machen die (Anno 2000) sechs Franzosen doch gar keine solch metallische Musik. Wahrscheinlich liegt es daran, dass im selben Atemzug wegen dieser Angelegenheit auch immer der Name Dimmu Borgir fällt, andererseits könnte es wohl auch daran liegen, dass das Genre, das die Jungs und Mädels aus Paris bespielen auch in metallischen Kreisen gar kein so unbeliebtes ist, nämlich eine Mischung aus Dark Ambient und Neoklassik. Sogar bei den Metal Archives haben sie es zu einem Eintrag gebracht (wo sie unter „Ethereal Gothic Wave“ oder so laufen… ich kenn genau dieses Genre jetzt zwar nicht wirklich, aber zumindest das, was sie auf ihrer zweiten CD „De Lumière Et D’Obscurité“ – was zu gut Deutsch ungefähr so viel wie „Über Licht und Dunkelheit“ heißt – zusammenspielen würde ich nur mit Magenschmerzen so nennen). Und diese neue Publicity wird ihnen auch nicht gerade schaden, denn so wirklich bekannt sind die Damen und Herren bislang nicht.

Was ziemlich schade ist, denn die Landsmänner und Genrekollegen von Elend machten ja bereits vor, dass man mit solcher Musik auch mehr oder weniger bekannt werden kann. Und – das schicke ich mal voraus – auch mit meiner Meinung nach wesentlich weniger Talent. Da haben Mastermind Arkdae und seine Bandmates nämlich eine ganze Menge von getankt, kein Wunder also, dass sie nach einigem Herumkrebsen im Underground bei den Briten von Peaceville landeten und diese im Jahre 2007 ein paar Wiederveröffentlichungen der alten Aufnahmen von DARK SANCTUARY anleierten. So bekam ich auch erst im Zuge dieser Re-Releases „De Lumière Et D’Obscurité“ in die Finger, sieben Jahre nach den Aufnahmen, aber zum Glück gibt es ja Musik, die zeitlos ist.

Zeitlos ist ein gutes Stichwort, das trifft nämlich gut auf die vorliegende CD zu (und das soll jetzt nicht in erster Linie heißen, dass sie lang ist, das ist sie zwar auch, aber egal). Denn beim Anhören des Materials der Franzosen fühlt man sich, wenn man mal die Augen schließt und sich dahin treiben lässt, wahrlich und wahrhaftig in eine längst vergangene Zeit versetzt. Vielleicht sogar in eine ganz andere Welt. Von den ersten Augenblicken des Titeltracks an packen DARK SANCTUARY Melodien und Kompositionen aus, die einfach nur durch ihre vollkommene Schönheit packen und verzaubern und sich dem Hörer geradezu aufzwingen. Zumindest wenn man es denn zulässt, sich verzaubern zu lassen.

Da steckt nämlich der größte Knackpunkt der Musik von DARK SANCTUARY. Sie bringen hier filigrane Melodien und große Arrangements, bestehend aus Streichern, Orgeln, Flöten und hin und wieder sogar mal einem Dudelsack (ich mag dieses Instrument nicht, aber hier passt es), zusammen und erschaffen so extrem wuchtige Kompositionen, die auf jeden Fall darum betteln, laut gehört zu werden, damit man sich so richtig umpusten lassen kann. Aber um das zu tun muss man wirklich eine ganze Weile an der Lautstärkeregelung der Stereoanlage herumschrauben, da das Material aus irgend einem Grund überraschend leise geworden ist. Und selbst dann, wenn man mal austestet, was die Boxen so hergeben, dann fehlt irgendwie immer noch etwas an der Musik des Sextetts: Dynamik.

Der Grund dafür ist schlicht und ergreifend der Sparsame Einsatz von Percussion. Immer mal wieder durchdringt ein Paukenschlag oder ein Becken die Stille, die sich im Hintergrund des Soundbildes breit macht. Aber einfach zu selten, um das Material irgendwie so wuchtig rüberkommen zu lassen, wie es gerne wäre. Solche Rhythmusarbeit wie am Anfang des sehr kurzweiligen „Cet Enfer Au Paradis“ oder der militärische Part bei „La Chute De L’Ange“ sind die Ausnahme, meistens kriegt man eben wunderschöne Melodien vorgesetzt, denen aber einfach der Druck im Hintern fehlt, so dass sie nur allzugerne zu schönem aber austauschbarem Hintergrundgedudel werden, wenn man nicht seine volle Konzentration für’s Hören aufbringt.

Und selbst dann muss ganz klar gesagt werden, dass es keine große Abwechslung über die knapp 73 Minuten hinweg gibt, die „De Lumière Et D’Obscurité“ dauert. Klar, die Melodien ändern sich, aber alles in allem kommt die komplette CD sehr gleichförmig rüber. Da kann auch der schöne Gesang von Marquise Ermia (irgendwie finde ich den Namen lustig) nicht so viel reißen, die Frau tobt sich nämlich zum Einen in sehr hohen Sopran-Sphären aus, was es eh schon schwierig macht, die Texte zu verstehen, zum Anderen sind die aber auch noch beinahe komplett auf Französisch (abgesehen vom Dead Can Dance-Cover „Summoning Of The Muse“, wobei ich gar nicht weiß, was das für einen Text hat, weil der im Booklet nicht abgedruckt ist). Klar, man kann die niedergeschriebenen Texte konsultieren, aber das ist ja auch nicht so wirklich Sinn der Sache, da kann ich mir auch gleich einen Gedichtband kaufen.

All dem Gemecker in den vorigen beiden Paragraphen zum Trotz sage ich jetzt aber ganz klar, dass „De Lumière Et D’Obscurité“ eine wahnsinnig tolle CD ist und diese Kritikpunkte wirklich nur dann ins Gewicht fallen, wenn man der Scheibe denn unbedingt irgend was negativ ankreiden will, wobei die mangelnde Dynamik natürlich schwerer wiegt, als die lyrische Seite. Ja, das zweite Album von DARK SANCTUARY verlangt dem Hörer zweifelsohne einiges an Aufmerksamkeit ab, aber wer nicht bereit ist, die hier hinein zu investieren, der ist eh im falschen Film und hat die großartigen Melodien auf „De Lumière Et D’Obscurité“, die immer wieder zum Träumen und sich dahin treiben lassen einladen, gar nicht verdient. Und da fällt auch die Gleichförmigkeit gar nicht sehr ins gewicht, denn mal ehrlich, die Scheibe hier stellt man gerne auf Dauerschleife.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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