Review Darkthrone – The Underground Resistance

(Heavy Metal, Thrash Metal, Speed Metal) Quentin Tarantino schafft mit seinen Filmen nicht nur herausragende Kassenschlager, sondern liefert jedes Mal eine Hommage an seine eigenen alten Helden. Er hasst Digitaltechnik. Seine Werke sind durchsetzt von Anspielungen und haufenweise Retroelementen aus alten B-Movies und Kampfkunst-Filmen. Dadurch liefert er Cineasten jedes Mal eine Reise durch den skurrilsten Kinounderground. Und schon lässt sich die Brücke zu der Black-Metal-Legende DARKTHRONE schlagen. Wie Tarantino verkörpern DARKTHRONE das Abfeiern alter Klassiker und die Ablehnung sämtlicher Hochglanzproduktionen. „The Underground Resistance“ ist ein klares Statement von Fenriz und Nocturno Culto. Nach dem großartigen „Circle The Wagons“ weicht der Crust-Punk-Anteil, dafür rückt der Achtziger Jahre Thrash- und Heavy Metal in den Mittelpunkt.

Um die Songs besser einordnen zu können, sollte man wissen, dass der Songwritingprozess bei DARKTHRONE getrennt abläuft. Heißt, Fenriz und Nocturno Culto haben je drei Songs beigesteuert. Der Opener „Dead Early“ stammt aus Nocturno Cultos Feder, dessen Würgen und Krächzen wesentlich kraftvoller als auf den letzten Alben daherkommt. Der Song ist ein düsteres Thrash-Metal-Stück und ein feiner Start. „The Underground Resistance“ scheint fast schon ein Split-Album zu sein, denn die Songs unterscheiden sich sehr stark voneinander. Abwechselnd geben sich die beiden Musiker die Klinke in die Hand. „Valkyria“ klingt, sobald Fenriz schräger Gesang einsetzt, ziemlich obskur und rumpelig. Dessen Songs sind melodisch und kombinieren epischen Speed Metal, wie den der früher Helloween, mit klassischem 80er-Jahre-Thrash.

Fenriz Gesang wird bei dem einen oder anderen Stirnrunzeln verursachen: Das Timing stimmt nicht immer, sein Organ klingt nicht nach jahrelanger Ausbildung, sondern auf eine komische Art und Weise indisponiert. Aber genau das muss eben bei einem Stück Musik wie „The Underground Resistance“ nicht der Maßstab sein. Denn solange schlicht und ergreifend das Feeling stimmt, hat man als Musiker alles richtig gemacht. Diese Betrachtungsweise kann man gut und gerne auch auf die anderen Aspekte der Musik der Norweger ausweiten: Gute Songs kommen vom Herzen, nicht aus der technischen Perfektion.

Nocturno Cultos Anteil auf dem Album ist deutlich grooviger und Black’n’Roll-lastiger ausgelegt, wobei auch schwere Doom-Einschläge nicht zu kurz kommen. Diese Songs sind auch die wesentlich durchschaubareren, während der Fenriz-Anteil einer 80er-Jahre-Wündertüte gleicht. Von einem Riff zum anderen wechseln sich frühe Iron Maiden mit schnittigen Thrash-Metal-Riffs ab, während im Refrain Gesangslinien kommen, die nur schwer einzuordnen sind. Aber diese Wundertüte macht auch den Reiz dieses Werks aus: Mit kuzweiligen Songs, teils unwiderstehlichen Melodien und großartigen Riffs zimmern DARKTHRONE ihr nächstes Meisterwerk zusammen. Dazu trägt auch die – für meinen Geschmack – perfekte Produktion bei: roh, analog, mit viel Charme und enormer Power.

Höhepunkt des Albums ist der Abschluss „Leave No Cross Unturned“ – ein knapp 14 Minuten langes Stück: Er beginnt mit Agent Steel geprägtem Speed Metal – sogar die typischen Screams der Amis sind zu hören. Nach einem Break folgt ein langer Celtic-Frost-Teil, um ganz am Schluss in einem doomigen Black-Sabbath-Riff den perfekten Abschluss zu finden.

DARKTHRONE schrecken vor nichts zurück. Die Musik der Norweger hat immer mehr einen gewissen Spaß-Faktor inne. Und das ist gut so. Zwar ist der Weg, den die Band dieses Mal eingeschlagen hat, wieder eine Überraschung – doch wundern wird sich niemand mehr. Die beiden scheißen weiterhin auf alles und jeden und machen das, worauf sie eben Bock haben – auch, wenn daraus ein eher klassisches Thrash-/Heavy-Metal-Album wird. Egal, denn die ehemalige Black-Metal-Elite meistert inzwischen auch dieses Genre. Die Truppe tritt einmal mehr richtig in den Arsch und erteilt eine kleine Geschichtsstunde in Sachen Speed/Thrash/Heavy Metal der frühen Achtziger. Uninteressant für alle, die die Band seit „The Cult Is Alive“ eh schon merkwürdig finden. Der Rest darf sich über einen weiteren Höhepunkt der DARKTHRONE-Diskografie freuen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Michael

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