Review Dead Alone – Nemesis

Zehn Jahre Bandgeschichte sind die Münchenern DEAD ALONE Grund genug, um das vierte Studioalbum „Nemesis“ auf den Markt zu bringen. So ganz ist der Durchbruch bislang nicht erfolgt, mit diesem Anlauf soll also alles besser werden. Inklusive Bonustrack schicken die Bajuwaren dafür eine gute Stunde Musik ins Rennen.

Dramatisch und bombastisch startet man mit dem Titeltrack, welcher die Marschrichtung für die folgenden zehn Songs vorgibt: Eine nicht übermäßig hohe Geschwindigkeit paart sich mit drückender Atmosphäre und einem kraftvollen Sound. Drei Zutaten, die normalerweise ein ordentliches Niveau erwarten lassen und tatsächlich klingt „Nemesis“ bei den ersten Durchläufen erst einmal sehr überzeugend.
Zwar bleiben nicht allzu viele Momente wirklich hängen, dafür kann man aber getrost die Songauswahl „blind“ treffen, man wird kaum enttäuscht werden. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dies liege an der Uniformität der Lieder und, ganz ehrlich gesagt, so falsch ist auch diese Annahme nicht. DEAD ALONE haben sich scheinbar über die Jahre eine bestimmte Blaupause zurechtgelegt, die im vorliegenden Fall über weite Strecken auch funktioniert.
Möglicherweise ist es das Problem der reichlichen Stilmischung: etwas Black, ein wenig Death, Doom kommt nicht zu kurz und die Düsterfraktion wird auch zufriedengestellt. Dies geschieht jedoch, wie es vielleicht sinnvoller gewesen wäre, nicht im Verlaufe des Albums, sondern in praktisch jedem Song. So wird es schwer, den Visionen des Quartetts wirklich folgen zu können.
Glücklicherweise wirken DEAD ALONE dem durch einige Qualität entgegen. Jeder der Musiker versteht sein Handwerk und Frontmann Florian verleiht den Liedern eine zusätzlich bedrohliche Stimmung. So wird das lyrische Konzept aus Aggression, Trauer und Tod probat umgesetzt, das selbstentworfene, phantasievoll-bedrohliche Artwork rundet die Sache auch künstlerisch ab.
Trotz alledem kommen beim wiederholten Genuss einige Längen auf. Klingt die Platte bei den ersten Durchläufen noch sehr homogen, entwickelt sich der Stoff nicht so weiter, wie man es sich zu Beginn eigentlich versprochen hat. Echte Hinhörer machen sich rar, „Nemesis“ funktioniert noch am Besten in seiner Gesamtheit.

Am Ende wird man also das Gefühl nicht los, dass bei „Nemesis“ noch etwas mehr drin gewesen wäre als ein insgesamt gutklassiges, aber nicht überragendes Album. DEAD ALONE wissen nach einer Dekade recht genau, wie man vernünftige Songs schreibt, aber die letzte Konsequenz lassen sie noch zu häufig missen. Trotzdem eine definitiv hörenswerte Platte.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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