Review Dead Eyed Sleeper – Through Forests Of Nonentities

  • Label: Supreme Chaos
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

Was tun wenn die eigene Band nicht richtig in Schwung kommt? Wenn statt dessen die Projekte die die Mitglieder nebenher laufen haben groß durchstarten? Genau: Nen Schlußstrich ziehen, den Namen ändern und plötzlich ist man vom unbekannten Underground Geheimtipp zum gefragten Allstarprojekt mutiert. Ganz so schreibt sich die Geschichte von DEAD EYED SLEEPER nicht, aber passen tut es trotzdem. Als Nachfolgeband der regional gefeierten Legacy veröffentlichten die Jungs bereits 2007 eine erste Demo um jetzt mit dem ersten Album durchzustarten. Dass sich für die Veröffentlichung gleich auch noch Supreme Chaos Records gewinnen lies, sollte schon Qualitätsmerkmal genug sein, mausert sich das schwäbische Label doch immer mehr zur Heimat von aussergewöhnlichen Perlen der deutschen Metallandschaft. Wem das nicht genügt, dem sei noch gesagt, dass DEAD EYED SLEEPER mittlerweile Musiker von Ahab und Fragments Of Unbecoming beherbergen, was sie zwar nicht zum Allstarprojekt macht, aber zumindest die musikalische Kompetenz der Mitglieder unterstreicht.

Genauso sperrig wie der Albumstitel „Through Forests Of Nonentities“ erscheint die Musik beim ersten Durchlauf. Man hat – um im Bild zu bleiben – das Gefühl vor lauter Wald die Bäume nicht mehr zu sehen und ist schlicht plattgewalzt. Zwar lassen die sehr atmosphärischen Intermezzi, das liebevolle Artwork und die saubere Produktion erahnen, dass hier große Kunst gewollt wird, allein die schiere Unmenge an Breaks, Tempiwechseln und schrägen Rythmen machen es einem nicht leicht diese zu erkennen. Aber man ist ja nicht Musikredakteur um sich von so etwas abschrecken zu lassen und wenn ich ehrlich bin, wusst ich sehr genau auf was ich mich bei DEAD EYED SLEEPER einlasse und gebe der Scheibe einen um den anderen Rundlauf bevor ich mich dem abschließenden Urteil nähere. Siehe da, das erwartete tritt ein: Nachdem ich beim abspühlen, joggen, einkaufen, computerspielen… und gefühlten 100 anderen Beschäftigungen immer wieder den Weg durch die Wälder des Nichtsein gewagt habe, hab ich ihn gefunden, den verträumten Pfad den schon das Cover verspricht. Vielleicht hatte ich es als im klassischen Death-Metal nicht verwurzelter eher schwer einen Zugang zu finden? Vielleicht fiel es mir besonders leicht als Fan progressiver Abartigkeiten? Ich weiß es nicht, fest steht nur, dass DEAD EYED SLEEPER hier eine Interpretation des Death Metal abliefern, die dem Genre alle Ehre macht. Denn Death Metal ist es was hier zelebriert wird, daran lassen bloß schon die tiefen Growls von Sänger Sam keinen Zweifel, sozusagen als progressiver Fels in der progressiven Brandung. Die restliche Truppe allen vorran Drummer Corny tun im Gegensatz dazu ihr Bestes die Grenzen des sonst eher engen Genres weit über das gewöhnliche Maß hinaus auszuloten, ohne dabei Abstriche an der Härte zu machen. Neben verträumten, fast schon meditativen Passagen, finden sich erhabene Riffgewitter die an Disillusions BTTTOS erinnern, gehörgangverknotende technische Spielereien und immer wieder arythmischer Blastbeat. Was sich auf den ersten Blick konvus anhört, klingt bei den ersten Durchläufen auch genau so. Doch sobald man sich auf die Klangwelt von DEAD EYED SLEEPER eingelassen hat erschließt sich einem ein gewaltiges Album, dass ohne Übertreibung zu den große Veröffentlichungen des Jahres gerechnet werden kann.

Es ist vor allem die trostlos bedrohliche Stimmung die von der Musik transportiert wird, die „Through Forests Of Nonentities“ zu so etwas besonderem macht. Das Album lässt sich auch nur schwer in einzelne Stücke zerteilen sondern wirkt erst so richtig als Ganzes. Erst in der Mischung entfalten einzelne Teile ihre ganze Wirkung, erst im Kontext wird man von den düsteren Emotionen einzelner Passagen so richtig gepackt. Ob es gelingt mit diesem progressiven Brocken den großen Wurf zu landen wird sich zeigen. Die zu Tage kommene Spielfreude und Leidenschaft die sich in den unzähligen Details der Musik wiederfindet lässt die Vermutung zu, dass es den – mit ihren anderen Bands erfolgreichen – Musikern hier auch um viel mehr als bloß eine weitere progressive Death Metal Scheibe ging. Etwas mehr Abwechslung in der Stimme und ich hätte ohne zögern die Höchstnote gegeben, aber auch so absolut empfehlenswert!

Wertung: 9 / 10

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