Review Dead Man In Reno – Dead Man In Reno

Wer kennt sie nicht, die Teenager-Website Nr. 1: MySpace.com. Schlimm genug, dass dort pubertierende Pickelträger ihren Senf über Gott und die Welt äußern, aber die neueste Mode ist es, eine Band zu gründen und über MySpace „Fans“ zu finden. Wer kennt sie nicht, die Killerpilze, die wöchentlich die Titelseite von Magazinen wie Bravo & Co. schmücken. Aber, und jetzt kommt es, MySpace ist aucht Plattform für die -härtere Gangart, wenn auch nicht unbedingt die beliebteste. Unzählige Metalcore-, Emo- und/oder Screamo-Bands nutzen die bekannte Seite als Karriere-Sprungbrett. So auch DEAD MAN IN RENO.
Rauschen leitet die CD ein, als hätte man auf einer Radiofrequenz plötzlich fremde Signale. Nicht sehr einfallsreich, der Übergang allerdings ist nett und der Song beginnt äußerst melodisch, aber doch eher typisch. Neu ist das nicht. Aber heftig klingt es, aber was heißt das schon, im modernen Zeitalter liegt das zum Großteil ja nicht mehr an der Band, sondern am Produzenten und dessen Equipment. So, genug gelabert, zur Musik: Typisch – ach, sagte ich das schon? Kann man nicht ändern, ist nämlich so. „To Attain Everything“ klingt wie zehn andere Songs aus diesem Genre, halb gesungen, halb gekreischt. Instrumental wäre die Angelegenheit hier gar nicht übel, aber der Gesang stört doch ein wenig. Und mein erster Eindruck täuscht nicht. Es geht genau in diesem Ton weiter. Zwar ändern sich Melodien und Aufbau der Songs, aber prinzipiell unterscheiden sie sich nicht in vielen Gesichtspunkten. Besonders negativ empfinde ich den Effekt, der die Vocals nur unnötig verzerrt. „From Here I Can See The Shore“, „She’s Tugging On My Heartstrings“, ich kenne da einfach keinen Unterschied. Da ist nichts, was hängen bleiben würde. „Given A Season Of Sun“ ist das nächste traurige Kapitel – nämlich ein Instrumental-Stück, eingespielt mit Akustik-Gitarren und sehr ruhig. Als hätte man soetwas nicht schon zur Genüge gehört.

Der erste und wohl auch einzige echte Lichtblick des Albums ist „Goodbye Tomorrow, Hello Dead Letters“, es ist wohl der Song, den die Band in Zukunft als Maßstab verwenden soll oder auch muss. Hier stimmt fast alles. Melodisch aber trotzdem hart und nicht „typisch“, das ist das Wichtigste. Die Drums stechen ebenfalls heraus und so ist der Song bis auf den Gesang doch recht stark. Zwar legt man mit „The Devil Made Him Do It“, „Cursed“, und vor allem mit „He Said, She Said“ noch drei doch recht gute Stücke nach, aber drei, vier gute Songs auf einem Album mit zehn Tracks wirkt sich dementsprechend auf die Bewertung aus. Die Band traut sich nicht so recht aus der Genre-Schablone hervorzutreten. Das merkt man auch an „Cursed“. Hier wird ganz kurz gegrunzt und es sind Death Metal-artige Riffs zu hören, aber wie gesagt nur sehr kurz und diese Dinge werden fast immer mit dem „typischen“ (ja, schon wieder), cleanen Gesang standardisiert, man betrachte den letzten Song „Lovestrainedrazorblades“ als Paradebeispiel dafür. Schade eigentlich.

Denn DEAD MAN IN RENO haben durchaus Potenzial. Sie beherrschen ihre Instrumente, der Sänger (Anm.: leider keine Namen der Bandbesetzung auf den Promo-Unterlagen) kann durchaus mehrere Tonlagen gut singen. Aber man begeht die Fehler die 80% der neuen Bands dieser Szene eben begehen. Man hat ein großes Vorbild und versucht es zu kopieren. Die eigenen Ideen und Interessen bleiben da freilich auf der Strecke.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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