Das Cover von "III" von Dexter Ward

Review Dexter Ward – III

  • Label: No Remorse
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

DEXTER WARD sind mittlerweile seit elf Jahren aktiv – für eine Underground-Band kein geringes Alter, an ihren Namensgeber reichen sie damit dennoch nicht annähernd heran: Der, Charles Dexter Ward mit vollem Namen, wurde bereits 1927 von Horror-Ikone H.P. Lovecraft erdacht und versuchte, mittels okkulter Rituale und Anrufungen die Unsterblichkeit zu erlangen. So viel zum literaturhistorischen Exkurs. Musikhistorisch konnten DEXTER WARD zumindest einen kleinen Fußabdruck hinterlassen, denn mit bisher einer EP sowie zwei Alben, die in der Szene allesamt ziemlich gut ankamen, konnte sich die griechisch-italienische Formation im Untergrund einen guten Namen machen. Mit dem schlicht „III“ betitelten neuen Werk erscheint nun die dritte volle Platte der Band.

Schon ab dem ersten Song von „III“ wird deutlich, dass DEXTER WARD sich in erster Linie am U.S. Metal der seligen 80er orientieren. Die knackige Uptempo-Nummer „Return Of The Blades“ punktet mit treibenden Riffs, enormer Energie und einem saustarken Solo. Sänger Mark Dexter klingt dabei ein bisschen wie ein etwas weniger hysterischer Harry Conklin (Jag Panzer, Satan’s Host, Titan Force) und hat damit die perfekte Stimme für solcherlei Musik. Spätestens beim „Ohohohoo“-Chor am Ende wird klar, dass die Combo Wert auf pathosschwangere Arrangements legt. Wenn das Energielevel aber weiterhin so hoch ausfällt wie in dieser Nummer, halten sich Kitsch und Power auf „III“ angenehm die Wage.

Überhaupt sind DEXTER WARD auf ihrem dritten Album vielleicht nicht zu Überraschungen, aber doch zu mehr Vielfalt als erwartet in der Lage. Im langsam aufbauenden „Soldiers Of Light“ sowie dem düsteren, ausgedehnten Abschluss „The Demonslayer“ ruft der Sound der Truppe beispielsweise Erinnerungen an Iced Earth zu „Something Wicked This Way Comes“ wach. Dabei gelingt den Herren auf „III“ eine schöne Mischung: Auf der einen Seite stehen eher treibende Uptempo-Hymnen wie „Conan The Barbarian“ oder „Reign Of The White Night“, das nicht selten an ihre kanadischen Kollegen Striker erinnert. Auf der anderen Seite verlangt gerade das Genre True Metal neben solchen Songs natürlich auch Stadion-Stampfer zum Mitgrölen, die sich auf dieser Platte etwa in Form von „The Dragon Of The Mist“ finden – es dürfte kaum überraschen, dass die Band mit den ebenso simplen wie epischen Melodiebögen der Nummer ins Territorium von Mitstreitern wie Majesty vordringt.

Ihr wenig innovativer, aber absolut stilsicherer Sound ebnet DEXTER WARD also augenblicklich den Weg in die Herzen aller, die Jag Panzer, Manilla Road oder Medieval Steel zu ihren Lieblingsbands zählen. Ähnlich wie ihre Vorbilder setzen die Herren dabei auf große, erhabene Arrangements mit eingängigen Melodiebögen und heldenhaften Refrains. Kitsch ist dabei stets ein Thema, dank der wuchtigen Produktion von „III“, die mit viel Druck und mächtigen Gitarrenwänden überzeugt, hat man es hier aber unüberhörbar mit einer Metal-Platte zu tun. Einzig wenn das – ansonsten voll überzeugende – „The Demonslayer“ die Platte mit den Chören von „Gloria In Excelsis Deo“ nebst Gitarrenriffs beendet, kommen DEXTER WARD gefährlich nahe an ihre Landsleute Rhapsody Of Fire heran. Das ist dann doch ein wenig zu viel des Guten.

Mit ihrem neuesten Album halten sich DEXTER WARD strengstens an die Regeln ihres Genres und sind obendrein um kein Klischee verlegen. Das wird nicht jedem gleichermaßen gefallen, zumal die griechisch-italienische Truppe bei ihrer Gratwanderung zwischen Riffmacht und Kitsch nicht selten nur haarscharf dem Sturz ins Schmalzfass entgeht. Dennoch: DEXTER WARD sind ganz eindeutig in erster Linie Metal-Fans und spielen auch für Metal-Fans. Darum hat die Band auch keinerlei Problem, auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln – auf „III“ hat sich die Mannschaft die besten Elemente ihres Lieblingssounds herausgepickt, dank treffsicherem Songwriting zu ihren eigenen Liedern neu verquast und präsentiert das Ganze jetzt mit derart viel Spielfreude und Energie, dass Fans von eingängigem True Metal sofort mitgenommen werden. Originell geht bestimmt anders, DEXTER WARD sind in ihrer fast schon naiven Freude an allem, was den Metal „episch“ macht aber derart charmant (und ehrlich), dass man ihnen das zu keiner Zeit übel nehmen kann. „III“ ist True Metal par excellence.

Wertung: 7 / 10

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