Review Dimmu Borgir – In Sorte Diaboli

Kaum eine Scheibe wurde von der Metallergemeinde im Jahr 2007 bisher dermaßen erwartet, wie die neue DIMMU BORGIR. Vier Jahre ist die letzte Großtat „Death Cult Armageddon“ nun bereits her, so wurden die Anhänger äußerst hungrig auf Album Nummer Acht. So konnte „In Sorte Diaboli“ auch für eine Extrem-Metal-Band überwältigende kommerzielle Chart-Erfolge einfahren: Platz 23 in den USA, Platz 7 in Deutschland und Platz 1 in der Heimat Norwegen.

Zum ersten mal in knapp 15 Jahren Bandgeschichten nehmen sich die Nordmänner eines Konzeptes an und erzählen im Verlauf der 43 Minuten eine Geschichte über einen Priesterassistenten im mittelalterlichen Europa, der feststellt, dass er mit dem Christentum eigentlich gar nicht konform geht.
Und wie es bereits der Albumtitel und das Coverartwork andeuten mag: „In Sorte Diaboli“ ist im Vergleich zum Vorgänger roher, dunkler und düsterer. Die Einsatz der orchestralen Elemente wurde merklich zurückgefahren, sie spielen aber weiterhin eine wichtige atmosphärische Rolle. Dafür verstecken sich im dichten Soundgewand wieder Keyboardklänge, wie man sie teilweise von der „Stormblåst“ kennt, vielleicht hat die Neuaufnahme ihres Klassikers den Jungs einige „neue“ Inspirationen verliehen. Außerdem hat ein vermehrter Thrash-Einschlag Einzug gehalten, die Melodien weichen meist disharmonischen Klängen oder roher Gewalt.

Stillstand ist für DIMMU BORGIR also weiterhin ein Fremdwort, eine weitere Verfeinerung des Stils ist hier zu hören. Gesanglich ist alles weiterhin auf oberstem Niveau, Shagrath keift teils noch fieser als bisher und Vortex’ (Simen) Klargesang wirkt majestätischer und besser als jemals zuvor und da er seltener als bisher eingesetzt wird, wirken diese Stellen schlicht noch großartiger.
Einzelne Lieder herauszupicken, fällt bei diesem Album schwer, es fehlt ein Überhit der Kategorie „Progenies Of The Great Apocalpyse“, der sich von Anfang an festsetzt und ein Dreh- und Angelpunkt beim Kennen lernen der Scheibe ist. „In Sorte Diaboli“ macht es dem Hörer somit wesentlich schwerer, Zugang zu finden, es verlangt nach mehreren aufmerksamen Durchgängen, bevor es sich erschließt, öffnet und seine Details preisgibt. So braucht es dann auch wirklich eine Hand voll Durchgänge, um sich wirklich damit anzufreunden und das Album nicht als einziges langes Lied zu sehen, das am Hörer vorbei durch die Anlage kriecht. Auch dann mögen sich keine einzelnen Hits herauskristallisieren, dafür aber hat jeder Song seine eigenen Stärken und tollen Stellen, sei es das häufige Zitieren des Albumtitels („The Chosen Legacy“), eine sogar schon beschwingt-fröhliche Feierstimmung („The Invaluable Darkness“) oder die düster-morbide Atmosphäre des Storywendepunktes „The Sinister Awakening“. Abwechslung wird geboten, auch wenn sie sich anfangs geschickt hinter Eintönigkeit versteckt.

Zwar kein Ausreißer, dafür aber auch absolut kein Tiefpunkt oder enttäuschender Song, eine großartige druckvolle Produktion – aber, wie sollte es auch anders sein, DIMMU BORGIR spalten wie seit vielen Jahren und Veröffentlichungen auch mit „In Sorte Diaboli“ wieder die Lager. Jeder, der es nicht mag, scheint einen anderen Grund zu finden, herumzunögerln, was bei einigen „Kritikern“ wirkt, als würde man es hauptsächlich tun, weil DIMMU BORGIR auf der CD steht. Mich würde stark interessieren, was diese Leute von der Musik halten würden, wäre es von einer anderen Gruppe. Diese Meinungen ausgeklammert dürfte „In Sorte Diaboli“ aber auch bei vielen Anhängern der Norweger Enttäuschung hervorrufen wie seinerzeit die „Spiritual Black Dimensions“, auch diese war sehr sperrig und wollte sich vielen nicht erschließen. Anders als beim 1999er Werk aber: Nachdem man Zugang zu den Liedern fand, nutzen sich diese kaum ab und bleiben interessant, spannend und mitreißend, was ebenso wie bei „Death Cult Armageddon“ und „Puritanical Euphoric Misanthropia“ für einen starken Langzeitfaktor sprechen dürfte.
Also, auch wenn der Einstieg schwer fällt: Nicht aufgeben, „In Sorte Diaboli“ hat viel zu bieten.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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