Review Divinefire – Glory Thy Name

Divinefire und Rhapsody – zwei Bands mit vielen Gemeinsamkeiten. Beide spielen orchestral-bombastischen Power Metal. Beide legen viel Wert auf Dramatik. Beide spielen mit vielen Gastmusiker. Beide verwenden Erzähler. Beide schreiben Fantasytexte, die zum Schmunzeln anregen. Nur der Unterschied: Bei Rhapsody geht es um Elfen, Zwerge und Drachen. Bei Divinefire um ein übermenschliches männliches Wesen, seinen Sohn und Engel.
Richtig! Bei Divinefire haben wir es mit einer so genannten „White Metal“-Band zu tun, also eine Metalband mit christlichem Hintergrund. Sogar die Widmungen der Bandmitglieder im Booklet bleiben davon nicht verschont. Oje… naja, wenn man sich das mal musikalisch betrachtet, ist es gar nicht einmal schlecht: Man arbeitet, wie gesagt, mit orchestralen Elementen, einem Erzähler (der natürlich Bibelverse vorträgt), druckvollem Schlagwerk, fetzigen Riffs, einem ausgebildeten Sänger… alles keine schlechten Zutaten. Aber ein Blick ins Booklet und mir wird schlecht. Nicht nur, dass die Texte vom Stil her peinlich sind (pures Mittelstufenenglisch à la Stratovarius), wenn dann noch Satan in Form von Growls auftritt, die dann von einem heldenhaften Pathos-Refrain niedergeschmettert werden („The Spirit“)… hallelujah! Naja, man kann ja das Lesen der Texte übergehen und sich ganz der Musik widmen. Unglücklicherweise kann man die Lyrics viel zu leicht verstehen, weswegen kitschig-satanischer Black Metal mehr Narrenfreiheit erhält. Abgesehen davon bietet Divinefire eigentlich ein ganz solides Power Metal-Album, nur machen sich hier und da einige kompositorische Schnitzer breit. So klingt der Refrain von „Never Surrender“ doch ekelhaft süßlich, wo der Pre-Chorus doch so schön aufbaut. Ähnlich sieht’s mit bei „The Sign“ aus. Und bei „Pay It Forward“ (uaarg, was für eine Schmalzstulle). Und bei „Live My Life For You“. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber in fast jedem Refrain sieht man einen selig-grinsenden Kirchenchor vor sich. Die beste Figur machen da noch „Out Of The Darkness“ und „The Spirit“. Aber diese Texte…
Instrumental lässt sich wie gesagt wenig meckern, aber hier sorgt erneut der Blick ins Booklet für Erheiterung: Da anscheinend keiner in der eigentlichên Band Soli spielen kann, hat man sich mehrere Gastgitarristen ins Boot geholt, die den Job übernehmen. Den machen sie dann aber auch entsprechend gut, zumindest unterstützen sie Bandkopf und Labelchef Rivel sehr songdienlich bei seinem Machwerk.
Aber was macht man nun mit so einer CD? Dass einem der Christenkitsch auf die Nüsse geht, erwähnte ich ja bereits. Und dass man musikalisch was drauf hat, aber natürlich auch keine kreative Offenbarungen abliefert, ist auch bekannt. Vielleicht sollte man all jenen, die kein Problem mit dem Christentum haben und ein offenes Ohr für eine weitere, nicht gerade fehlerfreie Power Metal-Band riskieren wollen, eine Empfehlung aussprechen. Allen anderen sei eher abgeraten.

Wertung: 4 / 10

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