Review Empyrium – Songs Of Moors And Misty Fields

EMPYRIUM und Gothic? Ich darf Entwarnung geben: Verrückt geworden bin ich nicht. Zumindest noch nicht ganz. Diese Gruppe in eine Schublade zu verfrachten, ist jedoch vor allem eines: nicht leicht. Eigentlich sogar unmöglich. Und so soll die Zuordnung zum gothischen Bereich auch nichts anderes als eine grobe Richtlinie darstellen. Jeder, der sich bereits mit dieser Gruppe auseinander gesetzt hat, wird mich verstehen können. Jeder andere sollte nicht erschrocken sein, wenn das, was er hört, weder Gothic, Rock noch Metal ist.

Die absolute Eigenständigkeit von EMPYRIUM konnte man schon nach Veröffentlichung vom Erstlingswerk „A Wintersunset“ nicht leugnen. Mit dem hier besprochenen Album setzten sie dann aber noch einen drauf. „Songs Of Moors And Misty Fields“ hat dieses oftmals vermißte besondere Etwas, das aus der breiten Masse heraussticht und so gut wie alles andere hinter sich läßt. Das nächste Problem läßt sich demzufolge erahnen: Eine Beschreibung der Musik ist nicht minder leicht durchführbar als die Zuordnung in eine Schublade. Die Vielseitigkeit, Emotionalität und Tiefe ist einfach zu komplex, um sie angemessen in Worte zu fassen. Jede einzelne Sekunde, jeder noch so einzelne Ton steht für sich, ist aus dem Gesamtwerk nicht wegzudenken und unmöglich in seiner Feinheit zu beschreiben. Viel zu monumental und einzigartig ist selbst die noch so kleinste Passage.

Zur musikalischen Seite sei betont, daß „Songs Of Moors And Misty Fields“ kein Werk ist, das vor technischem Perfektionismus nur so strotzt. Oftmals sind es gerade die kleinen Ideen, die die große Atmosphäre und den noch größeren Spannungsbogen erzeugen. Die Gitarre verschafft dem Material hier und da einen Metal-lastigen Unterton, verliert sich dann aber selbst häufig in ausgedehnten harmonischen Momenten, getragen von Flöte und Keyboard. Die ruhigen und anmutenden Minuten werden nur selten durch den Schreigesang von Markus unterbrochen, der ansonsten das komplette Spektrum von üblem Gekrächze bis Chor-ähnlichen Gesängen abdeckt und bereits damit im Alleingang dafür sorgt, daß die gesamten 45 Minuten über einiges an Abwechslung auf den Hörer zukommt. Kurz beschrieben ist „Songs Of Moors And Misty Fields“ ein Album, das einem einerseits einiges abverlangt, andererseits aber auch dafür sorgt, daß man beim Hören komplett eingenommen wird und nahezu alles andere um sich vergißt, wenn man sich denn darauf einläßt.

Nach „Songs Of Moors And Misty Fields“ sollten mit „Where At Night The Woods Grouse Plays“ und „Weiland“ noch zwei Alben folgen, bevor die Gruppe 2002 ihre Auflösung bekannt gab. Ganz verzichten muß man auf das Musikervolk EMPYRIUMs nicht, da Projekte wie THE VISION BLEAK, NOEKK und NACHTMAHR (jene, die auch die Split-Veröffentlichung mit HELRUNAR herausbrachten) weiterhin aktiv sind. Die Lücke jedoch, die man mit dem Tod der Gruppe hinterließ, bleibt ungeschlossen. Das Erbe von EMPYRIUM scheint unantastbar und wird wohl oder übel von keiner anderen Gruppe aufgenommen und neu verwirklicht werden können.

Noch am Rande erwähnt: Versucht erst gar nicht, dieses Album nur nebenbei laufen zu lassen. Es benötigt Eure volle und alleinige Aufmerksamkeit, um als das Meisterwerk aufzublühen, das es ist.

(Steffen)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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