Das Cover von "Immortals" von Firewind

Review Firewind – Immortals

Die Besatzung des griechischen Power Metal-Flaggschiffs FIREWIND hat viel zu tun: Chef-Saitenhexer Gus G. greift bei Ozzy Osbourne in die Saiten und wandelt ab und an auf Solo-Pfaden, Keyboarder Bob Katsionis hat einen Zweitjob bei Serious Black und Drummer Johan Nunez war bis vor Kurzem noch bei den nicht weniger umtriebigen Nightrage angestellt. Da ist es durchaus nachvollziehbar, dass Fans der Griechen stolze viereinhalb Jahre auf das nächste Album der Truppe warten mussten. Wie „Immortals“ zeigt, hat sich diese Wartezeit allerdings gelohnt.

Nach eigener Aussage wollten sich FIREWIND mit „Immortals“ wieder etwas mehr an den Sound ihrer ersten Alben annähern – das Resultat kann sich hören lassen, denn die Griechen haben hier nahezu alle Schwächen des eher durchwachsenen Vorgängeralbums „Few Against Many“ ausgemerzt. Die neuen Songs sind zweifelsohne vom klassischen Power Metal der alten Schule geprägt, weshalb schon in „Hands Of Time“ erhabene Melodiebögen und treibende Rhythmik den Ton angeben und Nummern wie „We Defy“ oder „Wars Of Ages“ setzen dieses Programm höchst erfolgreich fort. Es zeigt sich: FIREWIND gehen auf „Immortals“ deutlich gradliniger vor und wagen weniger Experimente als auf ihrer letzten Platte und das steht dem Sound von Gus G.und Konsorten bestens zu Gesicht.

An Abwechslung mangelt es der Band deshalb dennoch nicht und so flirtet die Formation etwa in „Back On The Throne“ überaus charmant mit den 80ern, mit dem Titeltrack haben die Herren ein wuchtiges Instrumentalstück auf Lager und im nachfolgenden „Warriors And Saints“ wird es dann richtig heavy. Eine weitere Neuerung ist, dass es sich bei „Immortals“ erstmals in der Geschichte der Band um ein Konzeptalbum handelt, dessen lyrischer Inhalt sich mit der älteren Geschichte Griechenlands, genauer der Schlacht an den Thermopylen (siehe „300“), beschäftigt. Solcherlei Projekte scheitern gerne an sich selbst, allerdings steht die erzählte Geschichte im Falle von „Immortals“ dem Songwriting glücklicherweise ganz und gar nicht im Wege – allenfalls das etwas peinliche Intro von „Ode To Leonidas“ erinnert daran, dass schwermetallene Konzeptwerke gerne in den übermäßigen Pathos abrutschen.

Überhaupt: Während FIREWIND beim Songwriting stets den Song als Ganzes in den Mittelpunkt zu stellen scheinen, ist „Immortals“ doch mehr als viele der jüngeren Platten der Griechen vom superben Gitarrenspiel des Bandkopfs gezeichnet. Das neue Album der Truppe bietet endlich wieder die technisch überragenden und hier dankenswerterweise oftmals ausufernden Leadgitarren-Passagen, die man sich von einem Gitarristen wie Gus G.wünscht. Offenbar hat das umtriebige Solo-Schaffen dem Mann geholfen, neuen Drive zu entwickeln, denn so entfesselt wie auf „Immortals“ frickelte Herr Karamitroudis bei seiner Hauptband schon lange nicht mehr.

Nun bestehen FIREWIND aber beileibe aus mehr als nur einem herausragenden Musiker, weshalb auch die nicht weniger beeindruckenden Duelle zwischen dem Axtmann und Keyboarder Bob Katsionis absolut hörenswert sind. Mit dem ehemaligen Metalium-Sänger Henning Basse stellen FIREWIND auf „Immortals“ obendrein ihren neuen Sänger vor und dessen raues, rockiges und doch variables Organ scheint das zu sein, was dem Sound der Griechen lange gefehlt hat. Apollo Papathanasio mag lange Jahre einen grundsoliden Job bei der Band gemacht haben, jedoch ist es zu begrüßen, dass die Band nun wieder von einer kernigeren Stimme geführt wird.

Viereinhalb Jahre Abwesenheit haben den griechischen Vorzeige-Metallern FIREWIND offenbar in jeder Hinsicht gut getan, denn auf „Immortals“ ist die Truppe nicht wiederzuerkennen. Wo die Band aus Thessaloniki zuletzt blutleer und richtungslos klang, regieren jetzt endlich wieder treibende Riffs, durchdachtes Songwriting und überschäumende Spielfreude. Dass sich FIREWIND dabei obendrein auf den gradlinigeren Stil ihrer Anfangstage besonnen haben, dürfte für Fans nur ein weiteres Kaufargument darstellen.

Wertung: 8.5 / 10

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