Das Cover des selbstbetitelten Firewind-Albums

Review Firewind – Firewind

Bei den Griechen FIREWIND ging es letztens reichlich turbulent zu: Keyboarder und Gitarrist Bob Katsionis, eines ihrer dienstältesten Mitglieder, hat die Truppe ohne Nachfolger verlassen und mit Neuzugang Herbie Langhans (Voodoo Circle, Radiant) wird nach nur einem Album erneut der Sänger ausgetauscht. Gitarrist Gus G. sieht seine Band also unter Zugzwang, weshalb ein klares Statement hermuss. Das erfolgt in Form ihrer neuesten Platte, die bereits von der runderneuerten und entschlackten Besetzung eingespielt wurde und schlicht auf den Bandnamen hört. Deutlicher kann man kaum sagen: Wir sind noch da.

Die Aussage, die FIREWIND mit ihrem selbstbewusst betitelten neuen Album machen, endet freilich nicht mit dessen Namen. Auf ihrer neunten Platte nehmen die Griechen ihre Hörerschaft mit auf eine Reise durch alles, was sie waren, sind und künftig sein wollen – und treten dabei nur sehr selten auf die Bremse. So gelingt der Band aus Thessaloniki hier der Spagat zwischen dem traditionellen, teils neo-klassisch angehauchten Power Metal ihrer Anfangsphase und zeitgemäß harten und doch melodiösen Songs, was die neue FIREWIND-Platte zu einem Power-Metal-Album macht, das mit beiden Beinen im 21. Jahrhundert steht und doch seine Wurzeln nicht verleugnet.

Schon der Opener „Welcome To The Empire“ bietet zwar das für die Band typische Zusammenspiel von kraftvollen Riffs und melodiösem Keyboard, überrascht jedoch mit ungewohnt harten, wuchtigen und modernen Gitarren. Ähnlich verhält es sich mit tonnenschweren Stampfern wie „Rising Fire“ oder „Perfect Stranger“ – dank melodischer Leads und großer Refrains sind dies klar Power-Metal-Hymnen, sie illustrieren mit ihren harten, modernen Riffs aber auch die Richtung, in die FIREWIND künftig zu gehen gedenken. Demgegenüber stehen hier Nummern wie das rasante, hymnische „Devour“, das den Genre-typischen Sound der 90er zitiert sowie Stadion-Hymnen wie „Orbitual Sunrise“ und „Overdrive“. Erstere ist dabei eine charmante Verneigung vor stilbildenden Europe-Songs und letztere bietet augenzwinkernd 80er-Kitsch mit zeitgemäßer Wucht.

Obwohl Sänger Herbie Langhans einen tollen Job macht und überraschend gut zum Sound der Griechen passt, ist es doch Gitarrist Gus G., der stets im Mittelpunkt steht. Jetzt, wo dieser sich das Rampenlicht nicht mehr mit Keyboarder Bob Katsionis teilen muss, ist der Synthie-Anteil bei FIREWIND zwar nicht ganz verschwunden, aber doch hörbar reduziert. Schon das minutenlange Intro-Solo des Albums legt nahe, dass Fans es hier mit der gitarrenlastigsten Platte der Griechen seit langem zu tun haben und im weiteren Verlauf der Platte soll sich dieser Eindruck bestätigen. Gus G. reichert jeden der Songs mit mindestens einer technisch irrwitzigen und doch schön phrasierten Leadgitarren-Eskapade an. Das mag nicht jedermanns Sache sein, aber gerade alteingesessene Fans werden sich freuen, dass FIREWIND ihrem Bandleader wieder ähnlich viel Platz einräumen wie  in ihrer Anfangszeit.

Sollten durch die Besetzungswechsel im Hause FIREWIND bei irgendjemandem Zweifel an der Handlungsfähigkeit der Band aufgekommen sein, so werden diese mit ihrem neuen Album restlos ausgeräumt. Die Griechen präsentieren sich mit ihrer selbstbetitelten Platte so frisch und angriffslustig wie schon lange nicht mehr und verarbeiten die besten Elemente ihres Sounds zu einem angenehm kurzweiligen Album voller überschäumender Spielfreude. Der Weggang von Bob Katsionis nimmt ihrer Musik zwar eine Dimension, der tolle Gesang von Neuzugang Herbie Langhans und die druckvollen, modernen Riffs fügen jedoch auch mindestens eine neue Facette hinzu. Mit einem Album wie diesem sind FIREWIND für die Zukunft bestens aufgestellt.

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Wertung: 8 / 10

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