Review Garbage – Let All That We Imagine Be The Light

  • Label: BMG
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Rock

Es gibt Künstler:innen, die trotzen Zeit, Trends und Turbulenzen – GARBAGE zählen zweifellos dazu. Nach „No Gods No Masters“ meldet sich das Quartett um Shirley Manson nun mit „Let All That We Imagine Be The Light“ eindrucksvoll zurück. Statt bloß auf Altbewährtes zu setzen, liefern GARBAGE ihr vielschichtigstes und düsterstes Album seit Jahren ab.

Schon der Opener „There’s No Future In Optimism“ macht deutlich, dass man sich nicht mit nostalgischer Selbstverklärung begnügt. Treibende Beats, kalte Synthie-Flächen und Mansons gewohnt eindringlicher Gesang setzen den Ton: Die Welt ist düster, aber Resignation ist keine Option. Diese Haltung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album.

„Chinese Fire Horse“ ist ein Paradebeispiel für die neue, bissigere Ausrichtung. In diesem Stück gibt sich Manson kämpferisch und unnachgiebig. Auch mit 58 ist sie kein bisschen zahm. In „Get Out My Face AKA Bad Kitty“ schwingt sie die verbale Keule mit einer solchen Wucht, dass sich selbst jüngere Kolleginnen warm anziehen müssen. Gleichzeitig beweist „Hold“, dass GARBAGE auch 2025 noch melancholisch und gleichzeitig elegant klingen können. Der Track ist klar vom Industrial inspiriert, wirkt zugleich verletzlich und kraftvoll. Eine schwierige und hier besonders gelungene Balance.

Der düstere Tiefpunkt – im besten Sinne – folgt mit „Have We Met (The Void)“. Der Titel ist Programm: Kühle Klanglandschaften, flirrende Elektronik und eine persönliche, fast schon voyeuristische Textzeile lassen tief in Mansons Innenleben blicken. Auch andere Stücke wie „Love To Give“ oder das hymnische „Sisyphus“ verbinden dunkle 80er-Reminiszenzen (DEPECHE MODE lassen grüßen) mit einer Haltung, die zwischen Trotz und Hoffnung schwankt.

Der Schlusspunkt des Albums überrascht dann noch einmal mit einer fast sakralen Ballade, die sich langsam aus elektronischen Fragmenten erhebt. Der Text bewegt sich zwischen spiritueller Erleuchtung und schmerzmittelbedingtem Delirium – ein starker, ambivalenter Abschluss für ein Werk, das sich in keiner Sekunde anbiedert.

GARBAGE haben sich mit „Let All That We Imagine Be The Light“ nicht nur rehabilitiert, sondern neu definiert. Die Band bewegt sich längst nicht mehr auf dem sicheren Terrain früherer Hits, sondern taucht tief hinab in emotionale und klangliche Abgründe – und findet dort eine neue Form von Stärke. Wer nach „No Gods No Masters“ gedacht hat, die Luft sei raus, wird eines Besseren belehrt.

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Wertung: 7.5 / 10

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