Review Grave Digger – Clash Of The Gods

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Heavy Metal

Also mal wieder GRAVE DIGGER – oder immer noch? Nach der erst kürzlich erschienen und eher mittelmäßig ausgestatten EP „Home At Last“ landet nun der neue Langspieler „Clash Of The Gods“ in den Läden. Nach der EP war meine drängendste Frage an dieses Album, ob die Gladbecker uns dieses Mal wenigstens eine Spur Originalität gönnen würden, sind sie stilistisch doch seit Jahr und Tag recht festgefahren. Natürlich erwartete ich keine Sprünge, progressive Einlagen oder sonstige große Innovationen, sondern hoffte eher auf kleine Signale, die verdeutlichen könnten, dass auch im Universum von GRAVE DIGGER inzwischen das Jahr 2012 begonnen hat.

Und was soll ich sagen? Die Götter scheinen meine Wünsche erhört zu haben. Aber jetzt nicht sorgen: Natürlich sind GRAVE DIGGER nichts anderes als GRAVE DIGGER und werden immer GRAVE DIGGER bleiben. Und so ist der musikalische Grundton ihres 17. Studioalbums (!) immer noch der klassische Heavy Metal teutonischer Spielart mit simplen, aber ohrwurmfähigen Riffs, stampfenden Drums und Chris Boltendahls markant-rauer Stimme. Nicht nur die Fans, auch die Produzenten haben sich perfekt auf diesen Klang eingespielt und gestalten ihn einmal mehr mit einem gekonnt dreckigen Unterton, aber perfekt abgemischt – alles paletti. Auch funktioniert das bekannte Konzept der Truppe in vielen Fällen immer noch wunderbar, wie z. B. die bandtypischen Tracks „Helldog“ oder „Death Angel And The Grave Digger“ eindrucksvoll zeigen. Mit „Walls Of Sorrow“ hat sich gar eine ganz große Nummer in bestem Totengräberstil auf das Album geschlichen.

Nun aber das Überraschende: Trotz dieser bewährten Zutaten schafft es die Band, frischer als die letzten Male zu klingen. In vielen Songs finden sich kleine, manchmal eher unscheinbare Elemente, die die Musik interessanter klingen lassen. Wer also befürchtet hatte, elf Mal denselben Song hören zu müssen, hat sich getäuscht – die Lieder kann man schnell auseinanderhalten.
Wie funktioniert dieser Trick? Einerseits durch ein betont abwechslungsreiches Songwriting, das Balladen, stampfende Midtempo-Songs und schnelle Nummern geschickt variiert. Andererseits mit den schon angesprochenen sparsamen Innovationen. So erklingt auf „God Of Terror“ plötzlich (und kurz) eine für GRAVE DIGGER ungewohnte Orgelpassage, in „Call Of The Sirens“ gibt es Cembalo-Klänge und zweimal wird cleaner Gesang eingeflochten („Medusa“, „Call Of The Sirens“). Auf dem Opener „Charon“ gibt sich zudem Michael Rhein von In Extremo am Mikrofon die Ehre – natürlich auf Deutsch, was die ohnehin dürftige poetische Qualität des Textes noch deutlicher zutage treten lässt (Kostprobe: „Der Tod, der steht euch gut / langsam stirbt das Blut“).
Auch die thematische Wahl fällt in die Rubrik der vorsichtigen Veränderungen: Mit der griechischen Mythologie betritt man zwar Neuland, bleibt aber gewissermaßen in Sichtweite bekannter Küsten, indem die Songs eine Mischung aus griechischen Göttersagen und der Odyssee präsentieren.

Angesichts dieser Neuerungen muss das Anfangsriff von „Call Of The Sirens“ als Zitat gewertet werden, nicht als Ideenlosigkeit – klingt es doch fast, aber eben nur fast, wie der Refrain von „The Dark Of The Sun“ des Erfolgalbums „Tunes Of War“. Resümierend bleibt also ein sympathisches Album, das sicher nicht das Genre neu erfindet, aber beweist, dass man auch im Jahr 2012 noch mit den Veteranen von GRAVE DIGGER rechnen darf.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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