Der Rockclub Nordbayern e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, regionalen und überregionalen Bands eine Auftrittsmöglichkeit im Fichtelgebirge zu schaffen. Der lauschige Club ist eine tolle Location für kleine Underground-Konzertabende und dass die Tickets für eine aufstrebende Band wie GWENDYDD samt Support bei nur 10 Euro liegen, ist eine mehr als nette Sache.
Kurz nach 20 Uhr stehen RAVENPATH aus Zwickau auf der Bühne, um den Anwesenden im kleinen Rockclub einzuheizen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sänger Ronny ist nach dem ersten Song bereits verschwitzt und erstmal außer Puste, er und seinen Mitstreiter ist die Freude über die Rückkehr auf die Bühne einfach deutlich anzumerken. Mit ihrem sehr gefälligen, dynamischen Melodic Death Metal können die Jungs die paar Dutzend Zuschauer spätestens nach ein paar Songs mitreißen, geschüttelte Matten und gereckte Fäuste nehmen im Laufe des etwa einstündigen Konzerts immer weiter zu. RAVENPATH kommen auch äußerst sympathisch rüber, wodurch die Herzen des Publikums erst recht erreicht werden, es sind durchgehend fröhliche Gesichter zu sehen. Nach einigen Zugabe-Rufen gibt es mit dem Amon-Amarth-Hit „Pursuit Of Vikings“ noch ein Schmankerl, dass die Stimmung auf den Höhepunkt bringt. RAVENPATH spielen den Track großartig und reißen damit auch den letzten im Club mit. Für die Band war der Gig nicht nur wegen der Rückkehr nach der Corona-Pause etwas Besonderes, zudem feierten beide Gitarristen ihr RAVENPATH-Livedebüt. Bis auf ein paar kleine Verspieler war das von der gesamten Band eine überzeugende und vor allem sehr sympathische Vorstellung.
- All Alone (Intro)
- Harbinger
- Myprivacy.com
- No Warning
- Is It Worth
- Ray Of Hope
- A Change In The Darkness
- The Raven’s Wisdom
- Left Behind Massive Walls
- Past Of The Future
- Pursuit Of Vikings (Amon-Amarth-Cover)
Während sich ein großer Teil der Besucher um den Merchandise-Stand, an die Biertheke oder die frische Luft bewegt, läuft der Umbau auf Hochtouren und nach einer kurzen Pause ertönt mit „Awakening“ bereits das Intro der aktuellen GWENDYDD-Scheibe „Censored“. Nach der Partystimmung bei RAVENPATH haben es die vier Mädels und der Schlagzeuger aus Bulgarien erstmal etwas schwer, zum scheinbar etwas geschrumpften Publikum durchzudringen. Ihr moderner Groove Metal ist schließlich auch schwerer verdaulich und bietet einige ungewöhnliche Songstrukturen auf. Das brachiale „Martyrdom“ sorgt anfangs noch für staunende Gesichter, spätestens bei „Human Nature“ aber tauen die Zuschauer langsam wieder auf und lassen sich von der unbändigen Energie von Sängerin Vicky mitreißen. Vickys Aufrufe zum Springen oder gar einen Moshpit zu starten, führen zwar nicht zum Erfolg, jeder Song wird aber artig beklatscht und bejubelt – wenn auch nicht so laut wie bei RAVENPATH, die am heutigen Abend die Showstealer waren.
Das mag an der bierseligen Laune im Club oder der gemütlichen Atmosphäre gelegen haben, aber definitiv nicht an GWENDYDD. Die Band zeigte vollen Einsatz, vor allem Vicky war ständig in Bewegung und bestrebt, alle mitzureißen und zu animieren. Überhaupt zeigten alle Musiker*innen eine großartige Leistung und bewiesen viel Professionalität. Eins ist jedenfalls sonnenklar: GWENDYDD gehören auf größere Bühnen und in Hallen mit 10- oder 100-facher Kapazität. In einer intimen Atmosphäre wie im Rockclub vor zweistelliger Zuschauerzahl wird man die bulgarische Band bald vielleicht nicht mehr sehen können.
- Awakening (Intro)
- Martyrdom
- Human Nature
- D.I.D.
- It’s All Up To You
- This Is A War
- Rape
- 21st Century Ignorance
- The Nightmare Ends Tomorrow
- Виновен (Guilty)
- A Hypocrite In A Child’s Eyes
- Spider
- Dreadful
- Lapse Of Humanity
- Suicide
- We Are The New Order
Am Ende des Abends konnte wohl jeder Besucher glücklich nach Hause gehen. Zwei tolle Bands in intimer Atmosphäre haben einen großartigen Underground-Abend geliefert. Allen voran GWENDYDD dürften demnächst aber durch die Decke gehen und in ganz anderen Ligen spielen, mit „Censored“ und ihren ausgiebigen Touraktivitäten – u. a. im Vorprogramm von Dark Tranquillity und Ensiferum – legen sie gerade den Grundstein dafür.