Review Hämatom – Wenn man vom Teufel spricht

Ok, an dieser Stelle folgt kein Versuch, pseudolustig von blauen Flecken auf die Band HÄMATOM überzuleiten. Stattdessen ein kleiner Abriss über die Vergangenheit der nicht ganz unumstrittenen Franken, die mit „Wenn man vom Teufel spricht“ ihr drittes Album präsentieren. Die Vorgänger „Wut“ und „Stay Kränk“ machten bereits im Titel (besonders zusammen) deutlich klar, worauf man sich musikalisch einlässt. Irgendwo zwischen New Metal und Crossover werden verschiedene Texte von literarisch überschaubarem Nährwert präsentiert. Live funktioniert das mit Kostümen und entsprechender Bühnenshow deutlich einfacher als im Studio. Doch mit ihrem dritten Output schaffen es Hämatom, ihre Qualität auch auf CD zu pressen. Die Kinderlieder und Märchen sind nun endgültig Geschichte.

Im Vergleich zu den Vorgängern klingt vieles auf „Wenn man vom Teufel spricht“ runderneuert: Das fängt beim gut abgemischten und vor allem ausbalancierten Sound an, der sich wahlweise an den Onkelz, FREI.WILD oder auch Rammstein und Slipknot anlehnt. Und es hört beim Songwriting auf, welches wie in „Es ist nicht alles Gold was glänzt“ die Überflussgesellschaft anprangert oder bei „Wer hat Angst“ religiöse Hörigkeit im Katholizismus. Wurde früher noch reichlich lapidar über Heidi Klum und ihr Topmodel-Casting gelästert („Heidi, wir hassen dich!“), so gerät die Verpackung der (gesellschafts-)kritischen Inhalte nun intelligenter und hochwertiger. Genau wie die Präsentation bzw. Produktion.
Für den Zweiteiler „Totgesagt doch neugeboren“ am Anfang und Ende des Albums holten sich Hämatom wiederum Unterstützung von Pat (Fiddler’s Green) und Philipp (FREI.WILD). Hier klingen die Süddeutschen sehr nach den Böhsen Onkelz, wenngleich im Fall von Hämatom die Riffs mehr überzeugen als das Songwriting. Gleiches gilt für „Sturm“. Doch glücklicherweise legt sich die Band auch auf „Wenn man vom Teufel spricht“ musikalisch nicht fest: So erinnern Double-Bass und moderner Metal im bereits angesprochen „Es ist nicht alles Gold was glänzt“ oder auch in „Fluch oder Segen“ sehr an Slipknot. Zwar führt der direkte Vergleich Hämatom immer noch ad absurdum, doch besonders Süd am Schlagzeug und Ost an der Gitarre verschmelzen hervorragend mit Nords eindringlicher Stimme. Diese ist zwar nicht für Oktavensprünge gemacht, aber wunderbar geeignet, um eindringliche Botschaften entsprechend zu vermitteln. So auch in „Man muss nicht sterben, um in der Hölle zu sein“ und in „Afrika“. Leider bedienen die Gitarrenparts noch zu sehr Melodic- bzw. Death-Klischees, doch Nord am Mikro fühlt sich stimmlich spürbar im Metalcore ebenfalls wohl. Die „Uh Uh Ah“-Parts in „Neandertal“ sind wiederum 1a livetauglich, die Akkordeon-Parts von Stefan (Fiddler’s Green) in „Circus Maximus“ eine wunderbare Ergänzung.

Und so schaffen es Hämatom mit „Wenn man vom Teufel spricht“ zum ersten Mal ein Album aufzunehmen, welches durchgängig unterhält und keine musikalische Achterbahnfahrt darstellt. In Sachen Riffing, Produktion und Lyrik waren für die Jungs tatsächlich aller guten Dinge drei. Dies mag nun rezensionstechnisch abgedroschen klingen, doch zum Glück ist es die dazugehörige CD nicht. Besonders für Freunde von Knorkator und Konsorten gibt es hier eine echte Alternative, nicht nur live.

Wertung: 7.5 / 10

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