Review Hail Spirit Noir – Oi Magoi

Nachdem HAIL SPIRIT NOIR im Jahr 2012 ein beeindruckend innovatives und eigenständiges Debüt-Album vorgelegt hatten, erscheint nun, erneut über das italienische Label Code666, mit „Oi Magoi“ der Nachfolger des griechischen Trios.

Übersetzt als „Die Zauberer“ betitelt, wartet das Werk mit sieben Stücken auf, die erneut an Vielseitigkeit nichts missen lassen und dem Stil des Debüts dabei im Großen und Ganzen treu bleiben: Auch „Oi Magoi“ lebt vor allem von der so eingängigen wie auch verschrobenen Melodieführung im Oldschool-Synthesizer-Sound, die der alles in allem nur noch vage im Black Metal verwurzelten Musik in Verbindung mit dem häufig eingesetzten Klargesang einen Touch Psychedelic-Rock-Atmosphäre verleiht. Double-Bass-Raserei sucht man hier, das sollte jedem klar sein, ebenso vergebens wie wildes Riff-Gesäge oder hasserfülltes Geschrei. Dafür wissen die Zauberer mit einer Menge Liebe zum Detail zu begeistern: Seien es die Bassspuren oder einzelne, extravagante Soundeffekte – HAIL SPIRIT NOIR lassen auch auf ihrem zweiten Album keinen Zweifel daran, dass sie sehr viel Zeit in das Arrangement ihrer Songs stecken.

Doch nicht nur die Komposition, auch der Sound ist erfreulich eigenständig gehalten: Von Jens Bogren gemastert, welcher bereits für Opeth, Karatonia oder auch Amon Amarth tätig war, erklingen die Stücke kraftvoll und transparent, ohne dabei den fast schon unverkennbar charakteristischen Sound, der HAIL SPIRIT NOIR beachtlicher Weise bereits auf dem Debüt zu eigen war, über Bord zu werfen: Auch in diesem Aspekt lassen sich HAIL SPIRIT NOIR nicht unbedingt als Black Metal klassifizieren – lässt der recht runde, fast weiche Sound von „Oi Magoi“ bisweilen doch eher an Prog-Metal denn an harsches Schwarzmetall denken.

War „Pneuma“ eine Art „love it or hate it“-Album, an dem sich die Geister bereits beim ersten Durchgang schieden, macht „Oi Magoi“ es dem Hörer nicht ganz so einfach: Wer gerade die Eingängigkeit von „Pneuma“ zu schätzen wusste, mag von den bisweilen etwas sperriger ausfallenden Strukturen der neuen Songs zunächst enttäuscht sein – andererseits hat „Oi Magoi“ hierdurch einen so eigenen Charakter, dass auch Hörer, die das Debüt nicht packen konnte, HAIL SPIRIT NOIR eine zweite Chance geben sollten.

Der Charme des Debüts und der Überraschungseffekt der Newcomer, die direkt mit einem grandiosen Album daherkommen, ließen die Hoffnungen, die auf dem Nachfolger ruhten, vielleicht etwas zu groß werden. Blendet man diese überzogenen Erwartungen jedoch aus oder hatte sie eventuell gar nicht erst, kann man „Oi Magoi“ als ein mehr als gelungenes Album schätzen, das von Durchlauf zu Durchlauf mehr Details preisgibt und sich dem Hörer so langsam, aber stetig erschließt.

Wertung: 8.5 / 10

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