Review Hail Spirit Noir – Mayhem In Blue

Griechenland mag kein Metal-Exportland sein, das unzählige Bands hervorbringt, denen der internationale Durchbruch gelingt – was jedoch den Weg zu uns herüber schafft, ist meist wirklich hörenswert: Nach Rotting Christ und Septicflesh schicken sich mit HAIL SPIRIT NOIR gerade die nächsten progressiven Black Metaller an, zum Exportschlager zu avancieren.

Nach den beiden mehr als gelungenen Alben „Pneuma“ und „Oi Magoi“ veröffentlicht das Trio nun sein drittes Studio-Album, „Mayhem In Blue“. Mit einem Mix ihres Stamm-Produzenten Dimitris Douvras und einem Master von Alan Douches, der Chelsea Wolfe ebenso zu seinen Klienten zählt wie Motörhead, sind die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches drittes Album denkbar gut.

Bereits der Einstieg – eine mystisch klingende Phrase auf Griechisch und der rockige Einstieg angenehm runder Distortion-Gitarren, zu denen sich bald der raue Gesang von Theoharis und verspielte 70s-Synthies und Hammond-Orgel-Sounds mischen – bestätigt, was die beiden Alben zuvor schon gezeigt hatten: HAIL SPIRIT NOIR wissen genau, was sie sich unter „ihrem“ Sound vorstellen.

Diesen ziehen die Hellenen im Weiteren auch konsequent durch: Musikalisch düster, in Sachen Sound organisch-retro, weckt „Mayhem In Blue“ schnell Assoziationen zu einem Soundtrack aus der Zeit des Schwarz-Weiß-Films: Während der Titeltrack mit einer verführerischen Gesangslinie, die sich mit bösartig rohem Gesang abwechselt, sowie seiner düsteren Grundstimmung eher in Richtung Gruselfilm bewegt, ist „Riders To Utopia“, mit seinen verschwurbelten Melodien, die sich um monotones Hammond-Gehämmer winden, ein Paradebeispiel für schwarzen Psychedelic-Rock.

Dennoch sind es weniger ganze Songs denn einzelne Momente, die aufhorchen lassen, während „Mayhem In Blue“ ansonsten vor allem dadurch überzeugt, dass es als Album wie aus einem Guss klingt. Vergleichbar ist die Atmosphäre, die HAIL SPIRIT NOIR so kreieren, am ehesten noch mit der des aktuellen Hexvessel-Outputs, „When We Are Death – wenn auch weniger verspielt und merklich düsterer und bedrohlicher im Gesamteindruck. Dieser wird nach großartigen 40 Minuten schlussendlich lediglich durch das Ende empfindlich gestört: Wie man ein solch durchdachtes Album mit einem derart stumpfen Fadeout abwürgen kann, ist nur schwer nachvollziehbar.

Wie schon auf ihren beiden Alben zuvor, machen HAIL SPIRIT NOIR auch mit ihrem dritten Album gewiss keine Musik für die große Masse, sondern ganz klar Nischenmusik, die gezielt Fans gleichermaßen düsterer wie verschrobener Musik mit viel Retro-Charme ansprechen soll. Genau dadurch jedoch zeichnen sich die Griechen aus – ist ein eigener, absolut charakteristischer Sound doch immer noch der sicherste Weg, sich einen Namen zu machen. Und diesen kann man HAIL SPIRIT NOIR beim besten Willen nicht absprechen.

Wertung: 9 / 10

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