Review Halloween – Terrortory

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Heavy Metal

HALLOWEEN gründeten sich 1983, also praktisch analog zu den deutschen Helloween. Eigentlich hätte die Karriere der Amis ähnlich verlaufen können wie die der europäischen Vorzeige-Power-Metaler, denn das musikalische Potential war vorhanden, wie das starke Debüt „Don’t Metal With Evil“ zeigt. Warum HALLOWEEN trotzdem nie dem Underground entfliehen konnten, entzieht sich allerdings meiner genauen Kenntnis. Sie hatten wohl mit vielen Unannehmlichkeiten zu kämpfen. So wurde z.B. das eigentliche zweite Album „Victims Of The Night“ erst zehn Jahre nach der Produktion (dann als drittes Werk) veröffentlicht. Die Truppe aus Detroit hat sich all der Schwierigkeiten zum Trotz aber nie entmutigen lassen und sich durch unzählige Live-Auftritte und einige Releases über all die Jahre eine treue Fanbase aufgebaut. Im Jahre 2012 steht nun das sechste Full-Length-Werk „Terrortory“ in den Startlöchern. Die Band hat es in Eigenregie produziert, und über Pure Steel Records wird das Album vertrieben.

HALLOWEEN haben den Rundling mit über 72 Minuten ganz schön vollgepackt. Das ist mutig, denn nur den wenigsten Bands gelingt es, über diese Distanz ein gleichbleibendes Level aufrecht zu erhalten. Mit der Kompositionsqualität haben die Amis kein Problem, sondern eher mit der Abwechslung. Wie gewohnt zelebrieren sie Old-School-Metal der US-Machart. Und auch wenn sie dabei schon vielfältig vorgehen – mal mit ordentlich Dynamik, mal eher episch, dann wieder ein bisschen düster-okkult oder auch einfach ziemlich straight – spielt sich der Stil von HALLOWEEN doch in einem recht engen Rahmen irgendwo zwischen Metal Churchs Heaviness und Mercyful Fates Düstermystik ab, und so schleichen sich angesichts dieser Spielzeit ein paar Längen ein.
Das Songwriting beherrschen die Gründungsmitglieder Brian Thomas und George Neal und ihre beiden Mitstreiter noch immer. Die Stücke haben ungeachtet ihrer jeweiligen Ausrichtung ein konstant gutklassiges Niveau. Dabei haben Freunde der wuchtigen Mid-Tempo-Stampfer wahrscheinlich am meisten Spaß. Meine persönlichen Favoriten sind der düstere Titeltrack „Terrortory“, das ebenso melodische wie energiereiche „Images Quite Horrible“, das schwere, drohende „Caught In The Webs“, das vielschichtige „Not One“, das emotional-melancholische „Hands Around My Throat“ und das treibende „Where Is Michael?“
Die handwerkliche Arbeit der Detroiter ist durchweg in Ordnung. Die Vocals von Thomas sind ein wenig oldschoolig-kauzig, wie es sich für die Musik von HALLOWEEN aber auch irgendwie gehört. Das variantenreiche Gitarrenspiel sehe ich als das instrumentelle Highlight der Scheibe an. Produktionstechnisch hätte der Sound aber ruhig fetter ausfallen dürfen. Ich frage mich, ob das Werk teilweise ganz bewusst auf 80er-Garagencharakter getrimmt wurde. Es fehlt dadurch auch so ein bisschen die endgültige Power hinter der eigentlich großteils dynamisch ausgerichteten Mucke. Besonders beim Drumming und hier speziell bei der Snare fällt das schon manchmal negativ auf. Eine insgesamt druckvollere Produktion hätte schon sein dürfen.

Wenn man das Produktionsmanko außen vor lässt, ist „Terrortory“ ein gutes Album, das nur etwas zu lange ausfällt. HALLOWEEN hätten ihr Werk auf 55-60 Minuten schrumpfen sollen. Dadurch wären die verbliebenen Stücke vermutlich noch prägnanter in den Vordergrund getreten. Weniger wäre also tatsächlich mehr gewesen und hätte manche Länge vermieden. Freunde des düster-dynamischen US Metal werden an „Terrortory“ aber sicher ihre Freude haben. HALLOWEEN werden damit den Underground wohl nicht verlassen können, aber das scheint auch nicht ihre Intention zu sein.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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