Das Cover von "Clad In Black" von Helstar

Review Helstar – Clad In Black

  • Label: Massacre
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Heavy Metal

Vier Jahre ist es her, dass die U.S.-Metal-Urgesteine HELSTAR mit „Vampiro“ ein neues Album veröffentlichten. Im gerade vergangenen Jahr kam die Truppe dann mit der Single „Black Wings Of Solitude“ um die Ecke, was ihre Fans verständlicherweise als erstes Anzeichen für ein neues Album der Texaner werteten. Und sieh da: 2021 steht mit „Clad In Black“ tatsächlich eine neue, auf den ersten Blick umfangreiche Veröffentlichung von James Rivera und Band in den Startlöchern. Wer nun das nächste Studioalbum von HELSTAR erwartet, wird allerdings enttäuscht, denn „Clad In Black“ beinhaltet gerade einmal zwei neue Songs der Band.

Mit drei HELSTAR-Originalen und einer Reihe an Covers kann die erste CD von „Clad In Black“ wohl als EP angesehen werden. Den Anfang macht „Dark Incantation (Mother Of The Night)“, eine für diese Band nicht ganz typische Nummer. Der Song setzt zunächst mit düsteren Black-Sabbath-Vibes ein und entwickelt sich sodann zu einem kraftvollen Stampfer, der dank Riffing und Gesangslinien stark an King Diamond erinnert. Auch im folgenden „Black Wings Of Solitude“ huldigen HELSTAR mehr ihren Vorbildern als ihrem ureigenen Sound, denn der epische Song trägt alle Züge einer Power Ballade aus dem Hause Judas Priest. Einzig das mit nicht einmal fünf Minuten vergleichsweise kurze „Across The Raging Seas“ ist mit seinem schneidenden Riff-Stakkato ein klassischer Titel ganz im Stile der Truppe. Dass sich die Texaner in den ersten zwei Songs zwar nicht aus ihrer Komfortzone, aber doch zumindest ein kleines Stück aus ihrem stilbildenden Sound herauswagen, hat durchaus seinen Reiz und macht diese Kompositionen eben zu klassischem EP-Material.

Der Rest von CD 1 wird mit Coversongs aufgefüllt. Als aktuelles bzw. ehemaliges Mitglied von Tribute-Bands wie Sabbath Judas Sabbath, Denim And Leather oder Children Of The Grave ist Bandkopf James Rivera dem covern britischer Genre-Titanen offenkundig nicht abgeneigt. Da verwundert es kaum, dass sich HELSTAR hier vornehmlich Klassiker von Judas Priest und Black Sabbath vorgenommen haben – der Accept-Song „Restless And Wild“ ist da noch die größte Überraschung. James Rivera ist ein hervorragender Sänger, HELSTAR sind eine großartige Band, was also könnte schiefgehen? Eben: Nichts. Die drei Nummern werden hinreichend authentisch und mit entsprechender Spielfreude abgefrühstückt, besonders originell ist die Auswahl allerdings kaum und zumindest „After All (The Dead)“ gab es schon als B-Seite zur letzten Single.

Und CD Nummer zwei? Die enthält das nach wie vor aktuelle Album „Vampiro“, das ursprünglich 2016 auf den Mark kam. Die Entscheidung, die Platte bei Massacre Records neu aufzulegen, ist durchaus nachvollziehbar, zumal sie bei ihrer Erstveröffentlichung über Ellefson Music zumindest in Deutschland mangels vernünftiger Vermarktung nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhielt. Alles, was damals für „Vampiro“ galt, ist auch heute noch wahr: Ähnlich vertrackt wie das 1989er Referenzwerk „Nosferatu“ transponiert die Platte den Charme des ersten „Vampiralbums“ von HELSTAR galant ins 21. Jahrhundert. Zwar fällt das Album damit auch ähnlich sperrig aus, vor allem eingefleischte Fans der Band aus Houston dürften sich damit aber mindestens genauso wohl fühlen wie mit dem Vorgänger „This Wicked Nest“.

Bei Re-Releases – und „Clad In Black“ ist vornehmlich genau das – stellt sich immer die gleiche Frage: Lohnt sich die Anschaffung? Für all jene HELSTAR-Fans, die den aktuellen Langspieler „Vampiro“ noch nicht in ihrer Sammlung haben, kann dies ganz klar mit „ja“ beantwortet werden. Sie erhalten hier zwei zum Preis von einem, wobei CD1 hier eher als Bonus-CD anzusehen ist, denn die letzte Studioplatte der Mannschaft kauft drei neuen Nummern und drei Covers problemlos den Schneid ab. Für alle anderen gilt: Zum leben zu wenig, zum sterben zu viel. Ob der Vollpreis gerechtfertigt ist, um sich das gleiche Album nebst der letzten Single noch ein zweites Mal in den Schrank zu stellen, nur um zwei neue Originale und eine Handvoll Covers genießen zu können, sei dahingestellt. Vermutlich eher nicht.

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Redaktion Metal1.info

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