Review Herod – Sombre Dessein

Von dieser Kindermordnummer in Betlehem mal abgesehen, weiß man nicht allzu viel über König Herodes. Über die Motivation von Pierre Carroz, seine Band HEROD zu nennen, kann also nur spekuliert werden – es scheint aber mit einem Aufenthalt in Schweden 2008, einer Bariton-Gitarre und einem alten 4-Spur-Rekorder zu tun zu haben. „Sombre Dessein“ ist das zweite Album der Band (und das erste mit Mike Pilat am Mikrofon, den der eine oder andere noch als Sänger der Post-Metal-Institution The Ocean zu „Precambrian“-Zeiten kennen könnte), die phasenweise durchaus an Pilats alten Berliner Wirkungskreis, aber auch Kapellen wie Gojira erinnert.

„Sombre Dessein“ ist ein Konzeptalbum und beschäftigt sich inhaltlich mit dem Ende des aktuellen Zeitalters und uns als Zivilisation in spiritueller, aber auch gesellschaftlicher Hinsicht. Das Artwork spiegelt dies auf sehr spezielle Art wieder, zeigt es doch sogenannte „Shipbreaker“ in Indien oder Bangladesh, die alte gestrandete Containerschiffe ausschlachten, um das Metall weiterzuverkaufen – eine lebensgefährliche Arbeit, quasi die Hölle auf Erden für diejenigen, die dazu gezwungen sind, um ihre Familie ernähren zu können.

Drei Gitarren an Bord ermöglichen Carroz und seinen Mitstreitern instrumental viele Möglichkeiten, dementsprechend komplex und detailverliebt sind die Arrangements und Songstrukturen, ohne dabei in klassisch-progressive Gefilde abzudriften. Die Schweizer kombinieren vielmehr Versatzstücke aus Post-Hardcore und Sludge zu technischem, modernen und groovigen Post-Metal. Und obwohl es einen Großteil der etwas über 40 Minuten Spielzeit von „Sombre Dessein“ akustisch auf die Fresse gibt, gewähren HEROD dem Zuhörer immer wieder Atempausen in Form von melodischen, allerdings nicht unbedingt balladesken Momenten – so gehört beispielsweise in „Mourning Grounds“, einem der Highlights des Albums, zu denen auch der Opener „Fork Tongue“ (der erste Track ist eher als eine Art Intro zu verstehen) gehört. Hier ist übrigens auch Bill Steer, seines Zeichens Gitarrist der britischen Grindcore/Death-Metal-Legende Carcass, zu hören.

HEROD gehören definitiv zu den härteren Vertretern der Post-Metal-Zunft, trotzdem bleiben Melodie und Atmosphäre nicht auf der Strecke. Einfalls- und abwechslungsreiches Songwriting und eine tolle Produktion von Julien Fehlmann (inklusive passendem Mastering durch den im Post-Metal-Sektor omnipräsenten Magnus Lindberg) machen „Sombre Dessein“ zu einem empfehlenswerten Album, welches neben den obligatorischen Post-Metal-Fans auch Freunde von Kombos wie Gojira, Breach oder auch Meshuggah ansprechen dürfte – auch wenn das Rad hier sicherlich nicht neu erfunden wurde.

Wertung: 7 / 10

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