Review HIM – XX: Two Decades Of Love Metal

  • Label: Sony
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Rock

Woran erkennt man, dass eine Band vom Szenehighlight zu einem wirklich großen Act geworden ist? Zum einen, wenn der Abstand zwischen zwei Releases immer größer wird und zum anderen, wenn die Band ein Album über ein Jahr im Voraus ankündigt, um dann ein Jahr im Studio zu verbringen. So gesehen muss man die Finnen HIM inzwischen wohl als internationale Superstars bezeichnen, bekommen sie es auf ihrer Jubiläumscompilation zur 20-jährigen Bandgründung auch gerade mal hin, einen neuen Track – dazu noch ein Cover – zu platzieren. Immerhin ist ein neues Studioalbum für Winter 2013 angekündigt.

Dies soll hier aber nicht Thema sein, immerhin haben Ville Valo und seine Herzchen nicht weniger als die 20 größten Hits ihrer Historie zusammengesammelt und damit den Silberling auf ansprechende 76 Minuten gebracht – auch wenn dafür zahlreiche „Radio Edit“ notwendig waren und man es im Infoschreiben so klingen lässt, als verpasse man etwas, wenn man nur die Originalversion, nicht aber die gekürzte kennt. Mit insgesamt sieben Alben in der Hinterhand sicherlich kein Problem und alleine ein Blick auf die Singleauskopplungen und die damit verbundenen Charterfolge stellte „XX: Two Decades Of Love Metal“ quasi von selber auf. Ob dies der Band neues Leben nach insgesamt durchwachsenen Erfolgen in den letzten Jahren einhaucht, muss in meinen Augen kritisch beurteilt werden. Die fetten Jahre mögen vorbei sein, aber vielleicht kommt eine Zusammenstellung der größten Hits da gerade richtig, besonders, um neue Käuferschichten zu rekrutieren.
Denn – auch wenn dem einen oder anderen dies vielleicht unangenehm ist – Songs wie „Gone With The Sin“, „In Joy And Sorrow“ und natürlich das unverwüstliche „Join Me“ ständen auch 2012 noch jeder Band gut zu Gesicht – selbst wenn WDR2 diese Lieder schon seit Jahren fest im Programm etabliert hat.
Ansonsten ist die Veröffentlichung der Zusammenstellung mit so einem mickrigen Anteil an neuem Material doch eher fraglich. Ich meine, wer die Alben hat, sucht sich seine Favoriten sowieso selber zusammen, wer sie nicht hat, wollte sie bislang wohl nicht unbedingt haben. Bleiben also nur diejenigen, die 1995 noch zu jung waren oder wahrscheinlich noch gar nicht geboren waren. Diese Personengruppe hat die beste Phase von HIM leider verpasst und kann sich jetzt an der ebenfalls großartigen Coverversion von Chris Isaaks „Wicked Game“ (im Original allerdings noch ne Spur stärker) oder dem flinken „Your Sweet 666“ vom durchaus rockigen Debüt erfreuen.

Wie man sieht, ist alles an Bord, was man sich von HIM wünscht. Schade, dass die Band aktuell wohl etwas uninspiriert ist, auf den einen oder anderen Hit hätte man zu Gunsten von zwei oder drei neuen Liedern sicher verzichten können. So bleibt der Beigeschmack, dass das Album lediglich veröffentlicht wird, um zum 20. Bandjubiläum nicht ganz ohne Eier dazustehen. Kann man mitnehmen, wenn man die Band erst neu für sich entdecken will oder man nun wirklich jedes Fitzelchen der Finnen braucht. Alle anderen brechen sich keinen Zacken aus der Krone, wenn sie einfach noch ein Jahr warten und so lange die alten Alben hören, die sind in meinen Augen sowieso besser.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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