Cover JOB FOR A COWBOY

Review Job For A Cowboy – Moon Healer

Als im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass JOB FOR A COWBOY (endlich!) an einem Nachfolger für die Wundertüte namens „Sun Eater“ arbeiten, stellte man sich unweigerlich die Frage, wann die Platte damals eigentlich auf den Markt kam. Antwort: 2014. Zehn Jahre, nachdem die Prog-Death-Metal-Kombo „Sun Eater“ veröffentlichte, stellen sie ihren Fans also nun das Album vor, dass die schwere Aufgabe hat, aus dessen Schatten zu treten: „Moon Healer“.

Auf die Frage, warum JOB FOR A COWBOY erst jetzt zurückkehren, antwortet Sänger (und das letzte verbliebene Gründungsmitglied) Jonny Davy: „Ich musste aus familiären Gründen in der Band einen Schritt zurücktreten. Das war der Katalysator, der schließlich zu einer Weggabelung für uns alle führte. Wir sind alle getrennte Wege gegangen. Vaterschaft, zusätzliche Musikprojekte, akademische Abschlüsse und Karrieren außerhalb der Band hatten Vorrang und standen im Mittelpunkt des Lebens„, so dass sich die Band auf eine längere Pause einigte, sich aber die Tür für eine Rückkehr offenhielt. „Es war an der Zeit, die Schwelle zu etwas Neuem zu überschreiten„.

Nachdem mit den beiden Tracks „The Agony Seeping Storm“ und „The Forever Rot“ bereits vergangenen August und November zwei Singles auf den Markt gekommen sind, müssen sich Fans der Band aus Arizona nochmals ein paar Monate gedulden, bis sie „Moon Healer“ endlich in den Händen halten können. Darauf befinden sich acht Tracks mit einer (leider) kürzeren Spielzeit als „Sun Eater“, dafür darf man aber gespannt sein, was Schlagzeug-Neuzugang Navene Koperweis (Entheos, Fleshwrought, ex-Animals As Leaders, ex- Animosity) mit den Drum-Sticks zaubern wird.

Wer „Sun Eater“ noch gut im Ohr hat, weiß grundsätzlich, was das neue, fünfte Album von JOB FOR COWBOY zu bieten haben wird. Ihrer Mischung aus dominanter Saitenfraktion, allen voran der sich in den Vordergrund spielende Bassist Schendzielos (auch bei der Tech-Grind-Kombo Cephalic Carnage aktiv), und einem facettenreichen, oftmals überfordernden Schlagzeugspiel, nun erstmalig durch Koperweis vorgetragen, brachte JOB FOR A COWBOY bereits in der Vergangenheit viel Lob ein, dessen sie sich auch für „Moon Healer“ sicher sein können.

Und dennoch ist er da, dieser im Hinterkopf nagende Gedanke, dass sich die Herren aus dem Südwesten Amerikas unvorteilhaft präsentieren. Die acht Tracks bahnen sich ihren Weg durch den Gehörgang, einer nach dem anderen, und nach 39 Minuten erklingt der letzte Ton von „The Forever Rot“. Man muss nicht verwundert darüber sein, dass einem nach dem ersten Durchlauf von „Moon Healer“ kaum etwas, kein Riff, kein Lead, in Erinnerung bleibt – andernfalls wären JOB FOR A COWBOY nicht im Tech-/ Prog-Death-Bereich angesiedelt. Aber es ist merkwürdig, dass auch nach dem dritten und vierten Durchgang nichts hängen bleibt; allerdings nicht, weil die Songs belanglos, sondern weil sie überbordend sind.

So bunt, abstrakt und zusammenhangslos das Artwork von „Moon Healer“ gestaltet wurde, so präsentiert sich auch die Musik darauf. Als Hörer bekommt man eine Unmenge an Licks der Gitarristen Glassman und Sannicandro geboten, die ein Riff so spielen wie andere Gitarristen ein Solo, nämlich selten. Diese Aneinanderreihung von kaum bis gar nicht wiedererkennbaren Elementen werden zusätzlich noch mit einem scheinbar durchgängigen, 39 Minuten langen Bass-Solo von Schendzielos gekrönt, der mit seinem Spiel den Eindruck abrundet, dass die Saitenfraktion von JOB FOR A COWBOY nicht gemeinsam im Studio war, um die Tracks aufzunehmen. Und was macht Koperweis? Sich dem anpassen und ebenso komplex spielen.

Dabei zeigt das kurze Zwischenspiel in „Grinding Wheels Of Ophanim”, wie leicht etwas Stimmung nur durch eine Riff-Wiederholung erzeugt werden kann. Stark ist auch das eigenständige Gitarren-Solo in „The Sun Gave Me Ashes So I Sought Out The Moon”, das sich mal nicht die Bühne mit Schendzielos‘ hervorragenden Bass-Skills teilen muss. Die Instrumental-Fraktion funktioniert erwartungsgemäß auch dann, wenn sie mal durchgängig bei einem Tempo bleibt („The Agony Seeping Storm”) oder ihre Tracks mit melodischen Outros („Beyond The Chemical Doorway”) und psychedelischen Zwischenparts ausstattet („The Forever Rot”).

Schade ist nur, dass all diese guten und spannenden Momente in der Aneinanderreihung von komplex-verspielten, kontrastreichen und bedingt greifbaren Passagen untergehen. JOB FOR A COWBOY überrennen ihre Fans mit Spielfreude und einer kaum überschaubaren Kreativität, wodurch der ein oder andere Hörer schnell auf halber Strecke verloren gehen kann; ein Umstand, der bei „Sun Eater“ glücklicherweise weniger ausgeprägt war.

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Wertung: 7.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Job For A Cowboy – Moon Healer

  1. Super geschrieben und exakt meinen Gesichtsausdruck in Worte gefasst.
    Sitzt man am Anfang noch begeistert unter den Kopfhörern, gebannt von der grandiosen Produktion, den Bassläufen und der insgesamten Spielfreude, so geht man nach einigen Tracks einfach verloren.
    Ich war am Ende des Albums äußerst verwundert wie belanglos das (eigentlich kreative) Album im Hintergrund plätscherte…

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