Review Kiss – Destroyer (Resurrected)

  • Label: Universal
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Hard Rock

Die Mannen von KISS, der wohl bestgeölten Geldmaschine der Rock’n’Roll-Szene, sind mal wieder zurück. Dieses Mal bescheren sie uns in Zusammenarbeit mit Produzent Bob Ezrin eine Neuauflage ihres legendären vierten Studioalbums „Destroyer“ von 1976 – schlappe 36 Jahre ist der Meilenstein schon alt. Dazu hat Ezrin die originalen Tapes in einer digitalisierten Fassung im Archiv gefunden und neu bearbeitet. Allzu viele Freiheiten hatte er sich dabei nach eigenen Aussagen nicht herausgenommen: Er hat den Mix adjustiert, einige Spuren, die damals nicht auf das Original-Album kamen, hinzugefügt, und ein paar Effekte auf „Detroit Rock City“ und „King Of The Night Time World“ erneuert.
Kleine Maßnahmen, große Wirkung – KISS klingen frisch und haben mehr Volumen und Kraft. Der Bass ist wuchtiger, präsenter, die Gitarren klarer, der Sound insgesamt differenzierter und markiger. Das nenne ich eine gelungene Überarbeitung!

Daneben hält das Album aber erstaunlich wenig Neues parat. Man hätte sich einige schöne Extras denken können, die diesem Dinosaurier des Hard Rocks gut gestanden hätten. Wie wäre es z. B. mit echten Bonustracks gewesen? Vielleicht Demoversionen aus dem Studio? Gar rare Live-Aufnahmen? Nein. Alles was wir hier bekommen, ist eine alternative Fassung von „Sweet Pain“, die mit einem anderen Solo ausgestattet ist – dieses allerdings auch von 1976. Neu eingespielt wurde nämlich nichts, dafür verbürgt sich Ezrin. Andere inhaltliche Veränderungen bleiben ähnlich unauffällig: Einige wenige extra Vocals auf „Beth“ sind eher homöopathischer Natur und werden von den meisten vermutlich gar nicht entdeckt. Auch die Freude über einen Bonustrack namens „Rock and Roll Party“ verpufft schnell, handelt es sich doch nur um 1:27 atmosphärischen Rauschens, die auf der Tracklist der Verkaufsverpackung folgerichtig unerwähnt bleiben.

Das Booklet informiert übrigens in seinen achtseitigen Liner-Notes vorbildlich über alle Eingriffe. Dazu gibt es stapelweise zeitgenössische Fotos der Band. Nicht zu vergessen: Das Cover ziert nun das originale Artwork, das dem Label angeblich damals zu brutal gewesen sei und deshalb 1976 nicht genommen werden konnte. Der Unterschied ist freilich gering: Andere Kostüme der Band sowie eine gänzlich brennende Stadt anstelle einzelner brennender Häuser. Erstellt wurden beide Versionen von Ken Kelly.

Aber: Natürlich ist es immer noch das Destroyer-Album, über das wir hier reden. Dementsprechend hervorragend ist sein Inhalt auch ohne Bonusmaterial. Ein Blick in die heutigen Live-Sets von KISS bestätigt noch dazu, dass die Band sich der Bedeutung dieses Albums sehr wohl bewusst ist. Über die Qualität von Liedern wie „Detroit Rock City“, „God Of Thunder“, „Shout It Out Loud“ oder „Do You Love Me“ brauche ich wohl kaum ein Wort zu verlieren – das hier ist Hard Rock, wie er sein soll, es ist KISS, wie sie sein sollen.
Und so hat jeder am Ende seine Entscheidung selbst zu treffen. Ist der (wirklich gute!) Remix einen Neukauf Wert, wenn man schon das Original im Regal hat? Da kann ich euch nicht helfen. Sollte dieser Meilenstein der Musikgeschichte aber noch gänzlich in eurem Regal fehlt: Geht los und kauft ihn. Jetzt. Sofort.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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