Review Kiss – Monster

  • Label: Universal
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Hard Rock

KISS hatten mit „Sonic Boom“ 2009 erstmals seit vielen Jahren neues Material veröffentlicht. Tat man sich beim Erscheinen noch etwas schwer, einzuordnen, ob das Album als Gesamtes Beständigkeit beweisen würde, kann man drei Jahre später sagen: Songs wie „Modern Day Delilah“, „All For The Glory“ oder „Danger Us“ sind großartige moderne Hard-Rock-Nummern, die sich in Sachen Qualität und Eingängigkeit auch vor den Großtaten der Siebziger keineswegs verstecken müssen. Insofern könnte man durchaus optimistisch an „Monster“ herangehen, wäre da nicht die schrecklich uninspirierte Namensgebung bei Album und Songs (für die KISS nun wirklich nicht besonders tief in der Klischeekiste wühlen mussten), die befürchten lässt, dass auch die Musik selbst mit nur wenig Elan angegangen wurde.

Diese Vorahnung bestätigt sich nach dem noch astreinen Brecher „Hell Or Hallelujah“ sehr schnell. „Wall Of Sound“, „Freak“, „Back To The Stone Age“ und im Wesentlichen alles was folgt, sind ziemlich lahme Songs im klassischen Spektrum zwischen typischem, markigem Groove-Hard-Rock und etwas seichtem Stadionrock. Die Strophen treiben nur oberflächlich und die Refrains ertönen viel zu unmotiviert, um im Ohr zu bleiben. Die Härte, die lauten Gitarren, das wirkt alles wie Fassade, die verdecken soll, dass das Material hier eigentlich ziemlich müde klingt. Nicht nur instrumental, auch gesanglich zeigt sich nun, was sich auf „Sonic Boom“ andeutete: Weder Stanley noch Simmons sind noch in der Lage, das Feuer der alten Tage zu transportieren. Der eine, meiner Meinung nach auf Alben wie „Destroyer“ DIE Rockröhre schlechthin, muss sich doch sehr bemühen, Tonhöhen wie früher zu erreichen und klingt schlicht nicht mehr so ausgeflippt und spontan, der andere bringt nicht mehr genug Stimmvolumen her, um die rumpelnden Gröl-Songs glaubhaft zu führen. Und Singer und Thayer, jeweils immerhin mit einem Song vertreten, hatten auf dem Vorgänger-Album ohnehin Glück, dass ihre jeweiligen Nummern musikalisch stark waren, hier klingen sie beide austauschbar.

„Hell Or Hallelujah“, das sehr entschieden vorantreibt sowie das zumindest in den Strophen breitschultrige „Eat Your Heart Out“ sind am Ende die einzigen Songs, die nach mehreren Hördurchläufen im Gedächtnis bleiben. Ansonsten ist das Material zur Gänze gesichtslos und bereitet wenig Freude. Dass gerade diese beiden Songs Stanley und Simmons alleine schrieben, während an fast allen anderen Thayer beteiligt war, muss gar nicht weiter interpretiert werden – wer auch immer dafür verantwortlich ist, „Monster“ ist, ganz nach seinen Namen, ein plattes Album, das vom KISS-Spirit der alten Tage nichts spüren lässt, aber auch keine alternativen Anreize schafft. Da legt man sich lieber „Destroyer (Resurrected)“ zu, die ebenfalls kürzlich erschienene, aufpolierte Version des Klassikers.
Man versteht ja, dass KISS auch heute noch gerne Geld verdienen, zudem ist ein Album immerhin ein guter Anreiz, auf Tour zu gehen, wo die Maskenmänner auch heute noch überzeugen. Mehr Kaufanreiz als die originalen Paul-Stanley-Christbaumkugeln aus dem offiziellen Fanshop bietet „Monster“ schlussendlich trotzdem nicht. Und das ist schade, haben KISS doch wirklich häufig genug bewiesen, dass sie es deutlich besser können.

Wertung: 4.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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