Review Lake Of Tears – A Crimson Cosmos

Gamla Svenske! Die vier Herren aus dem Land der freundlichen Elche sind nicht immer gänzlich einfach nachzuvollziehen. In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen sie seit etwa 15 Jahren ihre Alben und scheinen diese in zwei Kategorien einzuteilen: die ernsthaften wie etwa „Headstones“ oder „Forever Autumn“ und in die KIfferalben, die sich entweder durch ihre Titel verraten („Moons And Mushrooms“) oder obendrein durch ein unzweifelhaftes Artwort wie im vorliegenden Fall. Blättert man ein wenig durch das Booklet von „A Crimson Cosmos“ begegnen einem allerlei lustige Gestalten und viele bunte Farben. Das Studium der Texte räumt letzte Zweifel aus: noch wesentlich stärker den anregenden Kräutern waren wohl nicht einmal „Pink Floyd“ zu ihren Glanzzeiten zugetan.

Nun sieht sich der Hörer erst einmal einen gewissen Zwiespalt gegenüber gestellt. Gothic Rock oder auch Metal ist vielleicht nicht die letzte Musikrichtung, die man mit semilegalen bewusstseinserweiternden Mitteln in Verbindung bringen sollte, aber das Ganze thematisch auf einem Album zu „verarbeiten“ passt nicht so ganz in mein Weltbild dieses Genres. Ob der Spagat wohl gelingt? So ganz vermag ich das nicht zu sagen, auch wenn ich die Scheibe nun seit vielen Jahren kenne. „A Crimson Cosmos“ bietet auf einer leider etwas bescheidenen Spielzeit von knapp 40 Minuten 9 Songs, die sich sehr grob eben dem gotischen Metier zuordnen lassen. In Geschwindigkeitsfragen zeigt man sich wenig offen und agiert beinahe durchgehend im Midtempo, die RIffs klingen allesamt sehr ordentlich, lassen andererseits aber jegliche Virtuosität vermissen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass sich die Platte bestens zum Nebenbeihören eignet, eine Eigenschaft, die oft das vernichtenste Urteil ist, die man einer Scheibe zubilligen kann. In diesem Fall soll es aber gar nicht negativ gemeint sein, unterschwellig funktioniert das Ganze nämlich wunderbar. Und schließlich steht ja auch nirgendwo geschrieben, dass eine CD nur dann gut ist, wenn man bei jedem Song mehrfach aufhorchen muss.

Wenden wir uns der Einfachheit halber vielleicht lieber ein paar Liedern zu. Da das Tempo weitgehend sehr einheitlich daherkommt, macht es wohl nicht wenig Sinn, die „Ausreißer“ einmal etwas genauer zu beleuchten. In Sachen Speed kommt man dabei nicht um das ironisch angelegte „Devil`s Diner“ nicht herum, welches neben „Lady Rosenred“ auch gleich mal der kürzeste Song ist. Hier geht man verhältnismäßig kompromisslos zur Sache, ein zackiges, aber völlig unspektakuläres Drumming treibt den Song gut an, die Saitenfraktion spielt ähnlich simpel daher und selbst der Gesang agiert über weite Strecken fast so etwas wie langweilig. Dies ist aber durchaus positiv gemeint, denn so kommt die Steigerung im Refrain (ich weigere mich mal, dies als „Ausbruch“ zu bezeichnen) umso besser rüber. Das folgende „The Four Strings Of Mourning“ schlägt dabei in die gleiche Kerbe, auch wenn der Aufbau innerhalb des Songs etwas differenzierter ist, der Refrain ist deutlich schneller angelegt als das wiederum etwas uninspiriert wirkende Vorgeplänkel.

Nicht verzichten möchte man auf die konträr angelegten Songs „When My Sun Comes Down“ und „A Crimson Cosmos“. Sie versprühen am ehesten den liebgewonnenen Schwermut der Schweden, auch wenn sie mit den angesprochenen, eher melancholisch angelegten Werken von Brennare und Co nicht wirklich zu vergleichen sind. Zumindest sind sie hervorragende Ohrwürmer, auch wenn auch in diesen Fällen nicht ganz klar wird, weshalb die Songs so unscheinbar bleiben. Handwerklich in Ordnung, stimmlich macht man nichts verkehrt und dennoch bleibt das fade Gefühl der Unfertigkeit zurück, welches mich irgendwie während des gesamten Albums beschlich.

Auch wenn die Songs live und in der prallen Mittagshitze überraschend gut funktionieren und in ihrer Beschaffenheit ja auch nicht schlecht sind, kann ich auch in Anbetracht einiger mäßiger Nummern wie „Raistlin And The Rose“, welches erst am Ende etwas cooler wird, keine absolute Kaufempfehlung aussprechen. Wer mag, komplettiert gerne und erfreut sich an der spaßigen Ironie, die LAKE OF TEARS mit „A Crimson Cosmos“ auffahren. Alle anderen halten sich aber bitte an „Headstones“, unzweifelhaft die beste Platte der Band.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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