Leipa - Reue

Review Leipa – Reue

  • Label: Noisebringer
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Black Metal

Vor der Kreativität und Produktivität mancher Menschen kann man nur den Hut ziehen – der Multiinstrumentalist Noise ist ein solcher: Nicht nur, dass der Bamberger mit Kanonenfieber eine Band erschaffen hat, die derzeit völlig zu Recht durch die Decke geht, und neben immer mehr Shows auch kontinuierlich Musik veröffentlicht – „nebenbei“ hat er noch zwei weitere Bands, deren Output für sich genommen überdurchschnittlich hoch ist. So erscheint 2023 nicht nur das bereits vierte Album (seit 2018!) von Non Deus Est, sondern auch „Reue“, das zweite Full-Length der 2021 erstmalig in Erscheinung getretenen LEIPA.

Anders als bei Kanonenfieber mit der dort bearbeiteten Kriegsthematik oder den antireligiösen Non Deus Est wirken LEIPA etwas persönlicher ausgerichtet: Das erste Album „entstand aus Zweifel und Selbsthass“, wie es Noise seinerzeit formulierte, und auch „Reue“ wirkt nicht gerade vom inneren Gänseblümchen durchsaftet: „Du bist der Abgrund, in den du schaust“ oder auch „Am Ende wirst du sein, was du bist: Nichts“ sind Sätze, mit denen Noise das Konzept umreißt. Das kann man „klischeehaft“ finden – eine gewisse stimmungsvolle Aura verleiht es dem Album trotzdem.

Ähnliches lässt sich über die Musik sagen: Auch diese erfüllt so manche Erwartung, die man an ein Black-Metal-Album hat – aber auch den sieben Songs lässt sich eine überzeugende Atmosphäre attestieren. Eine große Überraschung haben LEIPA allerdings gleich zu Beginn parat: Denn mag „Reue“ auch düster klingen und von melancholischen Cleangitarren-Parts durchzogen sein – typischen Depressive Black Metal, wie ihn Konzept, Artwork und selbst das verzweifelt geheulte Intro hätten erwarten lassen, liefert Noise hier nicht ab.

Viel mehr handelt es sich um vergleichsweise aggressiven Melodic Black Metal. Während das „aggressiv“ vor allem vom ungestühmen Schlagzeugspiel und dem Gesang herrührt, der nicht überhören lässt, dass es sich hier um einen Kanonenfieber-Ableger handelt, sind die Songs instrumental von simplen, aber extrem eingängigen Leadgitarren dominiert, wie man das etwa von truen Schweden wie Setherial, aber auch den österreichischen Post-Black-Metallern Harakiri From The Sky her kennt. Die Assoziation mit Letzteren wird noch dadurch verstärkt, dass auch bei LEIPA immer wieder ruhige Passagen eingestreut sind. Diese klingen untereinander zwar sehr ähnlich (so beginnen der Opener „01.09.2015“ und „Schlaf“ von Tempo und Lage abgesehen nahezu identisch), und auch vom Aufbau her folgen die Songs sehr klaren Mustern – eben das macht LEIPA aber so gefällig.

LEIPA sind kein Projekt, das neue Impulse in die Black-Metal-Szene bringt. In dem, was es ist (und wohl auch sein soll), ist „Reue“ dennoch überdurchschnittlich gut: LEIPA verbindet liebliche Melodien (herausragend: „Tier“) und melancholische Clean-Parts mit herrlich ätzenden Vocals und fiesem Double-Bass-Geballer – und das in jeder Hinsicht gekonnt. Dass für das komponieren und einspielen alle Instrumente, für den Gesang und die rundum stimmige Produktion nur ein einzelner Mensch verantwortlich ist, nötigt zudem ehrlichen Respekt ab. Chapeau!

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Wertung: 7.5 / 10

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