Review Linkin Park – The Hunting Party

Hat „Hybrid Theory“ wirklich schon 14 Jahre auf dem Buckel? Kaum zu glauben, aber wahr – das damals vielumjubelte Debüt der erfolgsverwöhnten Jungs von LINKIN PARK liegt schon eine gefühlte Ewigkeit zurück und büßt auch heutzutage nichts von seinem bemerkenswerten Stellenwert ein. Denn nicht wenige kamen unter anderem über dieses Album zum eigentlichen Metal – mich eingeschlossen – und ließen sich hiervon maßgeblich musikalisch sozialisieren. Nachdem sich die Amis rund um Sänger Chester Bennington in den letzten Jahren eher verstärkt kommerzielleren Klängen hingaben und an ihrer Musik massiv herumexperimentierten, was dementsprechend vielen nicht gefiel, erfolgt nun im Jahr 2014 mit „The Hunting Party“ eine Art Rückbesinnung auf alte, fast schon vergessene Stärken sowie rockigere/ metallische Klänge und somit eine der positivsten Überraschungen in diesem Jahr.

Der Wow-Effekt setzt bereits ab dem ersten Song ein: Mit einem inbrünstig gebrüllten „no control, no suprise“ begrüßt uns ein wütender Chester in „Keys To The Kingdom“ und wird einige Sekunden später von einem harten Up-Tempo-Part unterstützt, bei dem endlich wieder richtige Gitarren zu hören sind und das Schlagzeug auch wieder nach einem richtigen klingt. Schon der Opener entpuppt sich somit mit seiner harten, fast punkigen Grundausrichtung und den typischen Rap-Parts von Mike Shinoda als nostalgische Hommage an die ersten beiden Erfolgsalben („Hyprid Theory“, „Meteora“), schafft es jedoch, neue interessante Akzente zu setzen wie beispielsweise die eingängigen Chöre und Gitarrenleads im Mittelteil. Die erste Überraschung sitzt also, doch LINKIN PARK ruhen sich nicht hierauf aus. Die weiteren Tracks bieten eine Art Querschnitt der gesamten Diskographie, kombiniert mit frischen Akzenten und pendeln zwischen Härte und Melodie hin und her. Die erste Single „Until It’s Gone“ könnte sich auch sich auf der „Living Things“ befinden, das balladeske „Final Masquerade“ auf der „Minutes To Midnight“. Songs wie „War“, „Guilty All The Same“ oder „Rebellion“ (bei welchem ein gewisser Daron Malakian die Gitarre bedient) ziehen hingegen wiederum den Härtegrad an und laden geradewegs zum gepflegten Abgehen ein, während ein „Mark The Graves“ erst mal einige Durchläufe braucht, um vollends zu zünden.

Instrumental gesehen beeindruckt auf „The Hunting Party“ speziell das Gitarrenspiel, welches sich nach vielen Jahren stoischer Rhythmusunterlegung oder gänzlicher Ausblendung endlich wieder austoben darf, hierbei sogar bisher unbekannte punkige oder gar thrashige Riffvariationen („Rebellion“) offenbart. So gelingt es LINKIN PARK, neben vielen Verweisen auf ihre Vergangenheit, auch neue Ideen und Ansätze in ihre Songs zu integrieren, welche das Album auch nach mehreren Durchgängen nicht langweilig werden lassen – eine Schwäche, die besonders die Vorgänger auszeichnete. Zwar bekommt der langjährige Fan hier kein zweites „Hybrid Theory“ oder „Meteora“ geliefert, aber dafür ein konsistentes, modernes Rock-/ Metal-Album einer Band, die es allem Anschein nach noch mal wissen will.

https://www.youtube.com/watch?v=YEMrRb849GU

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Sebastian Ostendarp

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