Review Liv Kristine – Libertine

[Entmetallisiert / Pop] Beschäftigungsarme Skandinavier gibt es scheinbar nicht nur männlichen Geschlechts. Die ehemalige Fronterin von Theatre Of Tragedy, Liv Kristine Espenæs Krull, ist nicht nur mit ihrer neuen Formation Leave`s Eyes unterwegs, sondern betätigt sich auch als Solokünstlerin. Mit „Libertine“ legt sie nunmehr ihr immerhin viertes Album (allerdings auch in fast 15 Jahren) als LIV KRISTINE vor.

Wikipedia urteilt über die Sängerin zwar insgesamt begeistert, aber auch schon für den Metalbereich deutlich einschränkend. So feiere sie weltweite Erfolge als Solokünstlerin im Pop-Rock-Bereich. Man verzeihe mir den einleitenden Exkurs, denn neben ein paar Songs mit Theatre Of Tragedy konnte mich die Dame nie wirklich überzeugen, wodurch ich sie in all den Jahren auch deutlich aus den Augen verlor. Nun ja, an dieser nicht vorurteilsfreien Einschätzung ändert sich vorläufig mal nichts, denn, um es vorwegzunehmen, ist LIV KRISTINE eigentlich genauso belanglos. Das klingt im ersten Moment mal hart und eigentlich bin ich mir auch sicher, dass die Musik der in Deutschland lebenden Norwegerin durchaus eine Zielgruppe hat, aber die dürfte meiner Einschätzung nach nicht im Metalbereich liegen. Zu seicht, zu wenig Tiefgang, zu wenig Emotionen, dafür eine Menge softrockige, beinahe schon auf Mainstream getrimmte Nummern, die auch dem nur mäßig anspruchsvollen Hörer kaum mal mehr als ein leichtes (Schulter-)Zucken entlocken. Dazu passt blendend, dass das diesjährige Duett mit Tobias Regener aufgenommen wurde, dem zugegebenermaßen James-Hetfield-Look-Alike mit möglicherweise ähnlichem musikalischen Background, der vor einigen Jahren bei „Deutschland sucht den Superdepp…äh…star“ gewann. Wird da noch jemand den Eindruck nicht los, dass es hier schon fast auf Castingniveau zugeht? Dazu schämt sich das Labelinfo nicht, mit Livs Beiträgen zu „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und „Germany`s Next Topmodel“ zu werben. Gehts denn noch?
Wer nicht abgeschreckt ist und trotzdem mal reinhören möchte, der fange möglicherweise bei „Panic“ an (und höre am besten auch gleich damit wieder auf), dem einzigen Lied mit einem Ansatz von Qualität, wie man sie in der Szene gewohnt ist. Der Song entwickelt sich ganz ordentlich, bietet einen stimmigen Refrain und ist insgesamt nicht so glattgebügelt wie der Rest vom Album. Über diesen legen wir vorsichtshalber mal den Mantel des Schweigens, viel Gutes wüsste ich auch nach etlichen Durchläufen nicht zu berichten.

Verstehen wir uns nicht falsch, Musik muss nicht hart sein, um gut zu sein, Musik kann perfekt durcharrangiert sein und trotzdem gefallen. Das Erschreckende ist auch nicht unbedingt, dass dieses auf LIV KRISTINE nicht zutrifft, sondern vor allem, dass eine anerkanntermaßen der Szene entstammende Persönlichkeit sich mit einem derartig langweiligen Album zufriedengegeben hat.

Wertung: 3 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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